Menschen
Ein sportlicher Kaplan für Roding

Sebastian Scherr ministrierte einst bei Papst Benedikt — und liebt das Touren-Skigehen und das Wandern in den Bergen.

24.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Thomas Mühlbauer
Kaplan Sebastian Scherr am Seitenaltar der Stadtpfarrkirche −Foto: Mühlbauer

Seit knapp zwei Wochen ist er offiziell in Roding – Sebastian Scherr, der neue Rodinger Kaplan. Er tritt damit die Nachfolge von Berno Läßer an, der die Pfarrei nach drei Jahren in Richtung Nabburg wieder verlassen hat. Geboren wurde Sebastian Scherr im Jahr 1984 in Regensburg, wo er mit einem Bruder seine Kindheit verbrachte. Hierbei wuchs er, wie er selbst sagt, zwischen Stadt und Land auf. Auf der einen Seite die Landbevölkerung in den Dörfern, auf der anderen Seite die Stadt Regensburg. Als kleiner Junge war er hier bereits bei den Hochfesten im Dom mit dabei, die ihn sehr geprägt haben.

In seiner Heimatpfarrer St. Wolfgang (Stadtteil Regensburg-Kumpfmühl) begann er mit zwölf Jahren das Ministrieren, dem Schulbesuch folgte das Abitur an der FOS in der Fachrichtung für Agrarzweig. Anschließend ging er für zwei Jahre zum Studium nach Eichstätt, wo er Religionspädagogik studierte.

Im Anschluss daran begab er sich für fünf Jahre ins Priesterseminar in seiner Heimatstadt Regensburg, wo er Theologie studierte. Doch wieso dieser „Umweg“? Scherr beschreibt es so: „Ich wollte mich nicht gleich auf Theologie festnageln, doch irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, wo ich mir gesagt habe, jetzt mache ich Nägel mit Köpfen und ziehe es durch.“

Schon 2012 im Landkreis

So verschlug es ihn bereits im Jahr 2012 in den Landkreis Cham, wo er als Diakon in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Furth im Wald tätig war. Hier lernte er die Gegend sehr schätzen. Ist doch Scherr ein sehr sportlicher Mensch, zu seinen Hobbys zählen Mountainbikefahren, Joggen, Laufsport und das Touren-Skigehen oder auch das Wandern in den Bergen. So hat Sebastian Scherr schon etliche 3000-er bezwungen.

Land und Leute im Landkreis hat er damals schon sehr ins Herz geschlossen und sich angenommen gefühlt. Auch Roding lernte er dabei bereits sehr gut kennen, wie Sebastian Scherr sagt: „In Furth ist Richard Meier aus Unterlintach Stadtpfarrer. Und in den Gesprächen mit ihm war Roding einfach das Maximum, mehr ging oft schon gar nicht. Auch hat er mich öfter nach Unterlintach zu seiner Familie mitgenommen“.

„Ich wollte mich nicht gleich auf Theologie festnageln:“Sebastian Scherr

Und auch die „Prophezeiung“ von Meier ist nun wahr geworden: „Er hat immer zu mir gesagt, du wirst irgendwann Kaplan in Roding. Und jetzt bin ich es.“ Und wie geht man damit um? „Es ist für mich ganz klar eine Ehre, Würde und eine Herausforderung zugleich. Diese Aufgabe verlangt auch einen gewissen Umgang mit den Bürgern. Ich kenne das aber aus meiner Heimat in Regensburg, wo ich schon als Kind die Landbevölkerung kennen gelernt habe, aber auch auf der anderen Seite von „klein auf“ die Politik, so war ich auch in der Jungen Union und CSU mit engagiert und so habe ich auch schon als Jugendlicher politische Größen getroffen“, so Scherr.

Der 29. Juni 2013 wird dem jungen Kaplan wohl für immer in Erinnerung bleiben, denn hier fand im Dom in Regensburg durch Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer seine Priesterweihe statt. Mit zwölf weiteren Diakonen wurde er zum Priester geweiht. „Das war etwas ganz Besonderes, es war zudem die erste Priesterweihe von Bischof Vorderholzer. Er hat „uns“ auch so als seine zwölf Apostel bezeichnet“.

Im Priesterseminar in Regensburg traf er auch damals bereits auf den ehemaligen Rodinger Kaplan Berno Läßer, mit dem bereits zur damaligen Zeit durch „dick und dünn“ gegangen ist. Seine Primiz feierte er in seiner Heimatpfarrei in St. Wolfgang in der Nähe von Regensburg-Kumpfmühl. Und anschließend kam der „Überraschungsbrief“, wie es Scherr beschrieb, dieser verriet ihm seine erste Kaplansstelle. So wurde er mit der Stelle in Vohenstrauß beauftragt, wo er bis Ende August Kaplan war.

„Das passt für mich“

Im Mai dieses Jahres war er gerade im Urlaub im Bayerischen Wald unterwegs, als ihn die Mitteilung über seine zweite Kaplansstelle erreichte und ihm verraten wurde, dass er ab September der neue Kaplan in Roding wird. Seine ersten Gedanken waren, so Scherr: „Ich war zunächst überrascht, aber ich habe mir dann gleich gedacht, dass passt für mich. Die Struktur der Pfarrei ist ähnlich wie in Vohenstrauß, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht damit gerechnet, nach Roding zu kommen“.

Doch man kann sich sicher sein, dass sich der neue Kaplan schnell in der Stadt einleben wird, wie er auch selbst überzeugt ist: „Ich bin sehr vielseitig und gehe gerne auf die Leute zu“. Und wie hat er sich auf seine neue Aufgabe vorbereitet: „Man kann sich nicht groß vorbereiten, jede Pfarrei hat eine andere Struktur. Ich lasse es einfach auf mich zukommen und werde stets versuchen, mein Bestes zu geben. Ich gehe mit „offenen Ohren“ durchs Leben und höre auch gerne zu. Ich freue mich einfach darauf, die vielen Menschen in dieser Pfarrei kennen zu lernen, auch gerne in den persönlichen Gesprächen“.

„Ich bin sehr vielseitig und gehe gerne auf die Leute zu.“Sebastian Scherr

Und wie ist der erste Eindruck von seiner neuen Wirkungsstätte? „Ich habe den ersten Eindruck beim Pfarrfest erhalten, die Leute sind hier sehr zugänglich und aufgeschlossen. Ich bin sehr herzlich und freundlich empfangen worden.“ Und welche Ziele hat er sich für seine Zeit in Roding gesetzt? „Ich bin mit Leib und Seele Priester und mir ist wichtig, dass die Kinder bereits von Beginn an in den Glauben eingeführt werden und wir Erwachsene ihnen stets Vorbilder des Glaubens sind“. So hat sich auch Sebastian Scherr einen Leitspruch zurecht gelegt: „Mein Gott mein Alles“, der vom Heiligen Franziskus stammt.

Kontakt mit dem Papst

Im Gespräch mit unserer Zeitung ließ uns der neue Kaplan auch noch an einer ganz besonderen Geschichte aus seiner Jugendzeit teilhaben, die ihn ebenfalls nachhaltig geprägt hat: Als vor zehn Jahren Papst Benedikt in Regensburg zu Besuch war, war Sebastian Scherr im Dom zu Regensburg mit in der ersten Reihe vertreten und als ihn Papst Benedikt sah, wusste er sofort, dass er diesen nun „jungen Mann“ von früher noch woher kannte. Denn als Papst Benedikt noch als Kardinal Joseph Ratzinger während seiner Urlaubszeit in Pentling die Gottesdienste hielt, stand der heutige Rodinger Kaplan Sebastian Scherr als Ministrant mit am Altar.

Über den ehemaligen „Hirten“ der Christen sagte Scherr: „Das prägt einen ungemein, es waren stets ganz unkomplizierte Begegnungen. Der ehemalige Papst hat sich immer mit jedem unterhalten, auch den ganz einfachen Menschen, dass hat mir schon damals stark imponiert. Er hat einfach mit jedem geratscht“, so Scherr. Doch in seiner Zeit in Roding, die auf zwei Jahre plus x ausgelegt ist, wird sich der Kaplan auch auf seine zweite Dienstprüfung als Pfarrer vorbereiten.

Gut eingearbeitet

Auch für Stadtpfarrer Holger Kruschina hat der neue Kaplan nur lobende Worte übrig: „Ich bin gleich sehr gut eingearbeitet worden. Er ist ein sehr offenherziger und offener Mensch. Durch Pfarrer Richard Meier habe ich Holger Kruschina bereits schon früher kennen gelernt und ihn da bereits gefragt, wie das so ist, wenn man bei ihm Kaplan werden wird. Zu meiner ersten Kaplansstelle hat es noch nicht geklappt, dafür aber nun drei Jahre später. Auch Pfarrer Richard Meier hat sich total gefreut, als ich ihm davon erzählt habe, so ist seine „Prophezeiung“ noch wahr geworden.“

Hier lesen Sie weitere Meldungen aus dem Landkreis Cham.

Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp