Menschen
Seine Wurzeln sind ihm wichtig

Bernhard Piendl steht seit vier Jahren an der Spitze der Caritas. Der Rodinger ist verantwortlich für 6000 Einrichtungen.

25.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Peter Nicklas
Bernhard Piendl „zu Hause“ am Hof seines Bruders. Vom Balkon bietet sich eine weite Fernsicht. −Foto: Nicklas

Wir sitzen beide auf dem Balkon des Hauses, das sein Bruder neben dem eigentlichen Elternhaus gebaut hat. Bernhard Piendl ist wieder einmal „daheim“, hat Zeit gefunden für Begegnungen mit Menschen, die ihm bei aller Bedeutung seines hohen Amtes an der Spitze der Caritas in Bayern auch noch wichtig sind: Seine Verwandten, seine „Freunde aus der Jugendzeit“.

Er hat auch für mich Zeit gefunden zum Plaudern, denn wir kennen uns von Kindesbeinen an. Bei aller Verantwortung, die er trägt und den Titeln, die ihm verliehen wurden, er lässt sie sich nicht „raushängen“, wie man auf bayrisch sagt. Er ist sich andererseits aber auch bewusst, wie wichtig es ist, Verantwortung zu zeigen an der Spitze eines Verbandes, der sich die Nächstenliebe an Menschen in Not zum Ziel gesetzt hat bei allen Regeln und Regularien, die einen Sozialstaat ausmachen.

Grundhaltung gegenüber Menschen

Caritas will gerade dort im Sinne Jesu Christi helfen, wo es am notwendigsten ist. „Die Caritas ist mehr als eine Organisation. Sie ist eine Grundhaltung gegenüber Menschen, besonders gegenüber Menschen in Not. Ihre Wurzeln hat sie in der Liebe Jesu zu den Menschen“, heißt es in einer Verlautbarung. Bernhard Piendl war 16 Jahre lang Direktor des Caritasverbandes Regensburg und hat dabei viele Erfahrungen gesammelt, die ihm zugutekamen. „Es passt - unterm Strich“ sagt er über seinen Beruf, der ihm auch Berufung ist und in dem er doch nicht ganz aufgehen, sondern sich auch noch einen persönlichen Freiraum bewahren will. Den hat er mit seiner Wohnung in Regensburg und auch mit den Aufgaben, denen er sich in der Diözese widmet.

Dass er auch in München jeden Tag mit der Feier der Hl. Messe mit einer Schwesterngemeinschaft beginnt, ist für ihn selbstverständlich.

Gern auch „zu Hause“

Wenn es ihm die Zeit erlaubt kommt er aber auch sonst gerne nach Trasching und Loibling, da braucht der Anlass nicht zu groß zu sein, ob nun der Gräbergang an Allerheiligen oder die Maiandacht der Vereine. Er interessiert sich aber auch weiterhin für die Entwicklung in der Landwirtschaft am elterlichen Hof.

Doch zurück zu seiner großen Aufgabe bei der Caritas, immerhin beschäftigt der Bayerische Landesverband mit all seinen Unterverbänden an die 150 000 Menschen. Er ist verantwortlich für über 6000 Einrichtungen. Bei all den Aufgaben, die er in München in der zentralen Geschäftsstelle zu bewältigen hat, bleibt doch ein Grundgedanke, der besonders durch Papst Franziskus neue Bedeutung bekommen hat: Wie kann Caritas, wie kann Barmherzigkeit im Jahr der Barmherzigkeit konkret gelebt und umgesetzt werden? ist schon eine Frage , die ihn bewegt, und die er z.B. auch mit Politikern oder anderen Vertretern der Gesellschaft diskutiert.

Bernhard Piendl ist zwar auch viel unterwegs in der Welt, doch sind ihm neben der Pflege internationaler Verbindungen auch die Pflege der Kontakte vor Ort wichtig. Vor allem ist die Caritas auch bemüht, bei der Änderung oder Neufassung von Gesetzen ihre Vorstellungen und auch Erfahrungen mit einzubringen und darzulegen, wie sie sich vermutlich in der Praxis auswirken.

Als Beispiele nennt Prälat Piendl das neue Bundesteilhabegesetz, in dem es um die Rechte Behinderter gehr, oder auch die viel diskutierten neuen fünf Pflegegrade anstatt der bisher üblichen drei Pflegestufen. Geändert werden soll auch die Ausbildung im pflegerischen Bereich mit der Zusammenlegung von Vorbereitung auf Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege.

Zur „Akademisierung“ der Pflege hält Direktor Piendl einen Anteil von zehn bis 20 Prozent von studierten Pflegekräften für durchaus sinnvoll, nicht jedoch eine vollständige Akademisierung. Bei der Neufassung der Gesetze im Bereich der Hospiz- und Palliativmedizin, also der Sterbebegleitung, sieht er eine wichtige Aufgabe, der jedoch in den Einrichtungen der Caritas schon immer hohe Bedeutung beigemessen wurde. Bedauerlich sei in diesem Zusammenhang, dass wegen des Rückgangs der Zahl der Ordensschwestern diese kaum mehr in Altenheimen oder Krankenhäusern im pflegerischen Bereich und vor allem in der Sterbebegleitung zu finden seien. Wie lange will Bernhard Piendl sein Amt noch ausüben? „Ein paar Jahre noch“ sagt er und schaut fast ein wenig versonnen in Richtung Bayerischer Wald. Alles Gute dazu!

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