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QXXQ: Senkrechtstarter im Höhenflug

Matthias und Franziska Eiban haben sich bis in Metropolen einen Namen gemacht. Ihr neuer Firmensitz ist in Waldmünchen.

11.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Im Frühsommer soll das neue „Zuhause“ der QXXQ-Studios in Waldmünchen fertig sein. Matthias und Franziska Eiban freuen sich darauf. −Foto: Schoplocher

Es hätte München werden können oder wenigstens Regensburg. Aber nein, Matthias und Franziska Eiban haben sich ganz bewusst für Waldmünchen entschieden, als sie für ihre aufstrebendenQXXQ-Studioseinen neuen Firmensitz gesucht haben. „Alles andere hätte nicht zu uns gepasst“, erklärt Franziska Eiban das, was ihr Bruder zugleich unter dem Begriff „Heimatverbundenheit“ zusammenfasst.

Wie sehr ihnen die „gigantische Peripherie“ (Matthias Eiban) und die Menschen hier am Herzen liegen, haben sie erst kürzlich wieder in Berlin erfahren.Dort waren sie für den renommiertesten Kurzfilmpreis nominiertund durften über den roten Teppich der Berlinale schreiten.

„Ein tolles Erlebnis, aber nicht unsere Welt.“Franziska Eiban

„Ein tolles Erlebnis, aber nicht unsere Welt“, fasste Franziska Eiban ihre Eindrücke zusammen. „Wir haben sogar ernsthaft überlegt, ob wir überhaupt hinfahren“, ergänzt ihr Bruder. Denn vier Tage komplett raus zu sein, ist bei dem Duo, das seit Jahren sieben Tage die Woche arbeitet, wahrlich nicht üblich.

Gute Auftragslage

„Wir haben wirklich gut zu tun“, erklärt der Start-up-Unternehmer. Neben von Matthias Eiban entwickelten Apps haben sich die Geschwister in der Gegend vor allem mit Imagefilmen einen Namen gemacht. So lange es geht, wollen sie im Zweier-Team arbeiten, „aber irgendwann wird das nicht mehr möglich sein“, meint Franziska Eiban.

Ob es nicht schwierig sei, mit dem eigenen Bruder so eng zusammenzuarbeiten? „Gar nicht“, lacht die 25-Jährige. Zwar habe man am Anfang ein paar Claims abstecken müssen, aber grundsätzlich sei es ein Riesenvorteil, „weil wir gleich denken“. Auch die Kombination Mann-Frau sei ein Gewinn. „Ich streu’ Puderzucker drüber“, beschreibt Franziska Eiban ihre Arbeit, wenn Matthias Eiban einen Clip so gut wie fertig gestellt hat.

Viel sei Bauchgefühl, meinen beide. Etwa, wenn Filmszenen mit Musik unterlegt werden oder der Zusammenschnitt erfolgt. Für zwei Minuten stehen oft 20 Stunden Filmaufnahmen zur Verfügung, erzählen sie. Da sei es schon eine Kunst, das Ganze auf den Punkt zu bringen. Weiterer entscheidender Faktor: Spaß bei der Arbeit – den haben beide immer und jeden Tag. Auch mit dem Druck, kreativ sein zu müssen, kommen beide gut klar. Und wenn der Kopf mal „durchgepustet“ werden muss, widmet sich Franziska Eiban dem Kochen, Matthias zieht die Laufschuhe an.

Nachdem die Geschwister im vergangenen Jahr für ihren Wettbewerbsbeitrag zum99fire-films Awardmit der Oma gedreht hatten, „war in diesem Jahr der Opa dran“, schmunzeln beide. Nach Platz drei 2016 hat es dieses Mal für den 99 Sekunden langen Clip „Sichtweise“ nicht für eine Auszeichnung gereicht, „das ist aber nicht schlimm“, sagt Franziska Eiban. Erstens mache die Produktion Spaß und allein die Nominierung als einer der drei besten beim größten Kurzfilmfestival der Welt sei „einfach der Wahnsinn“.

„Schon als Kinder sind wir mit Papas Kamera durch den Wald gelaufen.“Matthias Eiban

Ihr Können in Sachen Kameraführung und Co. haben sich Matthias und Franziska Eiban selbst angeeignet. „Schon als Kinder sind wir mit Papas Kamera durch den Wald gelaufen“, erinnert sich der 26-Jährige. Das Faible für die Natur,die Matthias Eiban mittlerweile mit der Drohne festhält, spiegelte sich schon in der ersten wichtigen Auftragsarbeit, einemImagefilm für die Heimatgemeinde Tiefenbach,wider. Nach und nach – und immer erst dann, wenn das nötige Kleingeld angespart war, wurde das Equipment erweitert.

Kreativwerkstatt im Hinterhof

Sogar der „Sprung“ nach Waldmünchen, wo in einem Hinterhof eine Art Kreativloft entsteht, geht ohne Kreditaufnahme. „Das ist unsere Mentalität“, stellt Franziska Eiban klar und ergänzt lächelnd, dass ihre Großeltern und viele Nachbarn wahrscheinlich immer noch nicht wüssten, womit sie eigentlich Geld verdienen würden.

„Da wären wir ein Studio unter vielen im Haufischbecken.“Franziska Eiban

Seine Arbeit könne helfen, hofft Matthias Eiban, den Film ganz grundsätzlich als Werbemedium wieder zu entdecken. „Denn was da geht, ist richtigrichtigcool“, schwärmt der Irlacher. Das sehen offenbar auch immer mehr Kunden so, denn längst werden die beiden Eibans in Regensburg oder München gebucht. „Da wären wir ein Studio unter vielen im Haifischbecken“, bekräftigt die 25-Jährige noch einmal den Entschluss, „hier“ zu bleiben. Hier kennt man sich, redet sich mit dem Vornamen an und ist zu Hause.

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