Tiere
Gestatten: Ich bin die kleine Gusti

Die Lohberger Tierpark-Leiterin Claudia Schuh päppelt ein Fischotter-Baby auf – und der Findling hält sie gehörig auf Trab.

17.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr
Das Fischotter-Mädchen ist acht Wochen alt und entwickelt sich nach Auskunft ihrer Ersatz-Mama Claudia Schuh prächtig. −Foto: kfl

Im Büro der fachlichen Leiterin des Bayerwald-Tierparks liegt neben Akten ungewöhnliches Beiwerk: Fläschchen, Trichter und Aufzuchtmilch, die sie für die nächste Mahlzeit ihres „Kindes“ benötigt. Gemeint ist ein Fischotter-Mädchen, das ohne ihr Zutun wohl nicht überlebt hätte. Aufmerksame Tierfreunde haben die knuffige Kreatur mutterseelenallein gefunden. Claudia Schuh hat den kleinen Findling auf Anhieb ins Herz geschlossen. Die erfahrene Veterinärin päppelte den Otter mit Aufzuchtmilch auf und nannte ihn „Gusti“. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Mittlerweile lebt „Gusti“ zwei Wochen auf dem Anwesen der Tierärztin und wird in absehbarer Zeit in denBayerwald-Tierpark Lohbergumziehen. Aber dazu muss sie noch wachsen. „Sie macht sich ganz gut“, schaut Schuh auf das quirlige Tier im Arm, das sich nicht einmal zum Foto-Shooting ruhig verhält. Claudia Schuh ist sehr zufrieden mit dem Zögling, der mit rund sechs Wochen bei ihr einzog und sie als Ersatzmutti akzeptierte.

Ungewisses Schicksal in der Natur

Die Kleinen schaffen das, fortan hält sie nichts mehr vor dem kühlen Nass zurück. „Da fühle ich mich nicht zur Nachahmung hingerissen. Aber: Ich jage sie durch das Wasser“, erklärt Claudia Schuh ihren Nachhilfeunterricht. Einstweilen hat die Furtherin ein Bächlein angestaut, sie setzt Gusti am Ufer ab: „Sie findet noch keinen Spaß daran, aber sie schwimmt durch, wenn ich sie locke“.

„Sie findet noch keinen Spaß daran, aber sie schwimmt durch, wenn ich sie locke.“Claudia Schuh

Weil der Tierpark nur über ein älteres Weibchen verfügt, wurde bereits klar, dass sie zunächst in ein abgetrenntes Gehege darf, um später in den Lebensraum der schlanken Wassermarder umgesiedelt zu werden. Da „Gusti“ ein Wildtier ist, holte Claudia Schuh die Genehmigung vom Landratsamt ein, die den Aufenthalt in Lohberg gestattet.

Im Körbchen unterm Bett

Mittlerweile kann Claudia Schuh wieder ruhig schlafen. „Bis vor zwei Tagen weckte mich mein Zögling in der Nacht auf“, erzählt sie. Die Tierärztin war ganz Ohr, denn der kleine Wurm schlief in einem Körbchen unterm Bett. „Ich hätte zum Anfang der Saison nicht mit einem Fischotterbaby gerechnet“, freut sie sich über den Nachwuchs. „Rennt sie nicht weg?“, fragt eine Frau, als sie das Kleine auf dem Arm entdeckt. „Nein, ich bin schließlich ihre Mama“, erklärt Schuh, dass es sich noch um ein Baby handelt, das den Kontakt zur (Ersatz-)Mutter braucht. Übrigens: Die Veterinärin zog vor Gusti schon zwei Fischotter erfolgreich auf: Mia und Momo. (kfl)

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