Wirtschaft
Große Herausforderungen für Mühlbauer

Der Rodinger Konzern ließ ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 Revue passieren, schraubt die Prognosen für heuer aber zurück.

27.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

Vorstand Josef Mühlbauer, Finanzchef Hubert Forster, Vorsitzender des Aufsichtsrats Stefan Mühlbauer, stellvertretende Vorsitzende Isabel Mühlbauer und Mitglied des Aufsichtsrats Steffen Harlfinger (v. r.) zogen bei der Hauptversammlung im Tecurity-Center Bilanz. Foto: Schreiner

Hinter der Mühlbauer Group liegt ein erfolgreiches Geschäftsjahr: Bei der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft im Tecurity-Center im Industriegebiet am Rodinger Bahnhof hat Josef Mühlbauer am Donnerstagnachmittag stolze Zahlen präsentiert. Die Entwicklung bescherte den Aktionären – wie im Vorjahr – eine Dividende von 1,50 Euro pro Aktie. Dennoch steht der Konzern vor großen Herausforderungen und übt sich für das Jahr 2017 in Zurückhaltung.

Aktuell ist das Unternehmen mit rund 3 200 Mitarbeitern an mehr als 30 Standorten weltweit vertreten. Über 400 Ingenieure sind in Forschung und Entwicklung tätig, fast 400 Lehrlinge stehen in der Berufsausbildung. Wie Vorstand Josef Mühlbauer in seinem Geschäftsbericht ausführte, werde man trotz eines verhaltenen ersten Halbjahrs kräftig für künftiges Wachstum investieren.

Wettbewerber aus Asien

Der Rodinger Konzern, der mittlerweile auf drei Kontinenten produziert, habe Technologiezentren in den USA, der Slowakei, Serbien, Malaysia und China, setze auf hohe Standards beim Thema Nachhaltigkeit und stelle sich auch künftig der sozialen Verantwortung. Trotz neuer Konkurrenten sei das Unternehmen in den drei Geschäftsbereichen Parts & Systems, Automation und Tecurity gut gerüstet. „Vom Einzelteil bis zum kompletten System – wir liefern alles aus einer Hand“, sagte Mühlbauer hinsichtlich des ursprünglichen Segments Parts & Systems. Im Bereich der Automation seien die Aussichten sehr zurückhaltend. In den Märkten Halbleiter-Backend, Smartcard und Passwesen, RFID/Smart Label sowie Solar und Vision stehe man vor großen Herausforderungen. „Wir liefern uns einen intensiven Kampf mit wahnsinnigen Wettbewerbern aus Asien und sind oft der Politik und Bürokraten ausgeliefert“, machte Mühlbauer deutlich. Jedoch werde man neue Konzepte und Lösungen entwickeln. „Wir sind wieder am Aufholen“, versicherte er. Im Feld Tecurity werden ID-Dokumente hergestellt – von der Idee bis zur Komplettlösung. „Da bewegen wir uns in der Oberliga, werden unseren Weg weitergehen, auch wenn man hier mehr Feinde als Freunde hat.“

2016 habe die Group weltweit wieder einige Projekte vollzogen. Beispielsweise wurden an Guatemala und Tadschikistan vier Millionen eID-Cards sowie an Georgien 500 000 Führerscheine geliefert. Aufträge erhielt der Konzern auch von der Schweiz, Algerien, Südafrika, Australien, Sudan und Südsudan. In manchen Ländern habe man mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen, mitunter kommt es auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen wie im Südsudan, so Mühlbauer.

Anschließend informierte er über die Zahlen aus dem Jahr 2016. Umsatz und operatives Ergebnis erreichten neue Bestmarken in der nunmehr über 35-jährigen Firmengeschichte. Der konsolidierte Umsatz von 293,5 Millionen Euro wurde um 7,2 Prozent gesteigert, während sich die Gesamtleistung des Konzerns um 3,4 Prozent auf 285,1 Millionen Euro erhöht hat. Von der positiven Entwicklung profitierte auch das operative Ergebnis. Dieses fiel mit 48,1 Millionen Euro um 5,4 Millionen Euro höher aus als 2015. Insgesamt weist die Mühlbauer Group einen Konzernjahresüberschuss von 39,5 Millionen Euro aus – nach 37,0 Millionen Euro im Vorjahr.

„Krieg ohne Blut und Mord“

Für das Geschäftsjahr 2017 wird hingegen mit einem deutlichen Rückgang gerechnet. Die Gründe: Zurückhaltung im Automation-Geschäft, projektbezogene Schwankungen im Tecurity-Bereich, weniger Umsatz durch überraschende Wettbewerber. „Wir befinden uns im Krieg ohne Blut und Mord“, so umschrieb Mühlbauer die aktuelle Situation am Technologie-Markt. Es müsse eine schwierige Phase überstanden werden, man sei aber zuversichtlich, wieder Marktanteile zurückzugewinnen.

Dr. Günther Hausmann von der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz und Thomas Walch von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger stellten einige Fragen zur Bilanz und der künftigen Entwicklung. Josef Mühlbauer und Finanzchef Hubert Forster gaben ausführliche Antworten. Das Unternehmen sei gut aufgestellt, jedoch werden geplante Investitionen und zunehmende Projekt-Vorfinanzierungen Einfluss auf die Liquiditätssteuerung nehmen und machen deshalb eine Anpassungen der Dividendenpolitik notwendig. „Es gibt aber keinen Grund, schockiert zu sein“, bekräftigte er. Ziel sei es, mit einer Mischung aus Investitionen sowie einem gewissen Maß an Risiko in die Erfolgsspur zurückzukehren.

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