Gastronomie
Schönblick: Der Name ist Programm

Aus einer baufälligen Hütte wurde „ein Stückerl von Paradies“, das bei Urlaubern und Hochzeitspaaren heiß begehrt ist.

01.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr
Steffi Bauer

Bettina Götze und Annette Brey haben von Thomas Schmidberger ein Verdauungsschnapserl spendiert bekommen. Die Aussicht vom „Schönblick“ ist sogar bei Nieselregen überwältigend.Foto: Bauer

Der Wald reicht bis an die verfallene Hütte heran, aus der Regenrinne wachsen die Birken. Vor dem Gebäude stehen ein zusammengebrochener Skilift und ein verrosteter Unimog. Kein Ort, an dem man freiwillig eine Nacht verbringen würde. Wenn man um die Jahrtausendwende den Weg zur „Wartner-Hütte“, die sieben Jahre lang leer stand, erklommen hat, bot sich einem dieser Anblick.

Aber Thomas Schmidberger und Juliane Rabenbauer sehen schon damals mehr in dem baufälligen Gebäude. Sie sehen den atemberaubenden Ausblick hinunter nach Neukirchen beim Heiligen Blut, bis nach Böhmen und bis zum Osser mit seinen Gipfeln. Sie sehen, was dieses einzigartige Fleckchen Erde einmal sein könnte, und so wurde die Hütte im Laufe der Jahre zu dem, was sie heute ist: das Haus Schönblick am Hohenbogen – „a Stückerl vom Paradies hoch oben am Berg“, wie es in einem Werbeprospekt beschrieben wird.

Wie es dazu gekommen ist, erzählt Schmidberger an einem kalten Spätsommertag in der warmen Gaststube. „Ich war schon ewig Wirt“, sagt der gelernte Koch, „27 Jahre hab ich eine Gaststätte in Hohenwarth gehabt.“ Sein Bierlieferant, der früher Stammgast am Schönblick war, stellte ihm jede Woche die gleiche Frage: „Bist scho oben g’wesn?“ Mit der Hoffnung, irgendwann wieder dort einkehren zu können, mit Schmidberger als neuem Hausherrn.

Daraus kann man etwas machen

„Dann sind wir halt miteinander raufgefahren“, berichtet dieser. Juliane Rabenbauer und er sind sich bald einig: Daraus kann man etwas machen. Das Paar beschließt, die alte Hütte zu kaufen. „Den ehemaligen Besitzer kannte ich schon“, erzählt der 63-Jährige, „also bin ich zu ihm gefahren und habe ihn gefragt, ob er verkauft.“ Dieser ließ ihn erst zappeln, und so wäre das Projekt beinahe gestorben, bevor es begonnen hatte. Schließlich kamen Schmidberger aber Behördenauflagen zu Gute. „Wir befinden uns hier in einem Wasserschutzgebiet, und die Hütte, die keinen Kanal hatte, hätte so nicht mehr bewirtschaftet werden dürfen.“ Die Investitionen von 80000 Mark, die zum Großteil bezuschusst wurden, wollte der ehemalige Besitzer nicht tätigen – Schmidberger und Rabenbauer aber schon, und so kam der Verkauf zustande.

„Es war die Katze im Sack“, so Schmidberger, „wir hatten die Hütte vorher nie von innen gesehen, sondern nur ein paar Blicke durchs Fenster werfen können.“ Dass alles sehr baufällig war und viele Investitionen zu tätigen sein würden, war ihnen klar. „,Jetzt spinnan’s alle zwoa‘, das haben wir schon ein paar Mal von Freunden gehört“, schmunzelt er. Aber die beiden stürzten sich mit viel Euphorie in den Neuanfang, renovierten und bauten an und um: „Begonnen haben wir mit einer Stube.“ Das reichte vorerst aus. Die ersten beiden Jahre ging das Geschäft schleppend. Aber dann sprach sich herum, wie lecker Schweinebraten und Kaiserschmarrn sind, wie gut der Service im Schönblick ist, und wie gemütlich man hier sitzen kann. Die Gästezahlen verdoppelten sich von Woche zu Woche, bald musste ein weiterer Gastraum angebaut werden, einige Chalets folgten und damit die Möglichkeit, Übernachtungsgäste aufzunehmen, außerdem ein Naturpool. Auch 2018 soll wieder gebaut werden, sobald die Genehmigung vorliegt: weitere Chalets auf Stelzen.

Ein Whirlpool mit Ausblick

Seit einigen Jahren gibt es neben den „normalen“ Zimmern auch jene mit einem Wellnessangebot. Sie sind jeweils ausgestattet mit eigener Sauna, Massageliege und Außenwhirlpool. Diese Zimmer sind das ganze Jahr über zu 90 Prozent ausgebucht, berichtet Schmidberger. Inzwischen kommen die Gäste von überall her, die meisten aber immer noch aus einem Umkreis von 100 km, zum Beispiel Weiden, Amberg oder Regensburg. Mittlerweile ist das Haus auch für Hochzeitsfeiern, gerne auch „Winter-“ oder „Mondschein-Hochzeiten“, sehr beliebt, über 50 finden hier jährlich statt.

Geöffnet hat der „Schönblick“ 365 Tage im Jahr. Schmidberger und Rabenbauer wohnen auch hier. „Aber nicht in einer der Wellness-Suiten“, sagt der 63-Jährige augenzwinkernd. Eintauschen würden die beiden ihr Leben in dieser Idylle in fast tausend Metern Höhe nicht, und die Entscheidung, das Haus zu übernehmen, haben sie nie bereut.

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