Bauprojekt
Bavaria-Ei will nur noch Freilandhaltung

Franz-Josef Kohl will Stall mit Bodenhaltung aufgeben, aber zwei neue Ställe auf Gut Schwaben bauen – 94000 Hennen geplant.

21.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

Ganz auf Freilandhaltung soll der Legehennen-Betrieb auf Gut Schwaben umgestellt werden. Die Aufnahme entstand nicht auf dem Betrieb in Gut Schwaben. Foto: dpa/Archiv

Eine Erweiterung des Legehennenbetriebs von „Bavaria Ei“ auf Gut Schwaben, das auf Kelheimer Gebiet liegt, ist weiterhin ein Thema. Mehrheitlich haben sich die Mitglieder im Bauausschuss kürzlich für eine Empfehlung an den Stadtrat ausgesprochen. Zweiter Bürgermeister Franz Aunkofer stimmte dagegen. Der Bauausschussmehrheit zufolge sollen der Vorentwurf des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes, Deckblatt Nr. 26 Sondergebiet Landwirtschaft Gut Schwaben, und der vorhabenbezogene Bebauungs- und Grünordnungsplan Nr. 119 öffentlich ausgelegt und u. a. Behörden dazu Stellung nehmen können. Im Stadtrat wird darüber am Montag, 25. September, abgestimmt. Der öffentliche Sitzungsteil beginnt um 17.30 Uhr im Deutschen Hof.

Keine weitere Biogasanlage

Im ursprünglichen Antrag, der im Winter im Bauausschuss war, war von insgesamt 113 000 Tieren (53 000 vorhandene Legehennen) ausgegangen worden. Nun ist die Gesamttierzahl auf 94 000 Legehennen reduziert und ausschließlich eine Freilandhaltung vorgesehen. Bürgermeister Horst Hartmann erwähnte einen Ortstermin. Nach Auskunft von Bauverwaltungsleiter Markus Schnell hatte es im Frühjahr einen Termin im Rathaus mit Antragsteller, Vertretern von Fachstellen, Stadt und Planungsbüro gegeben. Der Gesamtumfang für den Bereich im Flächennutzungsplan/Bebauungsplan umfasst 44 Hektar für eine Sondernutzung der gewerblichen Landwirtschaft. Nach der Vorentwurfsplanung wäre keine weitere Biogasanlage auf Gut Schwaben mehr möglich. Wie Städteplaner Fritz Bauer vom Architekturbüro Komplan, Landshut, sagte, werde die Fläche von der ursprünglichen Planung von 24 Hektar auf 44 Hektar erweitert.

Der Betrieb „wird gänzlich umstrukturiert.“ Ein vorhandener Stall mit Bodenhaltung werde stillgelegt. Ein Stall mit 24 000 Hennen werde in die Planung einbezogen. Beide neu geplanten Ställe haben laut Antrag je eine Fläche von 110 Metern mal 35 Metern. Er wies auf die Auslaufzone für die Tiere hin. Pro neuem Stall mit je 35 000 Tieren sei eine Freifläche von 140 000 Quadratmetern erforderlich. „Eine zweite Biogasanlage wird nicht mehr kommen“, so Städteplaner Fritz Bauer. „Der Schweinestall ist weiter im Bestand zu berücksichtigen“. Wegen des FFH-Gebietes „ist noch Klärungsbedarf“. Wegen der Ammoniakkonzentration sei es erforderlich, in Ställe „Luftwäscher“ einzubauen. Dem Stadtplaner zufolge sei keine Grenzwertüberschreitung bei Geruch, Ammoniak, Stickstoff und Staub. Fritz Bauer sprach von „einem komplexen Vorhaben“ und wies die Ausschussmitglieder darauf hin, dass „der jetzige Beschluss sie zu nichts verpflichtet“.

Ausschussmitglied Raimund Fries sagte: „Mich stört die Positionierung der beiden Ställe.“ Er fragte, warum diese „nicht weiter in der Mitte“ geplant würden? Wie der Städteplaner darauf antworteten, käme man bei einer Verlagerung weiter in die Mitte wesentlich näher an die Naturschutzgebiete ran.

Ausschussmitglied Franz Aunkofer vertrat die Ansicht: „Die Belastung rund um die Ställe wird enorm groß.“ Er bedauerte, dass im Gutachten „leider Gottes“ nicht auf die Tiere eingegangen werde. „Es ist eine Art und Weise der Tierhaltung, die ich nicht befürworten kann“, so Aunkofer.

Auf Anfrage teilte die Pressestelle des Landratsamts Kelheim vom Veterinäramt mit: „Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen in Haltungseinrichtungen, in denen sich die nutzbare Fläche auf mehreren Ebenen befindet, je Quadratmeter von den Tieren nutzbare Stallgrundfläche nicht mehr als 18 Legehennen gehalten werden.“ Der Behörde zufolge „müssen Auslaufflächen im Freien mindestens so groß sein, dass sie von allen Legehennen gleichzeitig genutzt und eine geeignete Gesundheitsvorsorge getroffen werden kann“. Die Gestaltung müsse so sein, „dass die Auslaufflächen möglichst gleichmäßig durch die Legehennen genutzt werden können (minimal vier Quadratmeter/Henne).“

Die Bebauungsplanänderung hat Franz-Josef Kohl beantragt. Zusammen mit seiner Frau gehört ihm die Bavaria-Ei. Wie er auf Anfrage unseres Medienhauses sagte, habe er „zu Beginn natürlich nicht“ damit gerechnet, dass jetzt erst die Entscheidung für einen Verfahrensstart anstehe. Der Unternehmer: „Aber durch den Umfang gings nicht schneller.“ Die Größe der Fläche für die beiden geplanten neuen Ställe mit Freilauf einschließlich Ausgleichsflächen gab er mit „30 Hektar“ an. Bisher ist es seinen Angaben nach Ackerland. Die Anforderungen auf das „FFH-Gebiet, Wald, Naturschutz und der Menschen“, die in der Nähe lebten, würden eingehalten.

Hoffen auf Baustart im Juni 2018

Herr Kohl: „Sonst wäre es nicht genehmigungsfähig.“ Jetzt hat der Betrieb zwei Ställe – einen mit Bodenhaltung und einen mit Freilandhaltung. Sofern eine Genehmigung für die neue Planung erteilt werde, werde die Bodenhaltung aufgegeben. Franz-Josef Kohl spricht auch das veränderte Kaufverhalten von Verbrauchern in den vergangenen Jahren an. Bis 2004 habe es auf Gut Schwaben Käfighaltung gegeben. Mit den geplanten Baumaßnahmen wolle er beginnen, „sobald die Genehmigung ausgesprochen wird“. Der Unternehmer: „Ich hoffe doch, bis 30. Juni 2018 starten zu können.“ Die Investitionskosten gibt Franz-Josef Kohl mit circa fünf Millionen Euro an.

Interview mit Franz-Josef Kohl

Herr Kohl, können Sie die Erweiterung des Legehennen-Betriebs nicht so verwirklichen wie ursprünglich geplant?„Wir haben nur eine kleine Änderung des Verfahrens. Wir wollen statt 60000 70 000 Hühner in Freilandhaltung halten und dafür keine Bodenhaltungshühner mehr.

Wodurch ist die Veränderung veranlasst?

Hauptsächlich ist es dadurch entstanden, dass Leute eher Freiland-Eier kaufen wollen.

Planen Sie einen der vorhandenen Ställe aufzugeben?

Den Stall der Bodenhaltung wollen wir stilllegen.

Die Größe der neuen Ställe?

Jeweils für 35 000 Hennen, erst waren je 30 000 Hennen geplant.

Befürchten Sie Einwände aus

der Nachbarschaft?

Nein, wir hatten vor nicht allzu langer Zeit auf dem Betrieb bereits 88 000 Legehennen am Standort. Damals noch 70 000 in Käfighaltung. Der Stall war direkt neben der Wohnbebauung und mit einer viel schlechteren Lüftung versehen als jetzt Standard ist.

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