Streit
Dunkle Wolken über Yachthafen Kapfelberg

Der Bootsclub wirft dem Vorstand des Motorsport-Clubs Kelheim vor, bei der Hafenbilanz zu täuschen. Der MC-Chef nennt das „Rufmord“.

29.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Um den Yachthafen Donautal ist ein heftiger Streit entbrannt. −Foto: Fotos: Hutzler

Hohe Wellen schlägt derzeit der Yachthafen Donautal bei Kapfelberg: Um die Zukunft dieses Sportboot-Hafens des Motorsport-Clubs Kelheim (MC) ist ein heftiger Streit entbrannt. Die Kontrahenten: der MC-Vorstand und die Vorstandschaft des „Bootsclubs Kapfelberg“ (BCK), einer Art Interessensvertretung von Liegeplatz-Mietern und sonstigen Bootsgästen. Die BCK-Vorstandsriege hat an MC-Mitglieder ein Schreiben ihres Anwalts verteilt, das unter anderem den Verdacht aufwirft, dass „die Vorstandschaft“ des MC den Vereinsmitgliedern Jahresüberschüsse aus dem Hafenbetrieb in sechsstelliger Höhe verschwiegen hat. MC-Vorsitzender Willi Mansdorfer weist dies empört zurück und droht seinerseits mit Verleumdungsklage.

Viele Dauermieter, Lang- und Kurzzeitgäste nutzen den Yachthafen am Donauufer zwischen Kapfelberg und Poikam während der Sommersaison zum Ankern. Neben den Bootsstegen stellt der MC eine Slip-Anlage und einen Bootskran zur Verfügung sowie Parkplätze zu Lande. Dafür bezahlen Bootsfahrer unter anderem Liegeplatz- und Nutzungsgebühren. Dem stehen Ausgaben gegenüber, etwa dafür, dass während der Saison Hafenmeister die Anlage betreuen.

Bootsclub zweifelt Ergebnisse an

Was also wirft der Hafen – als mit Abstand größte Einnahmequelle des MC Kelheim – unterm Strich ab? Angeblich weit mehr als zum Beispiel im Jahr 2013 die 7173,75 Euro, die bei der MC-Jahreshauptversammlung heuer im März als Überschuss in der Vereinsbilanz genannt worden seien, behauptet der Regensburger Rechtsanwalt Dr. Alfons Hölzl in seinem Schreiben, das er namens der BCK-Vorstandsriege verfasst hat und das der MZ dieser Tage anonym zugespielt wurde.

Hölzl beruft sich unter anderem auf die „inzwischen vorliegenden Aufzeichnungen des ehemaligen Hafenmeisters Galster“ zur Belegung des Hafens. Die Vereinseinnahmen 2013 beliefen sich demnach nicht auf knapp 88 000 Euro, wie in der JHV dargestellt, sondern auf mehr als 175 000 Euro. „Es fehlen damit allein in 2013 Einnahmen von rund 100 000 Euro“ in der Bilanz, die den Mitgliedern vorgelegt worden sei, schreibt Anwalt Hölzl. Diese Berechnung bezeichnet Mansdorfer jedoch als falsch, weil sie davon ausgehe, dass die Liegeplätze ständig belegt seien. Das stimme natürlich nicht, betont er.

Hölzls Schreiben wurde Ende Oktober zu Beginn einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des MC verteilt. Einberufen worden war diese Versammlung eigentlich, um darin über den künftigen Betrieb der Hafenanlage zu beraten. Schon in der Jahresversammlung im März – an der die MZ nicht teilnehmen durfte – hatte MC-Vorsitzender Mansdorfer von einem Anwalt ein Modell vorstellen lassen, wonach eine neu zu gründende GmbH den Hafen übernimmt. An dieser solle auch wieder der MC beteiligt werden, bestätigt Mansdorfer; der Vorschlag, dass auch seine Familie GmbH-Anteile übernimmt, sei ein „Hilfsangebot“ seinerseits gewesen.

Die BCK-Vorstandschaft indes befürchtet, mit der Einbringung in eine GmbH „ist der Hafen für den MC weg“, wie es ihr Anwalt Hölzl ausdrückt. „Ich kenne die Einbringungsurkunde nicht. Aber nach meinen Informationen hätte der Verein dann nur noch einen geringen Anteil. Selbst eine Regelung, wonach der MC den Hafen später zurückkaufen kann, würde ins Leere laufen, weil dem Verein die Einnahmen aus dem Hafen fehlen würden.“

Freilich ist das Thema GmbH derzeit eh vom Tisch. Es hätte zwar am 24. Oktober in der außerordentlichen Mitgliederversammlung des MC besprochen werden sollen. Doch nachdem das Schreiben von Anwalt Hölzl verteilt wurde, brach der Vorsitzende die Versammlung ab.

Gegenüber der MZ bezeichnete Mansdorfer die im Schreiben enthaltenen Vermutungen als „Rufmord“, wogegen er juristisch vorgehen werde. Als treibende Kraft vermutet er nicht den gesamten – rund 130 Mitglieder starken – Bootsclub Kapfelberg, sondern „zwei Leute“ aus der BCK-Vorstandsriege.

Sozialversicherung angezweifelt

Anwalt Hölzl erklärt in seinem Schreiben, sowohl für den gesamten BCK als auch für „die Vorstandsmitglieder einzeln“ zu sprechen. Und listet weitere angebliche „Ungereimtheiten“ auf: „Der Verein hat Personalzahlungen an die Hafenmeister geleistet. Den Darstellungen in der Mitgliederversammlung können jedoch keine Sozialversicherungsbeiträge bzw. keine Zahlungen an die Knappschaft entnommen werden.“ (An die Knappschaft respektive die „Minijob-Zentrale“ muss ein Arbeitgeber pauschale Sozialabgaben für geringfügig Beschäftigte entrichten.)

„Hafenmeister waren angemeldet“

„Die Hafenmeister waren während der Saison immer angemeldet – da haben wir überhaupt nichts zu befürchten“, sagt Willi Mansdorfer. Demgegenüber sagt Anwalt Hölzl, dass einer der Hafenmeister – einer seiner Mandanten – erst vor etwa zwei Wochen aufgefordert worden sei, ein Knappschafts-Formular auszufüllen; erstmals, nach mehreren Jahren Tätigkeit im Hafen.

Aus Sicht des BCK sind all dies genug Beispiele dafür, „dass die Mitglieder [des MC Kelheim, Anmerkung der Red.] über den Stand der Geschäfte des Vereins nicht hinreichend informiert sind und folglich – jedenfalls derzeit – keine sachgerechte Entscheidung über den Verkauf des wesentlichsten Vereinsvermögens, unseren ,Jachthafen Donautal’, getroffen werden kann. Wir empfehlen der Mitgliederversammlung zum derzeitigen Zeitpunkt, einen Verkauf des Hafens bzw. einer [sic] Einbringung in eine GmbH abzulehnen“, heißt es im Schreiben.

Dass ein Verkauf überhaupt zur Diskussion stehe, hatte MC-Vorsitzender Mansdorfer bereits im März auf MZ-Anfrage dementiert. Aktuell nun erklärte er gegenüber unserer Zeitung, die Überführung in eine GmbH sei „in der momentanen Situation nicht aktuell“. Er rechne aber damit, dass die Vorwürfe des BCK – weil haltlos – schnell geklärt seien; danach werde er das Thema GmbH wieder auf die Tagesordnung setzen.

Auf schnelle Klärung drängt aber auch Anwalt Hölzl namens des BCK: „Binnen drei Monaten“ solle eine weitere Mitgliederversammlung einberufen werden, in der der MC-Vorstand „Auskunft und Rechenschaft über die Vereinsgeschäfte 2008 bis 2013 (…) erteilen“ soll. Vorab, nämlich binnen zwei Monaten, sollen bereits die Untergruppen des MC informiert werden. Auf diese Forderung gab es bislang keine Reaktion, erklärte Anwalt Hölzl gegenüber der MZ. Auch nicht auf die weitere Forderung von ihm an den MC-Vorstand, die darauf abzielt, dass die Kündigung von Hafen-Liegeplätzen einiger BCK-(Vorstands-)Mitglieder sowie von Containern des BCK am Hafengelände zurückgenommen wird.

Ein Fall für die Justiz?

Nach Hölzls Worten wollte die BCK-Vorstandsriege die Angelegenheit noch bis Ablauf der gesetzten Frist intern halten: Wenn bis dahin dann keine Reaktion erfolgt wäre, „wären wir an die Öffentlichkeit gegangen“, zumal sich auch die Frage der strafrechtlichen Relevanz stelle. Und nicht nur diese Frage stelle sich, „wenn unsere Vermutungen richtig sind“, ergänzt Hölzl: Dann gehe es auch um eine etwaige persönliche Haftung des Vorstands und dessen Amtseignung. Wenn hingegen der MC-Vorstand nachweisen könne, dass er alles richtig macht, „haben wir kein Problem damit“.