Klosterküche
Herzhafte Mehlspeisen sind immer gefragt

Mit wenigen Zutaten entstehen oft wunderbare Gerichte. Auch bei der Namensgebung waren die Köche unserer Vorfahren kreativ.

23.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Gabi Röhrl
Schmackhafte Storchennester −Foto: Röhrl

Während Feste wie Weihnachten oder Ostern eine Fülle von Bräuchen aufweisen, haben sich im Zusammenhang mit dem Pfingstfest verhältnismäßig wenige entwickelt. Bestehende Traditionen stehen entweder im Zusammenhang mit der religiösen Bedeutung oder haben einen jahreszeitlichen Bezug in Form von Frühlingsbräuchen oder dem Maibrauchtum.

Die Gunst des Himmels erflehen

So stellen wir in unserer Region einen Maibaum auf, der woanders Pfingstbaum heißt. Zeitgleich beginnt die eigentliche Ackerbausaison. Vor allem in katholischen Kirchen erflehten die Priester mit dem „Großen Wettersegen“ die Gunst des Himmels.

Auch dem Vieh, das zu Pfingsten auf die Weiden gebracht wurde, widmeten die frommen Altvorderen ihre Gebete im Rahmen einer Pfingstprozession. Ein prächtiger Pfingstochse führte blumenbekränzt den feierlichen Zug an. Heute noch wird der Langschläfer einer Familie mit diesem Namen geneckt.

Drei Tage zog sich so ein traditionelles Pfingstfest hin. Eine solche Auszeit war damals umso nötiger, als es ja noch keinen Urlaub gab. Und obwohl kein spezifisches Gericht zu diesem Fest bekannt ist, sind gleichwohl opulente Festmähler überliefert. Herzhafte Mehlspeisen waren dabei immer angesagt – im Anschluss an das Hauptessen oder am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen. Wunderbare Gerichte entstanden aus wenigen Zutaten. Auch bei der Namensgebung waren die Köche kreativ. Ein vielversprechendes Rezept sind die Storchennester. Die passen auch zu dem derzeitigen Nestgewusel in luftiger Höhe.

Warum gerade Meister Adebar in Kochbüchern seinen Namen für eine klassische Mehlspeise hergeben musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht weil der Storch gerne in alten Geschichten mit Kindern auftaucht? Im Gegensatz zu den Mühen des Namensgebers ist die Zubereitung unserer Storchennester kinderleicht und auf jedem Küchentisch oder Kuchenbuffet ein absoluter Hingucker. Dazu ein selbst gemachtes Apfelmus – köstlich! Alle Teigzutaten in der Küchenmaschine rasch zu einem glatten Teig verkneten. In Klarsichtfolie wickeln und mindestens 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

Schüssel als Schablone verwenden

Arbeitsfläche mit etwas Mehl einstauben und den Teig mit dem Nudelholz etwa 2 Millimeter dick ausrollen. Mit einer runden Ausstechform von etwa sieben bis neun Zentimeter Durchmesser die Teigstücke ausstechen. Man könnte auch den Rand einer Schüssel als Schablone verwenden. Klappt auch sehr gut. Nun mit einem Teigroller unter Wahrung eines ein Zentimeter breiten Abstandes, Streifen in die Mitte der Teigfläche radeln. Ca. vier bis sechs Streifen.

Mit dem Stiel eines Kochlöffels nun die Streifen abwechselnd auffassen. Das Teigstück am Kochlöffel in das heiße Fett geben, und den Kochlöffel dabei etwa fünf Sekunden im Fett langsam im Kreis drehen. Den Kochlöffel herausziehen, das nächste Teigstück auffädeln und wieder ins Fett geben und genauso verfahren. Nach ca. 20 Sekunden jeweils das Schmalzgepäck im heißen Fett wenden. Wenn es hellbraun ist, aus dem Fett holen und auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen. Darauf achten, dass das Schmalzgebackene nicht zu lange im heißen Fett ist, sonst wird es hart. Noch lauwarm mit Puderzucker bestreuen und mit selbst gemachtem Apfelmus servieren.

Zutaten Storchennester für 4 Personen: 375 g Mehl, 50 g Zucker, 60 g Butter, 1 gute Prise Salz, 1 Päckchen Vanillezucker, 3 Eier, 4 EL Rum, Mehl zum bestäuben der Arbeitsfläche, Puderzucker zum Bestreuen, Pflanzenfett zum Ausbacken

Rupfhauben; Zutaten: 500 g Mehl, 2 EL Wasser, Prise Salz, 150 g Quark, 1 Ei, 3 EL Zucker, 2 EL Butter, ca. ¼ l Milch, geriebene Schale ½ Zitrone, Zimtzucker zum Bestreuen / 3 leicht säuerliche Äpfel

Zubereitung: Mehl, Quark, 1 EL Butter, Ei, Salz, Wasser und geriebene Zitronenschale in eine Küchenmaschine geben und schnell zu einem nicht zu festen Nudelteig verarbeiten, von Hand noch einmal kurz nacharbeiten. Den Teig zu einer länglichen Rolle ausrollen und kleine Stücke abstechen. Auf einer gut mit Mehl bestäubten Arbeitsfläche, diese Teigstücke zu 2 bis 3 mm dicken Teigfladen ausrollen.

Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und in kleine Würfel schneiden.

Milch ca. 2 Zentimeter hoch in einen flachen aber großen Topf (mit Deckel) gießen, 1 EL Butter und 3 EL Zucker zufügen und leicht aufkochen lassen. Die gewürfelten Äpfel gleichmäßig im Topf verteilen. Nochmals kurz leicht aufkochen lassen. Die Teigfladen in der Mitte vorsichtig anheben und wie Hauben aneinander in die kochende Milch setzen. Dies fordert etwas Übung.

Der Dampf der Milch-Apfelfüllung bläst die Hauben förmlich auf.

Etwa 20 Minuten bei geschlossenem (!) Topf backen lassen, bis die Milch eingezogen ist. Achtung, sobald die Milch eingezogen ist, den Topf vom Herd nehmen. Je nach Geschmack mit Zimtzucker überstreuen.

Mandelschmarrn; Zutaten: 140 g Butter, 120 g Zucker, 60 g Mandeln gehobelt, 60 g geriebene Mandeln, 7 Eidotter, ½ l Milch, 140 g Mehl, 6 Eiklar , Butter für die Kasserolle (Pfanne) 60 g gehobelte Mandeln

Zubereitung: Den Backofen auf 180 Grad vorheizen.

140 g Butter werden flaumig abgetrieben (Originaltext, was schaumig rühren bedeutet) 120 g Zucker, 60 g geriebene Mandeln, sowie die 7 Eidotter nach und nach zufügen. Immer gleichmäßig weiterrühren! Nach und nach Milch und Mehl zugeben, und immer weiter gleichmäßig rühren. Zuletzt das Eiweiß zu Eischnee schlagen und sehr, sehr vorsichtig unterheben. Wird der Eischnee zu stark untergerührt, lösen sich die kleinen Luftbläschen auf, und der Mandelschmarrn geht dann nicht mehr so gut auf.

In eine feuerfeste Kasserolle Butter geben und diese heiß werden lassen. Nun den Teig in diese Kasserolle geben. Die Mandelblätter darüber streuen. In den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen geben. Goldgelb backen.

Die Kasserolle aus dem Ofen holen und den Teig mit zwei Löffeln grob zerstoßen. Mit Puderzucker bestäuben, noch einmal etwas Butter zugeben, und noch einmal kurz im Backofen (Oberhitze) für 5 Minuten backen.

Mit Puderzucker bestreut servieren. Dazu Apfelmus.

Ordinäre Germnudeln (Buchteln); Zutaten: 500 g Mehl, 40 g Hefe, 1/8 l lauwarme Milch, 1/8 l Milch, 3 Eidotter, 1 Ei, 1 gehäufter EL Zucker, ½ KL Salz, 100 g zerlassene Butter

Zubereitung: Originaltext: (der Ausdruck „ordinär“ ist in alten Kochbüchern oft zu lesen, und bedeutete: „sehr einfach“)

Man gibt in eine tiefe Schüssel 500 g Mehl, macht in die Mitte eine Grube, gießt in die Tiefe 40 g in 1/8 l lauwarmer Milch aufgelöste Hefe, rührt es ein wenig (Dampfel) und lässt es zugedeckt kurze Zeit stehen. Milch, Eidotter, 1 ganzes Ei, Zucker, Salz und zerlassene Butter werden zusammen gut abgesprudelt, zu den obigen Dampfel gegossen, verrührt und so lange abgeschlagen, bis er sich vom Löffel löst. Zugedeckt an einem warmen Orte noch einmal hoch werden lassen. Mittels eines Esslöffels beliebig große Teigstücke formen. Auf ein mit Mehl bestaubtes Brett legen, mit den bemehlten Fingern voneinander drücken. In die Mitte jedes Einzelnen 1 Kaffeelöffel beliebige Fülle geben, Teig schließen, und zwar drückt man den Teig über der Fülle mit 4 Fingern zusammen, gibt die Buchteln (glatte Oberfläche nach oben) in eine Butter bestrichene Kasserolle, bestreicht sie rundherum mit zerlassener Butter. Bedeckt sie mit einem Tuche und lässt sie an einem warmen Orte höher werden. Man bestreicht sie dann noch einmal mit zerlassenem Fett und lässt sie 30 Minuten bei 170 Grad backen.