Kultur
Hintersinniges mitten ausm Leben

Franz-Xaver Frischeisen hat eine CD herausgebracht. „A langer Weg“ ist ein autobiographischer Titel, der aufhorchen lässt.

02.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Walter Dennstedt
Franz-Xaver Frischeisen mit seiner Martin-Gitarre −Foto: Dennstedt

Es gibt Plätzchen, starken Kaffee und ein entspanntes Gespräch: Franz-Xaver Frischeisen (55), Wahl- Abensberger, gebürtiger Thaldorfer, gelernter Landwirt aber seit 25 Jahren mit eigener Physiotherapiepraxis in Abensberg selbstständig, hat eine Musik-CD mit großteils Eigenkompositionen herausgebracht. Sie könnte sich zum Bestseller entwickeln.

55 Jahre ist er jung, und wenn er so erzählt, entspannt in der Souterrainpraxis sitzend, hört man bald, dass Frischeisen ein bewegtes Leben führte und führt, das aus eigener Sicht authentisch ist und dessen logische Konsequenz auch ein bisschen die jetzt vorliegende CD ist, die den Titel „A langer Weg trägt“.

Einen langen Weg hat Frischeisen selber hinter sich. Er lernte Agrartechniker, erkannte Mitte/Ende der 90er Jahre, dass die Landwirtschaft eine nur mühsame und schwierige Zukunft verhieß, schulte um zum Physiotherapeuten, bildete sich weiter zum sogenannten Energetiker. Das ist einer, der den Menschen in seiner Gesamtheit sieht, sagt Frischeisen.

Franz-Xaver Frischeisen greift zur Gitarre

Das ist es auch, was bei seinen Texten beim ersten Hören der zwölf Lieder fassenden CD auffällt. Ein Beobachter ist da am Werk, der sich Gedanken macht, und der eigene Gedanken gekonnt in Text und Musik umzusetzen versteht. Und so gibt er unumwunden zu, dass er gerne Menschen beobachtet: „Karin, fahren wir einkaufen.“ Wenn seine Partnerin das hört, weiß sie, dass Frischeisen mit ihr nach Regensburg fahren, dort in einem Straßencafé sitzen möchte und Menschen beobachten…

Schlüsselsong und damit das Lieblingslied Frischeisens ist ein Lied mit dem Titel „Karussell“. Angefangen hat das mit der Musik für den kleinen Franz-Xaver im Alter von sieben Jahren. Er lernte Blockflöte, „musste“ – und dabei wählt er das Verb mit Bedacht, mit elf Jahren Gitarre lernen. Und er hatte einen Lehrer, der ihm die „bodenständige Gitarre“ beibrachte, also volkstümliches Zupfen. Das war etwas, was Franz-Xaver gar nicht gefiel. Im Alter von 15 Jahren probte er erfolgreich den Aufstand, hängte seine Gitarre an den sprichwörtlichen Nagel. Erst mit 17 entflammte die Liebe zur Musik wieder. „Und da hab ich bloß noch gespielt“, sagt Frischeisen.

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Mandoline, Gitarre und seine Instrumente, seine musikalischen Wurzeln sind Bluegrass und Folk. Dabei war die erste Band eine, die sich der Renaissance-Musik verschrieben hatte. „Domratzen“ war ihr Name, weil man zu der Zeit in Regensburg unbehelligt von städtischen Ordnungskräften noch Straßenmusik machen dufte und die Formation oft vorm Dom spielte. Lange ist der Weg, den Frischeisen seither gegangen ist, seit dem ersten „Tonträger“, einer Musikkassette. Es folgte die Formation Troubadix, angelehnt an den Barden von „Asterix und Obelix“. Dann forderte das richtige Leben Frischeisen: Haus, Praxis, Kind, Ehe ... Erst vor fünf Jahren entdeckte er wieder seine alte Liebe zur Musik und ging die Sache von da an professionell an. Er gönnte sich Gitarrenunterricht, unter anderem bei solchen Größen wie Yankee Meier aus Regensburg, lernte Mandoline bei Rupert Paulig, nach Einschätzung Frischeisens einem der zehn besten Mandolinenspieler Deutschlands, und gab mit ihm Konzerte. In heimischen Gefilden tat er bereits mehrmals im Aventinum auf, seine „Heimat“ ist indes eine Kleinkunstbühne bei Dietfurt.

Die Texte kommen meist zu Melodien, die Fischeisen professionell angeht: Melodie, Tonart, Akkordfolge, Stil - nichts überlässt er dem Zufall. Irgendwann kommt dann auch der Text, der sich dem Versmaß beugen muss, der Rhythmik angepasst. Hört sich nicht nur nach Arbeit an, ist es auch. Vier Monate braucht er in der Regel, bis alles „verfeinert ist“, wie Frischeisen sagt Und er nimmt sich die Zeit, fragt Kollegen. Ein Mentor ist Oliver Witze, ein Mitmusiker aus Wuppertal, den Frischeisen als „einen der besten Akustik-Gitarristen“ schätzt.

Die Texte entstehen aus Beobachtungen. Auch, weil Frischeisen sich ein Teil des Bauernbuben bewahrt hat, wenn es um die Natur geht. „Back tot he roots“ heißt es auch bei der Instrumentenwahl. Er spielt eine alte Martin, quasi den Rolls-Royce der akustischen Gitarren aus den USA. Aufgenommen wurde die CD in Langquaid im Studio von Robert Hasleder, den man in Abensberg als Mitglied des „Trio Salato“ kennt. Ein Jahr lang ließ man sich Zeit, gönnte sich Pausen von bis zu acht Wochen.

Ein langer Weg braucht einen langen Atem. Dass Gutes dabei rausgekommen ist, braucht man nicht mehr extra anfügen.

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