MZ-Serie
Tod unter der Nibelungenbrücke

Die großen Schlagzeilen Ostbayerns: Manuela aus dem Kreis Kelheim (19) starb nach einem Bummel in Regensburg. Ihr Mörder ist bis heute nicht gefunden.

16.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:15 Uhr
Taucher suchten in der Donau nach Hinweisen auf das Verbrechen. Die Kleidung des Opfers fehlt bis heute. −Foto: MZ-Archiv

In der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft Regensburg werden Beweisstücke aufbewahrt. Mit ihnen können Täter überführt werden. Manchmal erst nach vielen Jahren – etwa wenn DNA-Ablagerungen zu einem Treffer führen. Von Manuela C. aus dem Landkreis Kelheim liegt hier ein auffälliger Ohrclip mit schwarzen Fransen und silberfarbenem Stern. Es ist sehr wenig, was die Polizei nach dem Verbrechen an der 19-Jährigen im August 1988 sicherstellen konnte. Die Kleidung, die die junge Frau trug als sie ihrem Mörder begegnete, ist bis heute verschwunden – darunter eine weiße Baumwollhose, ein weißes T-Shirt-Kleid und ein schwarzes Herrensakko mit glänzendem Revers. Auch jede Spur, die die Polizei verfolgte, führte am Ende ins Leere. Der Tod der 19-Jährige unter der Nibelungenbrücke bleibt ungeklärt.

Fall wurde zuletzt 2011 überprüft

Weil Mord nicht verjährt, nimmt sich die Polizei in regelmäßigen Abständen die Akten vor und unterzieht sie einer aktuellen Bewertung. Zuletzt, so sagte Polizeisprecher Michael Rebele der MZ, erfolgte dies im Fall Manuela C. im Jahr 2011. Dabei wurden die vorhandenen Spuren unter modernsten kriminaltechnischen Methoden untersucht. Doch eine Fremd-DNA konnte nicht gesichert werden. Auch die Arbeit der Profiler brachte keinen Erfolg, so der Polizeisprecher. Dabei gehen bis heute Hinweise zu dem Verbrechen ein, sagt Rebele. Doch 26 Jahre nach der Tat kann wahrscheinlich nur noch eine Lebensbeichte oder Kommissar Zufall die entscheidende Wende bringen. Für Tathinweise wurden damals 5000 Mark ausgelobt, die Summe würde auch heute noch für den entscheidenden Tipp ausbezahlt. Auch die Familie des Opfer hatte damals 5000 Mark für die Ergreifung des Täters zur Verfügung gestellt.

Der Tag, an dem Manuela C. starb, war ein Donnerstag. Nach der Arbeit wollte die Auszubildende im Friseurhandwerk einen fröhlichen Abend in Regensburg verbringen. Die 1,80 Meter große Frau mit den langen blonden Haaren hatte sich mit drei Freunden zum Eisessen verabredet. Gemeinsam bummelten sie durch die Stadt, verloren sich aber schon kurze Zeit später aus den Augen. Nur einer der drei Männer blieb an der Seite der 19-Jährigen, die von einer Modelkarriere träumte. Vermutlich wollten Manuela C. und ihr Begleiter gemeinsam den Heimweg antreten, doch der junge Mann musste zuvor seine Freundin aus einem Regensburger Lokal abholen und nach Hause bringen, weshalb er Manuela C. an jenem 20. August 1988 gegen 23.15 Uhr an der Bushaltestelle in der Nordgaustraße aussteigen ließ – mit dem Versprechen sie dort in Kürze wieder abzuholen. Doch in der Zwischenzeit begegnete die junge Frau ihrem Mörder.

Zeugen sagten später, dass sie die verzweifelten Hilferufe der Niederbayerin gehört hätten. Doch niemand schaute aus dem Fenster, um nach dem Rechten zu sehen. Ein Radfahrer registrierte, wie ein unbekannter Mann die 19-Jährige gegen 23.30 Uhr die Treppe zur Unterführung der Nibelungenbrücke hinunterzerrte und -prügelte. Doch auch er dachte nicht an ein Verbrechen, sondern an eine Auseinandersetzung zwischen einem Liebespaar und setzte seine Fahrt fort. Das Schicksal der jungen Frau war besiegelt.

Ihr Mörder zog sie bis zum nahen Donaudamm. Wie die Polizei bei ihren Ermittlungen feststellte, wurde das Mädchen entkleidet, gefesselt, gewürgt und anschließend in bewusstlosem Zustand in die Donau geworfen. Dort ertrank Manuela C.

Städtischer Mitarbeiter fand Leiche

Noch in der Nacht alarmierte der letzte Begleiter die Familie der jungen Frau. Zunächst wurde nicht ausgeschlossen, dass die 19-Jährige versucht hatte, nach Hause zu trampen. Das hatte sie auch in der Vergangenheit häufiger getan. Möglicherweise lief sie dabei ihrem Mörder in die Hände. Am Freitagmorgen gegen 7 Uhr sah ein städtischer Bediensteter den Leichnam in der Donau treiben. Am Nachmittag wurde die Familie informiert, dass es sich bei der Toten um die vermisste Manuela handelte.

Die Polizei nahm den jungen Mann ins Visier, der Manuela C. an der Bushaltestelle abgesetzt hatte. Doch der Tatverdacht gegen ihn erhärtete sich nicht. Eine weitere Spur führte nach Deggendorf zum sogenannten Macheten-Mann, der zwei Bedienstete einer Lebenshilfe-Einrichtung mit einer Machete schwer verletzt hatte. Doch auch hier ergab sich kein Zusammenhang zum Tod der 19-jährigen Niederbayerin. Fünf Monate nach dem Verbrechen meldete auch die Zeitung „Die Woche“ eine „heiße Spur im Mordfall Manuela“. Doch auch dieses Mal verdichteten sich die Hinweise auf einen Montagearbeiter nicht.

Die Familie der jungen Frau leidet bis heute sehr unter dem schmerzlichen Verlust. „Ich möchte dem Mörder meiner Tochter in die Augen sehen können“, sagte der Vater der 19-Jährigen nach dem Verbrechen. Bis heute konnte ihm die Polizei diesen Wunsch nicht erfüllen.