Regentschaft
Um 5.30 Uhr startet Hoheit in den Tag

Lena Pritschet ist die 50. Kelheimer Festkönigin – als die Nachtschichtler in Saal nach Hause fahren, wird sie gestylt.

11.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:19 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten

Friseurmeisterin Heidi Scheugenpflug zaubert der 50. Kelheimer Festkönigin die hoheitliche Frisur samt Krone. Fotos: Bachmeier-Fausten (4)

Freundlichkeit, Herzlichkeit und Natürlichkeit strahlt Lena Pritschet (21) aus – auch an einem Tag, der sicher zu den besonderen Tagen in ihrem Leben zählt: am 10. August tritt sie ihr Amt als 50. Kelheimer Festkönigin an und sie will sich selbstverständlich in einem tollen Outfit präsentieren. Dafür hat die junge Kelheimerin einige Mühe investiert. Um 6 Uhr hatte sie ihren ersten Termin im Salon „Haarkultur“ in Saal. Um 5.30 Uhr ist Lena, die im Kelheimer Ortsteil Unterwendling wohnt, aufgestanden. Der Freund habe noch geschlafen. „Ich stehe immer so früh auf, wenn ich Frühdienst habe“. Lena ist als examinierte Pflegefachkraft im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Saal tätig.

Man kennt sich seit 18 Jahren

Am Tag ihres Amtsantrittshat sie frei. Die Reporterin unseres Medienhauses hatte Gelegenheit, die 21-Jährige zum Friseur zu begleiten. Nach eineinhalb Stunden hat Chefin Heidi Scheugenpflug die 50. Kelheimer Festkönigin gestylt. Am langen, dunkelbraunen Haar mit blonden Strähnen in Ombré Technik ist das Lockengerät zum Einsatz gekommen. Die 21-Jährige war schon so früh im Salon, weil die Chefin sonst keinen Termin freihatte. „Es ist einfach meine Kundschaft, der ich das gerne mache. Wenn ich Zeit habe, dann frisiere ich sie“, sagt Friseurmeisterin Heidi Scheugenpflug. „Wir kennen uns schon wirklich ewig“ – seit 18 Jahren. Heidi Scheugenpflug erwähnt, dass sie Lena Pritschet als Kind die Spitzen geschnitten und auch die erste Strähne gefärbt habe. Mit der gesamten Familie von Lena sei eine Freundschaft entstanden. Der 50. Kelheimer Festkönigin wird jetzt von Meisterin Heidi die Krone auf den Oberkopf gesteckt. Zur Verabschiedung umarmen sich die beiden Frauen herzlich.

Kurz vor 10 Uhr geht es dann zur Wohnung in Unterwendling, in der Lena mit Freund Matthias Hötzl lebt. Die 21-Jährige lässt die ersten Stunden des Tages Revue passieren. „Bei Heidi fühle ich mich wohl“, da könne sie entspannen. Durch die großen Fenster des Friseurgeschäfts habe sie gesehen, „wie die ersten Nachtschichtler heimgefahren sind“, darunter auch eine Arbeitskollegin. Nach dem Friseur ging es zum AWO-Seniorenheim. „Julia, meine liebste Arbeitskollegin, hab’ i ganz stolz d‘ Frisur gezeigt. Dera hads voll g’fall’n.“ Lena Pritschet freut sich schon über die Teilnahme von Kollegen von der Arbeitsstelle an der Inthronisation – und auch die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbands und der Chef der Einrichtung in Saal kämen.

Wir sitzen in der modern eingerichteten Küche mit weißer Lackfront und einem Wandteiler aus Birkenstämmen und haben durch das Fenster einen Blick auf grüne Wiesen und zum Wald. Sie koche normalerweise, aber auch der Freund. In der Wohnung ist alles sehr, sehr ordentlich. Und wer ist für die Hausarbeit im Zuhause des Paares zuständig? „Mei Freund und i.“ Seit zwei Jahren sei man zusammen und seit eineinhalb Jahren wohne man zusammen. „I glaub’ an der Langa Wand hat‘s das erste Mal gefunkt.“ Lena, die am Hals hinter dem rechten Ohr ein kleines Herz eintätowiert hat seit einigen Jahren, darauf angesprochen, nennt die Gründe: „Die Oma hat immer gesagt, ,des merkt’s da und schreibt’s as hinta d’Löffl. Ich hab’ mir die Liebe hinters Ohr geschrieben. Ohne Liebe gibts die Menschen nicht. Die brauche ich immer.“ Lena trägt auch eine Kette mit einem Anhänger in Herzform – ein Geschenk des Freundes.

Die 21-Jährige verrät, dass bei ihr in der Früh Nervosität aufgekommen ist. „Wenn d’ Haar fertig san, dann dauert’s meistens nimmer lang.“ Damit meint sie die Inthronisation. Als sie nervös geworden sei, da habe sie die Mama besucht, die „musste mich noch kurz beruhigen“. „Die hat einfach mit mir über was anderes g’red.“ Das war das Rezept gegen Lampenfieber, das schnell weg war. Am frühen Donnerstagvormittag war die 21-Jährige auch nach Sandharlanden gefahren, um sich im Kosmetikstudio Beauty Nails and more von Stefanie Blaha schminken zu lassen. Die Wimpern der jungen Kelheimerin waren bereits zu Wochenbeginn verlängert worden.

Der erste Abend war „grandios“

Noch etwas an der Antrittsrede feilen, die Trachtenhemden von Freund Matthias bügeln fürs Volksfest. Das steht dann noch am Programm bis Lena ihr „weißes Traumkleid von Astrid Söll“ anlegt. Und nach dem letzten Check von Meisterin Heidi Scheugenpflug die Fahrt in die nahe Kreisstadt zum Volksfestauftakt. Lena zieht die bewundernden Blicke der Besucher auf sich. Im Festzelt bekommt sie u. a. die Schärpe und hält ihre Antrittsrede. Und wie ist die erste Zeit als Hoheit? „Der erste Abend war grandios! So viele Menschen waren da und haben diesen besonderen Tag mit mir gefeiert. Das hat mich sehr gefreut. Ich fühle mich sehr wohl als neue Festkönigin und freue mich, wenn ich heute gleich wieder aufdie Donau-Wiesngehen kann“, so die 21-Jährige am Freitag.

Einiges hat sie sich für ihre einjährige Amtszeit als Kelheimer Festkönigin vorgenommen. „Ich will immer eine fröhliche Königin sein und viele Kontakte und Freundschaften knüpfen.“ Am Freitagabend leistet sie Sanitätsdienstam Volksfest Donau-Wiesnvon 19 bis 24 Uhr – im Bereitschaftsoutfit, also „im richtigen Arbeitsg’wand“, aber die Krone möchte sie tragen. Und für die nächste Zeit hat sich Lena Pritschet auch vorgenommen, den Senioren im AWO-Seniorenheim in Saal einen Besuch als Kelheimer Festkönigin abzustatten – Lena hat also wirklich das sprichwörtliche Herz am rechten Fleck.

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