Botanik
Unterschätzte Gefahr am Wegrand

Kontakt mit der Haut reicht aus für üble Verbrennungen. Der Riesenbärenklau kommt in Kelheim und Umgebung immer öfter vor.

13.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Bei der Wallfahrtskirche Frauenbrünnl wurde vor kurzer Zeit ein großer Bestand der giftigen Pflanze entdeckt.

Bei Sommerspaziergängen sieht man ihn oft am Wegrand stehen: Bis zu fünf Meter hoch wird der Riesenbärenklau, er trägt weiße bis rosafarbene Blüten. Vom imposanten Anblick sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn die „Herkulesstaude“ ist giftig. Die bloße Berührung kann zu Rötungen, Reizungen, Blasen, Quaddeln und Entzündungen führen. Die Heilung dauert oft mehrere Wochen. Deshalb warnt das Landratsamt Kelheim in einer Pressemitteilung explizit vor gesundheitlichen Schäden durch den Riesenbärenklau.

„Das besonders Tückische daran ist, dass man den Schmerz nicht gleich merkt“, sagt Kreisfachberater Franz Nadler. Wenn man in Berührung mit der Pflanze kommt, wird die Schutzschicht der Haut an dieser Stelle abgebaut. Das merkt man in dem Moment allerdings noch nicht. Erst wenn UV-Licht auf die Hautstelle trifft, in die etwas Pflanzensaft eingedrungen ist, verbinden sich dieses Giftstoffe mit körpereigenen Eiweißstoffen und eine starke allergische Reaktion tritt auf. Die medizinische Bezeichnung für diese Erkrankung lautet Licht- oder Photodermatose. Die Haut reagiert mit Juckreiz, Rötung, Schwellungen und Blasenbildung, die wie Verbrennungen ersten bis dritten Grades aussehen und nur schwer heilen.

Besonders gefährlich für Kinder

Im Landkreis Kelheim ist die Pflanze Nadler zufolge schon weit verbreitet. Größere Vorkommen wurden in den letzten Jahren entlang der Abens oder in der Nähe der Wallfahrtskirche Frauenbrünnl bei Bad Abbach gesehen. „Oft sieht man die Pflanze am Wegrand stehen. Massenbestände gibt es bei uns aber zum Glück nicht“, sagt Nadler.

Besonders gefährdet durch die Pflanze sind Kinder, wenn sie zum Beispiel die hohlen Stängel als Blas- oder Fernrohr verwenden. Deshalb ist der Riesenbärenklau vor allem an Wander- und Radwegen und in besiedelten Bereichen eine Gefahr. Wer eine Pflanze an so einem Ort entdeckt, sollte den Standort der zuständigen Gemeinde (Ordnungsämter) melden. Kreisfachberater Franz Nadler weist jedoch darauf hin, dass der Riesen-Bärenklau normalerweise keine melde- bzw. bekämpfungspflichtige Pflanze ist. Nur beim Vorliegen einer konkreten Gefahr können die betreffenden Gemeinden als Sicherheitsbehörden im Einzelfall die Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen anordnen. Für Fragen zu gesundheitlichen Gefahren steht den Bürgern die Gesundheitsabteilung des Landratsamtes zur Verfügung.

Aus dem Hausgarten sollte man die Pflanze grundsätzlich verbannen. Die Bekämpfung ist nicht einfach, denn ein Ausreißen oder Mähen der Pflanze reicht nicht. Im Frühling (Ende April) kann man die Pflanzen samt Vegetationskegel circa 15 Zentimeter tief abhacken oder ausgraben. Im Sommer (Juli/August) sollte man abwarten bis die Mitteldolde schwere grüne Samen ausgebildet hat. Alle Dolden werden dann so hoch wie möglich abgeschnitten und entsorgt. Die Mutterpflanze bleibt stehen und stirbt im folgenden Winter ab. Bei flächigen Beständen hilft bis zu sechs Mal im Jahr Mähen oder Mulchen. Auch ein mehrmaliges zeitiges Fräsen ist eine gute Maßnahme. „In jedem Fall sollte man bei der Bekämpfung Schutzkleidung und Schutzbrille tragen“, rät Franz Nadler.

Achtung: Verwechslungsgefahr

Verwechslungen gibt es immer wieder mit dem heimischen Wiesen-Bärenklau, der jedoch nur zirka 1 bis 1,5 Meter hoch wird. Junge Pflanzen sind ungiftig. Die Blätter und Sprosse werden daher als Wildgemüse genutzt. Aber auch diese Pflanze enthält Furocumarine, die leichte Rötungen und Schwellungen der Haut verursachen können, eine sogenannte „Wiesen-Dermatitis“. Jedoch ist die heimische Art gegenüber dem Riesen-Bärenklau harmlos und stellt keinerlei Problem dar.

Die Kreisfachberatung hilft bei der Bestimmung des Riesen-Bärenklaus. Bilder an diese E-Mail-Adresse: ambrosia@landkreis-kelheim.de

Kreisfachberater Franz Nadler im Kurzinterview:

Herr Nadler, was sollte man tun, wenn man mit dem Riesenbärenklau in Berührung kommt?

Die Stellen ausspülen und Sonne meiden, also die Körperstellen bedecken. Bei stärkeren Symptomen ab zum Arzt.

Wie wird die Pflanze bekämpft?

Aktuell mit keiner größeren Aktion, da wir keine Massenbestände in der Umgebung haben. An ungünstigen Stellen kann der Riesenbärenklau gemeldet werden und wird dann entfernt.

Muss man beim Spazierengehen mit dem Hund auch vorsichtig sein?

Ja, die Pflanze hat bei Mensch und Tier dieselben Auswirkungen. Gerade an der Schnauze können Verbrennungen entstehen.

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