Kirche
Abschied mit einem weinenden Auge

Pfarrer Martin Stempfhuber verlässt Ihrlerstein im September. Auslöser war ein „dezenter Hinweis“ des Ordinariats.

13.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Renate Beck
Seit 1. September 1997, also seit 20 Jahren, ist Martin Stempfhuber Pfarrer und Leiter der PfarrgemeindeIhrlerstein. −Foto: Beck

Auch wenn man weiß, dass bestimmte Ereignisse eines Tages einmal eintreten werden – geschockt ist man dann aber trotzdem. So auch viele Ihrlersteiner Kirchenbesucher am diesjährigen Aschermitttwoch. Im Anschluss an die Bußfeier mit Aschenauflegung teilte ihnen Pfarrer Martin Stempfhuber mit, dass er ab 1. September als neuer Pfarrseelsorger in die Pfarrei St. Bonifaz in Regensburg wechseln wird.

Am 1. September 1997 hatte er seine Stelle in Ihrlerstein angetreten. Zwanzig Jahre, in denen er in die Fußstapfen seines Vorgänger Hans Trimpl stieg und im Laufe der Zeit seinen eigenen Stil entwickelte. „Immer und alles im Team“, wie Pfarrer Stempfhuber anmerkte. Es habe ihm Spaß gemacht, eine lebendige Gemeinde aufzubauen. Nicht nur in Ihrlerstein, seit Januar 2002 auch in der Pfarrei Neuessing.

Die Suche nach der Hausnummer

„Die runde Pfarrkirche in Ihrlerstein lädt dazu ein, gemeinsam Liturgie zu feiern“. Pfarrer Martin Stempfhuber kann sich noch gut an die erste Zeit in Ihrlerstein erinnern. Er schmunzelt noch heute, wenn er von seinem Taufgespräch im damals ihm noch unbekannten Ortsteil Sausthal berichtet. Er habe dort die entsprechende Adresse gesucht. Das Gasthaus Wäscherhartl habe er zwar gefunden, die Hausnummer des Täuflings aber nicht. „Nach diesen Häusern sah ich nur den Wald“. Erst auf Nachfrage bei den dortigen Bewohnern wagte er die Weiterfahrt. „Auf einmal kam dort noch ein großes Dorf“. Mit ihm auch die richtige Hausnummer.

Das Auffinden von Ortsteilen in Ihrlerstein und Essing macht ihm längst keine Probleme mehr. Er kennt sie und auch die Menschen aus seiner Pfarrgemeinde. So manch einstiger Täufling sei mittlerweile verheiratet, dessen Kind bereits wieder von ihm getauft. Zu Beginn seiner Brandler Zeit hat er bis zu 50 Kommunionkindern jährlich die 1. Heilige Kommunion gespendet, dieses Jahr werden es 23 Kommunionkinder sein. Viele Hochzeiten, aber auch viele Beerdigungen habe er im Laufe dieser 20 Jahre gestaltet – Freude und Trauer hat er manchmal schnell hintereinander erlebt.

Jetzt steht ein Neubeginn an. Für Pfarrer Martin Stempfhuber genauso wie für die Pfarrgemeinde Ihrlerstein. Normalerweise wirkt ein Pfarrer nur etwa zehn Jahre in einer Gemeinde. Ihm selbst und auch den Ihrlersteinern war klar, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Wechsel bevorsteht. „Im Januar habe ich vom Personalchef des bischöflichen Ordinariat mit dem schönen Gruß zum Neuen Jahr auch die dezente Empfehlung bekommen, doch über eine neue Stelle nachzudenken“, schilderte Pfarrer Stempfhuber. Nach reifem Überlegen habe er sich in St. Bonifaz beworben. Die Ordinariatskonferenz entschied über die Vergabe.

Während seiner bereits lange im Vorfeld geplanten Pilgerreise mit seinem Weihejahrgang 1992 nach Israel habe er nun am 6. März nach der mündlichen auch die schriftliche Zusage über den Beschluss erhalten. Die Versetzung sei keine Strafe, sondern nach so vielen Jahren in einer Gemeinde „normal“. Leider – für viele Ihrlersteiner. Sie schätzen „ihren Pfarrer“, würden ihn gerne da behalten. Unkompliziert sei er, humorvoll. Mit Anweisungen habe er sich dezent im Hintergrund gehalten, berichtete Sabina Roithmeier, eine der beiden Frauenbund-Vorsitzenden.

Viele schöne Erinnerungen

Nicht nur sie erinnert sich mit Freude an die gemeinsamen Pfarrgemeinde-Reisen, die Pfarrfeste und die Gottesdienste, zu denen auch viele Kelheimer den Weg nach Ihrlerstein fanden. Offen gibt Pfarrer Martin Stempfhuber zu, dass ihm bei der Bekanntgabe des bevorstehenden Wechsels am Aschermittwoch die Stimme gestockt habe. Zwar freue er sich auf die neue Herausforderung, gehe aber trotzdem mit einem weinenden Auge nach Regensburg. „Ich wünsche der Gemeinde einen guten Nachfolger, und dass es ihm hier genauso viel Freude macht, wie mir“. Martin Stempfhuber war seit 1923 der siebte Ihrlersteiner Pfarrer, seine Vorgänger waren: Sebastian Maier (1923 bis 1939). Josef Schlosser (1939 bis 1950). Johann Drechsler (1950 bis 1965). Dieter Knickenberg (1965 bis 1971). Josef Schindlbeck (1972 bis 1986) und Hans Trimpl (1986 bis 1997). Ein Nachfolger ist zurzeit noch nicht bekannt.

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Bedauern:

Alles andere als „Don Camillo und Peppone“: Pfarrer Martin Stempfhuber und Bürgermeister Josef Häckl im Jahr 2013 bei der Übergabe eines Präsents anlässlich der Einweihung des renovierten Pfarrzentrums. „Es tut mir leid, dass er geht. Die Zusammenarbeit war wirklich gut“, bedauert der Bürgermeister.

Ein eingespieltes Team:

Gemeindereferentin Rita Rosenmeier und Pfarrer Martin Stempfhuber. Seit Jahren arbeiten sie nicht nur im normalen Berufsalltag zusammen – beim Pfarrball 2017 spielten sie wohl ihre letzte gemeinsame vom Pfarrgemeinderat angedachte humorvolle Rolle: „Rapunzel und Prinz Olaf“.

Adventsbasar:

Der beliebte Adventsbasar der Brandler Minis und der Kindertagesstätte St. Theresia hat seit Jahren seinen Platz am Kirchenvorplatz. Nicht nur Geschenke, auch Punsch und Glühwein stehen jährlich in der Vorweihnachtszeit zum Verkauf bereit. Über die große Resonanz freut sich auch der Hausherr.

Ministranten:

Nach der Messfeier schnell in die Sakristei und umziehen! 53 Ministrantinnen und Ministranten leisten derzeit in der Pfarrkirche Ihrlerstein im Wechsel ihren Dienst. Auch sie finden es schade, dass „ihr Pfarrer“ weggeht. Sie fanden die Faschingsgottesdienste und die Ministrantenzeltlager mit ihm „Klasse“.