Retter
Auch echte Männer haben Träume

Die Feuerwehr ist für viele Jungen ein Traumjob. Für 19 Männer wurde er in Schwaig Wirklichkeit – bei der SMP-Werkfeuerwehr.

30.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Vier von 19 fest angestellten Mitarbeitern der SMP-Werkfeuerwehr: von links Schichtleiter Johann Pilz, Markus Wagner (Leiter der SMP-Werkfeuerwehr), Mario Thoma und Kilian Göttel −Foto: Dannenberg

Kleine Jungen haben Träume. Früher wollten sie Lokomotivführer, Astronaut, Polizist oder Feuerwehrmann werden. Doch Lokomotivführer ist nicht mehr so populär, seit in Kinderzimmern mehr Gamesboys als Modelleisenbahnen stehen und Astronauten sind auch nicht mehr so angesagt. Geblieben sind die anderen beiden Wunschberufe – Polizist und Feuerwehrmann.

Was auch immer das Interesse am letzteren ausmacht – knallrote Autos, das rotierende Blaulicht, die Action – in Schwaig ging der Berufswunsch Feuerwehrmann für 19 nicht mehr ganz so kleine Jungs in Erfüllung.

„Ich wollte schon immer zur Feuerwehr“, lautet denn auch der Satz, der dem Reporter der Mittelbayerischen beim Besuch der Werkfeuerwehr des Autozulieferers SMP immer wieder entgegen schlägt. Egal, mit wem er spricht, egal, ob Schichtleiter, Chef der Werkfeuerwehr oder einem anderen der 18 hauptberuflichen Feuerwehrmänner: Sie alle scheinen das große Los gezogen zu haben. Jeder sagt, dass ihm der Beruf ist. Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr?

Das ist sicher zu kurz, aber die Entwicklung der hauptberuflichen Einsatzkräfte legt den Eindruck nahe. Zum Beispiel Mario Thoma (31). Er wohnt in Hemau. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in seiner Heimatstadt bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. „Das ist meine Leidenschaft“, sagt Thoma, der einst den schönen Beruf des Brauers und Mälzers gelernt hat. Noch schöner war es für ihn, als er von einem Spezl von der neuen Werkfeuerwehr bei SMP erfuhr. „Da habe ich mir gedacht, ’das ist was für mich‘ und dann habe ich mich beworben“, erzählt der 31-Jährige. Als er genommen wurde, sei für ihn ein „Kindheitstraum“ in Erfüllung gegangen.

Von Jugend an dabei

Dabei ist der Hemauer nicht nur „Feuer und Flamme“ für die Feuerwehr, sondern auch noch Rettungssanitäter. Ebenfalls leidenschaftlich. In diesem Jahr ist er deshalb beim BRK-Kreisverband 60 Schichten im Sanka mitgefahren. Kilian Göttel steht seinem Kollegen im Eifer um nichts nach. Er hat Fertigungsmechaniker gelernt und ist seit zwölf Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Siegenburg im Einsatz. „Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen“, sagt er.

24 Stunden Schicht

Dabei bedeutet der Job bei der Werkfeuerwehr nicht, dass die hauptberufliche Angehörigen – es gibt bei SMP auch noch 65 nebenberufliche – als Profis nur noch die Ausrüstung pflegen und den ganzen Tag auf der Wache sind. „Wir sind hier nicht bei der Berufsfeuerwehr“, stellt denn auch Markus Wagner, Leiter der SMP-Werkfeuerwehr fest.

Deshalb müssen sich die fest angestellten Mitarbeiter zum Beispiel auch um Brandschutzmaßnahmen oder die Prüfung der Wandhydranten im Werk kümmern.

„Eine Schicht dauert 24 Stunden“, erläutert Wagner. „Davon sind acht Stunden Arbeit, acht Stunden Bereitschaft und acht Stunden Ruhe.“ Auch Sport gehört zum Schichtalltag, Weiterbildungen sowieso. Während der Schicht sind die Angehörigen der Werkfeuerwehr die ganze Zeit im Werk. Anschließend haben sie 24 Stunden frei. Das geht so das ganze Jahr durch. Natürlich gibt es auch Freischichten, Urlaub muss auch sein. So haben die Profis zwar nur die halbe Arbeitszeit gegenüber anderen Kollegen, sind aber doppelt so lange im Betrieb anwesend.

„Wer den Job macht, muss ihn gern machen“, betont der Leiter der Werkfeuerwehr. „Wer hier arbeitet, hat sich das bewusst ausgesucht.“ Und alle hatten zumindest eine ungefähre Vorstellung davon, was sie erwartet. Jeder Profi der Werkfeuerwehr ist bereits bei einen Freiwilligen Feuerwehr aktiv gewesen. Das gilt auch für Markus Wagner. Ihm ist die Feuerwehr vermutlich mit den Genen mitgegeben worden. Schon sein Vater war dabei. Als Kind durfte er im Feuerwehrauto mitfahren. Später war es nur folgerichtig, dass er zur Jugendfeuerwehr ging. Inzwischen ist Wagner seit 30 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Kelheim.

„Wie eine zweite Familie“

Ähnlich verlief die Entwicklung bei Schichtleiter Johann Pilz. 1995 kam er zur Jugendfeuerwehr in Rohr, Pilz qualifizierte sich, absolvierte zahlreiche Ausbildungen. Jetzt ist er Kreisbrandmeister und bekennt: „Ja, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Inzwischen ist aus dem zusammen gewürfelten Haufen, den die Werkfeuerwehr bei ihrer Gründung in diesem Jahr darstellte, „was gewachsen“, sagt Pilz. „Das ist wie eine zweite Familie. Man ist ja auch 24 Stunden zusammen.“