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B16: Freude trifft auf großen Frust

Als Verkehrsteilnehmer jubeln die Kelheimer über die freie Fahrt bei Saal. Doch die hat Schattenseiten – nicht nur in Alkofen

09.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr

„Das Zuckerl hat gezogen“: An dieser Stelle bei Alkofen würde bei einem dreispurigen Ausbau eine Unterführung entstehen. Foto: Weigert/Archiv

Dass der Verkehr ein hochemotionales Thema ist, hat die Freigabe des sanierten B16-Abschnitts zwischen Abensberg und Saal am Freitag wieder einmal gezeigt. Unser Medienhaus fragte die Facebook-User, ob sie ihre gewohnte Strecke während der achtwöchigen Bauzeit vermissten? Der Großteil derer, die sich via Social Media zu Wort meldeten, war erleichtert, dass Bagger und Asphaltfertiger nun wieder an anderer Stelle eingesetzt werden. „Endlich! Gott sei Dank! Komm’ ich nicht mehr zu spät in die Arbeit!“, „hab’ ich auf der alten B16 wieder Ruhe“, sagten die Pendler. Anwohner aus Abensberg oder Offenstetten, die den Umfahrungsverkehr abbekommen hatten, atmeten auf. „Endlich, wieder mehr Ruhe!“

Eigene Spur für Autos gewünscht

Manch einer hätte sich auf dem sanierten Teilstück noch anderes gewünscht. Eine „zweite“ Spur, zum Beispiel. Auf der die Autos mit Tempo 100 vorwärts kämen anstatt mit 60 bis 80 km/h. Denn üblicherweise sind viele schwere Laster auf der Route durch den Landkreis unterwegs.

Hier geht es zum Facebook-Post und den Reaktionen der User: :

Mikel Goß beklagte des Weiteren, dass die B16 bei Saal keine „Kraftfahrtstraße“ mehr ist, sprich, dass dort auch Bulldogs und Bagger fahren dürfen. Laut Manfred Dreier, dem Leiter des Staatlichen Bauamts in Landshut, ist dies seit 2011 so. Damals hatte die Gemeinde Saal zwischen Anschluss Hafen und Saal West die Aufhebung der Kraftfahrstraße beantragt, „weil zuvor zu viel landwirtschaftlicher Verkehr durch den Ort gefahren“ war. Im weiteren Verlauf bis zur Landkreisgrenze bei Münchsmünster sei die B16 wieder als Kraftfahrstraße beschildert. Will heißen, dass Fahrzeuge mindestens Tempo 60 fahren müssen, um sie nutzen zu dürfen.

An zwei weiteren Stellen soll mittelfristig eine dritte Spur Erleichterung bringen, versicherte am Freitag beim Pressetermin Manfred Dreier.

Zwischen der Abfahrt Neustadt- Raffinerie und Mühlhausen sollen in beide Richtungen Überholspuren kommen. Gleiches sei bei Bad Abbach, zwischen den Ortsteilen Alkofen und Lengfeld, geplant.

Widerstand formierte sich vor einiger Zeit vor allem im Raum Bad Abbach. Fast 400 Protestunterschriften schickte BI-Sprecherin Ute Schambeck im November an Bayerns Innenministerium als oberste Baubehörde.

In Mühlhausen ist die Bebauung weiter von der Bundesstraße entfernt, so Dreier, das Bauvorhaben aus Anwohnersicht „weniger problematisch“. Das Verkehrsaufkommen ist dort, wo auch die B299 in die B16 mündet, noch höher als bei Bad Abbach. Laut Dreier passieren den Neustädter Abschnitt täglich im Schnitt 16 000 Fahrzeuge, davon 2900 Lkw, bei Lengfeld seien es 15 000 Fahrzeuge, davon 2600 Lkw.

Bei einem günstigen Verlauf der weiteren Planung könnten in fünf Jahren Baumaschinen und Arbeiter anrücken. Im Raum Mühlhausen vielleicht noch ein klein wenig früher als bei Alkofen, schätzt Dreier.

Im Bad Abbacher Marktrat war Ende November die Vorplanung samt möglicher Unterführung bei Alkofen vorgestellt worden. Zuvor hatte ein Spezialunternehmen Bohrungen entlang der B16 durchgeführt, um den Untergrund zu analysieren. Dies sei keine Alkofener Besonderheit gewesen, so Dreier. Die Analyse der Bodenbeschaffenheit gehöre zum Standard. Im Raum Bad Abbach sei nichts Unproblematisches herausgekommen.

Während die Mehrheit der Gemeinderäte für den dreispurigen Ausbau zwischen Lengfeld und Alkofen votierte, lehnt die BI diesen komplett ab. Schambeck bezeichnet das Angebot der Staatlichen Bauamts, dass Sicherheitsmaßnahmen wie die Unterführung und neue Gemeindezufahrten nur im Rahmen eines B16-Ausbaus ermöglicht würden als „Erpressung“.

Die beiden Hauptargumente für einen Ausbau seien die Sicherheit und dass sich laut IHK 70 Prozent der Unternehmer dafür aussprächen. Die Sicherheit könne man auch ohne Ausbau gewährleisten, sagt Schambeck. Doch nichts passiere. Auch für das aktuelle Tempo 70 hatten die Anwohner lange gekämpft.

Von Gemeinde und dem Großteil der Gemeinderäte ist Schambeck enttäuscht. Zwecks klammen Abbacher Haushalts hätten diese trotz Unterschriftenaktion die Bedenken vieler Anwohner hinweggewischt und sich vom Versprechen „Erschließung Bahnhof Alkofen, Gehwege, Umgehung für alle aus Richtung Teugn etc.“ locken lassen. „Ich habe das Gefühl, dass sich keiner von den Gewählten mit den Folgen und dem Sinn der Maßnahme beschäftigt hat“, sagt Schambeck.

„Wir verbauen uns Lebensqualität“

Ein Lengfelder, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, empfindet es ähnlich. „Das Zuckerl hat gezogen“. Deswegen sei die Meinung im Ort mittlerweile geteilt. Viele Lengfelder, egal ob im Innerort oder im B16-nahen Baugebiet, bekämen jedoch bereits heute viel Lärm ab. Eine dreispurige B16 bedeutete noch mehr Verkehr und Lärm. Weil zwischen den Tempolimits bei Saal und Abbach extra beschleunigt würde, zum Überholen. Spazieren gehen brauche dann am Mühlweg keiner mehr, ist sich der Bürger sicher. Auch die Jagdgenossen diskutierten das Thema. Denn auch die jagdbare Fläche würde durch den Ausbau der Hintergrund-Infrastruktur zerschnitten.

Zur Unterschriftenaktion sagt er: „Ich würde wieder unterschreiben. Denn wir verbauen uns Lebensqualität“. Das hätten bislang aber „nur die Anwohner kapiert“. Was es den Autofahrern bringen solle, wenn sie einen Laster überholen können, um dann gleich hinter dem nächsten oder übernächsten hinterherzuzuckeln, will ihm nicht in den Kopf.

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