Projekt
Bagger zerlegt alten Brauerei-Gasthof

Zwei Wochen lang wird das Gebäude im Herzen von Essing abgerissen. An gleicher Stelle soll ein Bierhotel mit Schaubrauerei entstehen.

01.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:40 Uhr
Renate Beck
Matthias Schneider freut sich auf den Neubau eines Bierhotels an gleicher Stelle. Bis 2018 soll dieser fertig sein. −Foto: Beck

Montagvormittag. Der untere Markt wirkte noch verschlafen. Nicht mehr lange, dann sollte er geweckt werden. Ein Bagger und ein Lastwagen rückten an. Mit ihnen einige Arbeiter. „Servus altes Haus“ hieß es an diesem vorletzten Januartag.

Genau dieses Haus, dass die Familie Schneider vergangenen Dezember der Freiwilligen Feuerwehr für eine Großübung zur Verfügung stellte, wird abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Wie Josef und Matthias Schneider unserem Medienhaus gegenüber berichteten, habe man für die Abbrucharbeiten des Gebäudes am „Unterer Markt 10“ und des benachbarten Hauses „Unterer Markt 8“ vierzehn Tage eingeplant. Unmittelbar neben den bereits renovierten Gebäuden des Brauereigasthofes macht Altes Platz für Neues.

Immer ein Gasthaus gewesen

Nur wenige Fußgänger verfolgten den Beginn der Beseitigung des 400 Jahre alten Gemäuers, das nicht unter Denkmalschutz stand. „Während der Umbauten im Laufe der vielen Jahre sind nur die Außenmauern geblieben“, so Josef Schneider. So lange er denken könne, sei es immer ein Gasthaus mit Gästezimmer gewesen. Im 19. Jahrhundert habe man die Decke abgehängt. Der Aufenthalt in der niedrigeren Gastwirtschaft sei dadurch angenehmer geworden. „Ende des 19. Jahrhunderts waren im Altmühltal italienische Stuckateure unterwegs, die meinten, vereinzelt Häuser mit Stuck verschönern zu müssen“. So auch dieses Gasthaus. Im 2. Weltkrieg wurden im Gasthof durch den Kelheimer Landrat auf Antrag der NSDAP „mit sofortiger Wirkung Zimmer und Betten für 25 Personen zur Unterbringung von Müttern mit Kleinkindern sichergestellt“ und im Jahr 1944 der Saal für Parteiveranstaltungen sogar beschlagnahmt.

Giebel muss erhalten werden

Die vergilbten Schriftstücke aus diesen vergangenen Zeiten wolle man, wenn möglich, im neuen Gebäude öffentlich zeigen. Das kleinere Haus mit der Nummer 8 sei das „Simon-Haus“. Auch dieses müsse weg. Schneider glaubt zu wissen, dass es vor dem Jahr 1600 das Privathaus vom Verwalter der Grafschaft „Burg Randeck“ gewesen sei.

Bis Ende der 60er Jahre beherbergte dies wohl eine Bäckerei. Im Jahre 2011 habe es seine Familie gekauft. Als Ensembleschutzauflage müsse der Giebel dieses Hauses erhalten werden. Es werde künftig als reines Technikgebäude genutzt. „Seit 1863 gibt es im Altmühltal den Tourismus. Wir sind gut dabei“, berichtete Schneider. Hochwertiges an Zimmern, Essen und Service wolle man den Gästen bieten. Dies sei ein weiterer, wichtiger Schritt dazu. Die vergangenen neun Monate wurde geplant und ausgeräumt.

Eine Goldkiste am Fellboden habe man bisher noch nicht gefunden. „Darauf warten wir noch“, schmunzelte Matthias Schneider, „Nur alte Akten, sonst nichts“. Während beide Schneider-Männer die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden lobten, zeigte Ute Schneider Wehmut. „Ich habe da reingeheiratet. In diesem alten Haus war lange Jahre unsere Wirtschaft und auch unsere Wohnung“. Nach dem sie allerdings die schlechte Bausubstanz gesehen habe, sei sie überzeugt: „Das war schon die richtige Entscheidung. Die neuen Gebäude werden sich wieder gut in das Ortsbild einfügen“.

Sie zollt ihren beiden Söhnen Matthias und Johannes und auch ihrer Schwiegertochter Carola Respekt - „die bringen viel Kraft und Mut auf“.Ein Bierhotel mit Schaubrauerei soll auf dem in Kürze leeren Platz entstehen.„An Ostern 2018 soll es feierlich eröffnet werden“, freut sich Matthias Schneider. Über Details werde man sich noch ausführlicher unterhalten; „Jetzt wird erst mal abgerissen“.

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