Überlegungen
Es tut sich was am Saaler Bahnhof

Unweit des Bahnhofs soll ein Supermarktgebäude entstehen, auch eine Geh- und Radwegverbindung ist im Gespräch.

18.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten

Das Bahnhofsareal in Saal an der Donau soll entwickelt und zu einem Aushängeschild des Ortes werden. Foto: Bachmeier-Fausten

„Wir sind täglich der frequentierteste Bahnhof mit dem höchsten Besucheraufkommen im Landkreis“, betont der Bürgermeister von Saal an der Donau, Christian Nerb. Er spricht von einer täglichen Besucherzahl „im obersten dreistelligen Bereich“. Architekt Walter Büchl vom Kelheimer Unternehmen B + Z Architekten erläutert im Beisein der beiden geschäftsführenden Gesellschafter Michael Büchl und Michael Singer von B + Z Projektbau den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für einen großflächigen Einzelhandel unweit des Saaler Bahnhofs. Die Pläne liegen zur öffentlichen Einsicht im Rathaus Saal aus. Ein Supermarkt ist nur eine der Überlegungen im Zuge der Entwicklung des Gebietes vom Bahnhofsgebäude bis zum Bahnübergang, der sozusagen die Grenze zwischen Ober- und Untersaal bildet.

Mit S-Bahnstandort vergleichbar

Als Auslöser für die Gesamtentwicklung des Bahnhofareals nennt Walter Büchl die Erfahrungen durch Projekte im Münchner Umfeld mit S-Bahnhofbezug mit Handel, Wohnungen, Büros, Kinos et cetera. Es habe sich gezeigt, dass ein Ort mit Bahnhof („im Fall München ein S-Bahnhof“) „eine wertvolle Situation ist“. Saal habe eine vergleichbare Situation wie ein S-Bahnhofstandort in München, denn der Ort im Landkreis Kelheim „liegt zwischen den sich stark entwickelnden Städten Regensburg und Ingolstadt und es gibt jetzt in Saal einen 30-Minuten-Takt“. Man wolle in Saal an der Donau „so etwas entwickeln wie sich um S-Bahnhöfe schon entwickelt hat“. Walter Büchl: „Als Inhalte schweben uns vor: das Pflegeheim (der dortige Neubau ist schon bezogen, die Sanierung wird Ende 2017 fertig), die Anlage für betreutes Wohnen (wird 2017 fertiggestellt), die Erweiterung des bestehenden Netto-Marktes von 800 auf circa 1200 Quadratmeter (geplant 2017) und die Erweiterung des Pflegezentrums im Bereich des Lehrerwohnhauses.“

AWO-Pflegeheim, Netto und betreutes Wohnen sind drei B + Z-Projekte. Für das Gelände etwa ab Einmündungsbereich der Bahnhofstraße in die Hauptstraße bis zum einstigen Bahnwärterhäuschen ist der vorhabenbezogene Bebauungsplan beantragt. Architekt Büchl sagt, es sei wichtig, „dass hier ein gemeinsames Handelszentrum für Saal entsteht“ (der bestehende Netto-Markt liegt an der Hauptstraße, also südlich des beantragten Planbereiches). Der Plan an der Bahnhofsstraße sehe einen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern mit circa 130 Stellplätzen vor. Der westliche Parkplatzbereich „dient der Anlieferung und gleichzeitig für die künftige Busumkehr (der Gedanke von Tobias Zeitler ist eine geniale Idee)“. Walter Büchl weist auch darauf hin, dass eine Busumkehr jetzt auf dem Bahnhofsareal „sehr schwer umzusetzen ist“.

Hier gibt’s eine Videosicht auf Saals Bahnhof von oben:

Als Wunsch der Gemeinde nennt er Schaffung eines öffentlichen Geh- und Radweges nördlich des vorgesehenen Supermarktbaues. Dadurch könnte der Bahnhof mit „dem Handelsbereich und der künftigen Gleisuntertunnelung“ verbunden werden. Wie Michael Büchl auf eine entsprechende Frage antwortet, gebe es „verschiedene Interessenten“ als Betreiber für das neue Supermarktgebäude. Gespräche („in enger Abstimmung mit der Gemeinde“) würden erst geführt, wenn der vorhabenbezogene Bebauungsplan „als Satzung beschlossen ist“. Der Architekt betont auch: „Mit dem Supermarkt kann erst begonnen werden, wenn das Gesamtkonzept für das Bahnhofsgebiet entschieden ist.“

Busshuttle-Anbindung angeregt

Walter Büchl spricht eine Busshuttle-Anbindung, die „Saal Mitte bedient und in Kelheim unterschiedliche Standorte anfährt, an. Es werde sehr positiv gesehen, dass durch einen Busshuttle eine Verbesserung der Verkehrsverbindung für Saal – Kelheim gegeben wäre, so Bürgermeister Nerb.

„Beide Kommunen sehen das Modell positiv und schließen eine Beteiligung nicht aus.“ Es müsste darüber aber noch näher gesprochen werden, so Nerb. Die Kreisstadt Kelheim hat seit vielen Jahren keinen Bahnhof mehr, auf dem einstigen Bahnhofsbereich ist die neue Polizeiinspektion entstanden. Wie Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann sagt, habe ihn Bürgermeisterkollege Nerb schon vor längerem wegen der Weiterentwicklung des Bahnhofs Saal angesprochen, „weil’s ein wichtiger Pendlerbahnhof ist, auch für Kelheim“. Eine schnelle Verbindung mit einem Shuttlebus von Kelheim nach Saal und zurück , sei das gemeinsame Interesse. „Wir sind offen“ und werden das weiter besprechen.

Auf Anfrage teilt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) AG mit: „Das Bahnhofsgebäude samt Umfeld sollen voraussichtlich noch dieses Jahr verkauft werden. Wir sind aktuell in den vorbereitenden Maßnahmen.“

Interview mit Saals Bürgermeister Christian Nerb

Herr Bürgermeister Nerb, was will die Gemeinde von der DB kaufen?

Westlich des Bahnhofs wird eine Fläche angeboten. Dort könnte man schätzungsweise an die 50 Parkplätze schaffen. Dann hätte die Gemeinde Interesse, wenn der Bahnhof mit Vorplatz angeboten wird, den Vorplatz zu erwerben.

Was soll dort entstehen?

Ein Busbahnhof und ein moderner Bahnhofsvorplatz. Es wäre zu wünschen, dass von einem Privatinvestor das Bahnhofsgebäude erworben wird und dann in der Wartehalle ein Bistro eingerichtet wird. Da hab’ ich bereits mit einer Tochtergesellschaft der Bahn Kontakt, die bereit ist, das Bistro zu betreiben und dort auch der Fahrkartenverkauf durch Personen stattfindet – ein Schalter, um mit den Leuten auch reden zu können. Durch das Bistro könnte das Problem der fehlenden Toilette am Bahnhof beseitigt werden.

Ist die DB-Immobilie ausgeschrieben?

Bis jetzt noch nicht, aber es ist in Aussicht gestellt von der Deutschen Bahn für die nächsten Wochen.

Sie sind in Kontakt mit DB?

Seit meinem Amtsantritt 2014. Es war eine meiner ersten Tätigkeiten, dass das Bahnhofsgelände umgestaltet wird, weil der Bahnhof für mich ein Aushängeschild für die Gemeinde sein soll. Den Eindruck, wenn man vom Zug aussteigt, wollen wir auf alle Fälle verbessern.

Ihre Ansicht zu den Plänen von B + Z Projektbau ?

Die Gemeinde würde es sehr begrüßen, wenn dort ein weiterer Lebensmittelmarkt entstehen würde, weil in der Nahversorgung eine Lücke geschlossen werden kann.

Die weitere Parkplatzentwicklung ?

Auf der Schotterfläche soll eine Park-and-ride-Anlage errichtet werden, eventuell mit Bürogebäude. Das ist die Vision von mir. Der Inhaber des Nachbargrundstücks müsste beteiligt werden, um eine vernünftige Lösung dort zu verwirklichen. Er signalisierte, die Vision des Bürgermeisters positiv zu sehen. Selbstverständlich ist die Zustimmung des Gemeinderats zu all den Maßnahmen erforderlich.

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