Wirtschaft
Die Hochsteckfrisur ist ihre Spezialität

Eine junge Meisterin an der Schere übernimmt alteingesessenen Friseurbetrieb. Den Traum vom Theater hat sie aufgegeben.

27.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Kristina Bechthold ist die vierte Chefin im alteingesessenen Friseurbetrieb in Wildenberg. −Foto: Priller

Über 105 Jahre gibt es den Friseursalon schon in der Dorfmitte von Wildenberg. Früher hieß der Friseur Müller, dann Huhn. Jetzt übernimmt den Salon die junge Friseurmeisterin Kristina Bechthold (24) aus Mainburg. „Vor acht Jahren habe ich Kristina als meinen letzten Lehrling ausgebildet.“, erzählt Friseurmeisterin Hannelore Huhn der Reporterin unserer Zeitung. Über 40 Jahre lang hat sie den Salon geleitet. Übernommen hatte sie ihn von ihrem Vater Michael Müller, der das familieneigene Geschäft wiederum nach seinem Vater und Firmengründer Josef Müller weiterbetrieben hatte.

„Ich habe gleich gemerkt, dass Kristina mit viel Talent, Einsatz und Freude beim Erlernen des Handwerks dabei ist. Deswegen konnte ich mit gutem Gefühl das Geschäft in ihre Hände geben.“, so die ehemalige Lehrmeisterin der neuen Chefin. „Für mich ist es ganz wichtig, dass das Dorf weiter einen Friseur hat.“

Und für die junge Kristina war es nach Ablegung ihrer Meisterprüfung 2013 bald klar, dass sie gerne den charmanten Traditionssalon fortführen wollte. „Es passte einfach alles. Ich wollte in keinen anderen Salon und ich wollte meine Kunden nicht verlieren“, erzählt Kristina Bechthold, „mit meinem Meisterbrief in der Tasche habe ich mir gesagt, warum nicht?“

Mit viel Engagement und Ehrgeiz hat Kristina Bechthold ihre Ausbildung abgeleistet. Ihren Gesellenbrief legte sie als Innungsbeste ab. Auch beim Meister war sie wieder unter den Besten dabei.

Freilich könnte sie auch woanders hingehen. Ursprünglich hatte sie, wie sie erzählt, die Lehre zur Friseurin angefangen, um später einmal im Theater arbeiten zu können. Sie hat eine ausgeprägte Vorliebe für virtuose Hochsteckfrisuren. Als sie dann aber erkannte, dass an der Bühne nur Perücken zu stylen sind, nahm sie Abstand von dieser Idee.

Ihr gutes Händchen für die komplizierten Steckfrisuren hat sich jedoch herumgesprochen. „Teilweise kommen die Kundinnen nur für diese Frisuren zu mir. Für den Gillamoos lassen sich manche Mädels jeden Tag neu von mir frisieren.“

Als sie in Wildenberg anfing zu lernen, stand der Ort nicht im Vordergrund. Ihre Motivation lag bei der exzellenten Lehrmeisterin: „Frau Huhn war eine tolle Lehrmeisterin. Sie ist eine Perfektionistin, die ihren Beruf super ausübt. Deswegen habe ich damals hier angefangen.“ Inzwischen hat Kristina sich auch in den Ort und die Landschaft verliebt. Die lebendige Dorfgemeinschaft weiß sie sehr zu schätzen.

Sie wird selber Wildenbergerin. Mit dem Geschäft übernimmt sie auch die über 90 Jahre alte Immobilie in der Siegenburger Straße und wird bald über dem Salon wohnen.

Ohne ihre tatkräftigen Eltern wäre das für die junge Frau alles nicht zu meistern. „Mein Papa hat gemeint, wenn du das willst, dann schaffen wir das – und ich wollte das.“ Seit der Übergabe im Juli arbeitet er nun an Haus, Hof und Garten.

Und Kristina ist als neue Friseurchefin gleich voll eingestiegen. Seit September bildet sie ein junges Mädchen zur Friseurin aus. Hannelore Huhn bleibt dem Salon erhalten. Mit dem Konzept „Stuhl im Salon“ frisiert sie weiter langjährige Stammkunden.

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