Interview
Kunden gestalten bäuerliche Zukunft mit

Tierwohl und kleine Höfe statt Agrarfabriken? Schön und gut, aber das kostet, sagt ein Praktiker aus Herrngiersdorf.

24.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:40 Uhr
Josef Schmid setzt auf viele verschiedene betriebliche Standbeine. −Foto: Hutzler

Auf Vielfalt setzt der Vollerwerbs-Landwirt Josef Schmid aus Herrngiersdorf-Eck: Er betreibt Ackerbau, Bullenmast und Aufzucht von Mastkälbern, hält Geflügel für die Direktvermarktung, hat einen Hofladen und verkauft unter anderem auf dem Kelheimer Viktualienmarkt. Bei der Versammlung des Rindermastrings Landshut wurde er in den Ring-Beirat gewählt.

Zum 50. Jubiläum des Mastrings wurde die Frage gestellt: ,Hat die Rindfleischproduktion in Niederbayern noch Zukunft?’ Was antworten Sie als Rindermäster?

Aus dem Kreis Kelheim ist die Bullenmast jedenfalls ziemlich abgewandert. Der Schwerpunkt liegt im Raum Dingolfing und Pfarrkirchen. Generell hat der Verbraucher die Entwicklung in der Hand: Wenn unser Produkt nachgefragt wird, hat es Zukunft!

Und wie sieht aktuell der Trend aus?

Schwer sagen… Rindfleisch ist aufwendiger in der Zubereitung als etwa Schweinefleisch oder Geflügel. Aber wichtig für eine ausgewogene Ernährung! Aber ein Massenprodukt für den tagtäglichen Konsum war es noch nie; es gilt eher als etwas Besonderes.

Aber auch für Mastbullen fallen die Preise.

Ja, das kann die Existenz gehen. Vor allem, weil zugleich auch die Auflagen steigen, zum Beispiel zum Tierwohl.

Halten Sie Auflagen dazu für richtig?

Die sind dann gerechtfertigt, wenn der Verbraucher, der das fordert, an der Ladentheke auch dafür zahlt. Wir haben zum Beispiel 2014 unseren Stall neu gebaut: offen, viel Tageslicht, mehr Platz für die Tiere. Mehr Platz heißt aber: höhere Baukosten.

Minister Brunner will keine Betriebsvergrößerungen mehr fördern. War bei Ihnen eine Vergrößerung noch das Ziel?

Nein, wir haben hauptsächlich modernisiert. Man muss die Arbeit so rationell gestalten und Technik so sinnvoll einsetzen, dass man mit der ,Arbeitswirtschaft‘ runterkommt, also dem Bedarf an Arbeitskraft im Betrieb. Wir haben dafür zum Beispiel in eine automatische Fütterung investiert.

Warum spezialisieren Sie sich nicht gleich voll auf die Rindermast?

Weil wir dann genau so ein Großbetrieb mit vielleicht 500 Mastplätzen wären, der wir nicht sein wollen. Wir haben mehrere betriebliche Standbeine. Auch, weil wir unabhängiger sein wollen von den Märkten.

Laut Minister sollte jeder Bauer die Arbeit und die Anliegen der Landwirtschaft in die Gesellschaft tragen. Ist das nötig?

Ja! Durch die Direktvermarktung bin ich wirklich nah dran am Endverbraucher, mir gefällt die Kundennähe. Aber mich schockiert wirklich, was man da oft für realitätsfremde Vorstellungen hört. Mir hat tatsächlich mal jemand gesagt, dass 100 Legehennen schon Massentierhaltung seien! (hu)