Endspurt
Schüler waren stets auch ihre „Kinder“

Nach 40 Dienstjahren beginnen Ende Juli für Konrektorin Werni von der Wittelsbacher Mittelschule Kelheim dauerhafte Ferien.

10.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten

Konrektorin Waltraut Werni mit Schülern „ihrer“ Klasse M 8a an der Wittelsbacher Mittelschule Kelheim. Foto: Bachmeier-Fausten

Stets ein freundlicher Umgang und ein freundliches Lächeln – so kennt man Konrektorin Waltraut Werni von der Wittelsbacher Mittelschule (WMS) Kelheim. Auf dem Tisch in „ihrem“ Zimmer liegt ein rotes Herz, das sie einmal geschenkt bekam, es ist aber nicht nur ein Dekogegenstand, sondern ein Symbol für die Herzlichkeit der Pädagogin, für die nun der Endspurt im Schuldienst begonnen hat. Waltraut Werni geht mit dem Beginn der Sommerferien in Pension.

„Ich glaube, dass mir das irgendwie im Blut gesteckt hat.“ Waltraut Werni

Das 40. Jahr unterrichtet die 64-Jährige heuer. In dieser langen Zeit hat sie auch die Entwicklung vom Volksschul- zum Hauptschul- und Mittelschulbereich und große Klassen miterlebt – aber nicht nur das. Die Konrektorin zeigt eine handschriftliche Klassenliste von früher, als auch Lehrer noch nicht mit dem Computer arbeiteten.

Als Baby bereits in der Schule

Mit der Schule ist Waltraut Werni ihr ganzes bisheriges Leben verbunden.

„Mein Vater hat mich selber unterrichtet und war zu mir sehr streng.“ Waltraut Werni

Die gebürtige Deggendorferin, die in der dortigen Nähe und im Rottal aufwuchs, ist bereits als Neugeborene in die Schule gekommen – genauer gesagt, die Familie hat im Schulhaus gewohnt, denn ihr Vater war Lehrer. „Mein Vater hat mich selber unterrichtet und war zu mir sehr streng.“ Er habe immer Angst gehabt, „dass er mich bevorzugt“. Wie sich im Laufe der Jahrzehnte einiges in der Bildungslandschaft geändert hat, so auch, dass heutzutage das eigene Kind nicht mehr in der Klasse sein dürfe, in der ein LehrerIn Unterricht erteilt.

Und warum entschied sich Waltraut Werni nach dem Fachabitur an der Fachhochschule Regensburg eigentlich für ein Lehramtsstudium für Volksschule? „Ich glaube, dass mir das irgendwie im Blut gesteckt hat“, antwortet sie. Die junge Lehrkraft hatte 1977 ihre erste Stelle an der Schule in Kümmersbruck bei Amberg. 1980 war sie an der Volksschule Weiden und legte auch das zweite Staatsexamen ab. „Dann hat mich die Oberpfalz nach Niederbayern ausgeliehen.“ Das sei damals bei jungen, unverheirateten Lehrern der Fall gewesen. Waltraut Wernis nächste Station war Zenting im Landkreis Freyung-Grafenau. Da sie näher an Regensburg wollte, „hab’ ich mich für den Landkreis Kelheim beworben“ und es klappte 1981.

Nach einigen Jahren an der Mainburger Schule konnte Waltraut Werni 1985 an die Schule in Kelheim wechseln. Das Angebot des damaligen Schulamtsdirektors Heinrich Feßmann habe ihr zugesagt, denn täglich von Regensburg nach Mainburg zu fahren, sei „ned so angenehm gewesen“, nachdem es auch die Autobahn noch nicht gegeben habe. Die neue Stelle war auch mit einer neuen Herausforderung verbunden, da sie zuvor fünfte und sechste Klassen unterrichtete und in Kelheim dann eine Achte. Bereits nach einem Jahr an der Hauptschule Kelheim, jetzt Wittelsbacher Mittelschule, ist Waltraut Werni von den Schülern zu Vertrauenslehrerin gewählt worden und hatte dieses Amt bis zu ihrer Beförderung als Konrektorin inne. Auch als Vertrauenslehrerin „gab’s viel zu tun“.

Bei Schülern ist sie nach wie vor beliebt, wie die Reporterin beim Besuch an der Schule feststellt. Da wird mehrfach die Frage von Jugendlichen gestellt, ob auch sie an der Verabschiedung der Lehrerin teilnehmen dürften, was die 64-Jährige freut. Sie selbst hat keine eigenen Kinder, aber sie betont: „Meine Kinder waren immer meine Schüler.“ An Geburtstagen von Waltraut Werni hätten die Schüler von ihr immer Süßigkeiten bekommen. Auch zu ehemaligen SchülerInnen habe sie nach wie vor Kontakt: „Die rufen mich zum Geburtstag und zu Weihnachten an.“ Insgesamt habe sie über 1000 junge Menschen unterrichtet in den 40 Dienstjahren.

Waltraut Werni, die mit ihrem Mann seit Jahren nun in Bad Abbach wohnt, sagt über sich: „Ich war wirklich eine strenge Lehrerin, aber gerecht. Konsequenz ist mir ganz wichtig. Das wissen auch die Schüler.“ Sie habe immer Wert auf eine Klassenleitung gelegt. „Es war mir so wichtig, dass ich nicht jede Stunde in einer anderen Klasse bin, sondern mit meiner Klasse so viele Stunden wie möglich arbeiten konnte.“

„Sehr wohlgefühlt“

An der WMS setzte sich Waltraut Werni für das Geräteturnen ein, kümmerte sich um die Schülerzeitung „Streberbatzen, die Konrektorin führte das Streitschlichter-Angebot ein, nahm seit 1987 am medienpädagogischen Projekt „Zeitung in der Schule“ unseres Medienhauses jährlich mit einer Klasse teil.

In Kelheim habe sie sich all die Jahre wohlgeführt. Dazu habe neben den Schülern auch der gute Kontakt zu all den Schulleitern und zum Kollegium beigetragen. Zur Entwicklung im staatlichen Bildungssystem sagt sie, dass es gut sei, dass „die Klassen kleiner geworden sind“. Sie habe in Kelheim noch Klassen mit 30 Schülern gehabt, nun liege die Klassenstärke bei 20 bis 25 Schülern. Positiv seien auch die verschiedenen Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung und Weiterbildung. Die Gelegenheit, einen mittleren Bildungsabschluss an einer Mittelschule erreichen zu können, bezeichnet sie „als absolut positiv. Ich bin damals voll in den M-Zug eingestiegen mit dem Kollegen Alfred Hahn“. Früher sei der Kontakt zu den Eltern noch intensiver gewesen. Die Zeit habe sich „einfach geändert“, sagt die Konrektorin. In der letzten Etappe spüre sie schon Wehmut. „Am schlimmsten wird der Abschied von den Schülern, weil man in zwei Jahren doch so zusammenwächst. Aber Gott sei dank gibt es moderne Medien. Ich habe ihnen eine WhatsApp-Gruppe versprochen und in zwei Jahren zu ihrer Verabschiedung zu kommen.“

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