Feierlichkeiten
Hellring steht fünf Tage auf dem Kopf

Am Donnerstag starten die Wallfahrtstage zu Ehren der Heiligen Ottilie. Mehrere tausend Besucher werden zu dem Fest erwartet.

05.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Philipp Froschhammer
Ab Donnerstag werden mehrere tausend Menschen das 50-Einwohner-Dorf Hellring besuchen. −Foto: Archiv

Rund 50 Einwohner leben in der kleinen Ortschaft Hellring bei Langquaid. Hier ist es in der Regel ruhig: Die Landwirte bestellen ihre Felder, in den Wirtschaften treffen sich abends die Einwohner zum Stammtisch. Touristen verirren sich selten hier her, nur ab und an besuchen Wanderer oder Radfahrer das Dorf. Doch einmal im Jahr steht die gesamte Ortschaft auf dem Kopf. Tausende von Leuten strömen am zweiten Wochenende im Oktober nach Hellring, um der Heiligen Ottilie zu gedenken. Dann finden die Hellringer Wallfahrt und die Hellringer Dult statt.

Diese Woche ist es wieder soweit. Von Donnerstag bis Montag feiern die Anwohner mit Besuchern aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus ihre Dorfheilige. Was im 14. Jahrhundert als Wallfahrt begann, hat sich bis heute zu einem Volksfest entwickelt. An drei Höfen in Hellring bewirten die Familien Brunner, Hirthammer und Pernpaintner die Gäste und bieten ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Spielen und Musik. Darüber hinaus verkaufen Händler ihre Produkte auf der Hellringer Dult. Auch Fahrgeschäfte wie ein Karussell oder eine Schiffschaukel werden aufgebaut.

Wallfahrt entwickelte sich zum Fest

Auch wenn nur wenige Besucher noch eine Wallfahrt machen und zur Ottilienkirche pilgern, um zu beten, habe das Fest seinen kirchlichen Charakter nicht verloren, meint Hildegard Hirthammer vom Gasthaus Ottilienhof. Die 77-Jährige hat bereits viele Wallfahrtswochenenden miterlebt und weiß, wie sich alles verändert hat: „Früher sind die Leute zu Fuß in die Kirche nach Hellring gekommen, um dort dann zu beten. Heute fahren sie mit dem Auto und feiern – doch die Gottesdienste und der Segen ist auch den meisten jungen Leuten noch wichtig.“

Das Fest entstand aus einer alten Tradition heraus. Jedes Jahr zum zweiten Oktoberwochenende räumten die Anwohner in Hellring ihre Häuser und Scheunen aus, um Platz für die Wallfahrer zu schaffen. „Die Leute kamen von weit her und hatten Hunger und Durst. Also gab es Essen und Trinken für alle und jeder hatte einen Schlafplatz“, erinnert sich Hirthammer. Irgendwann seien die Wallfahrer mobiler geworden und wären mit dem Auto nach Hellring gekommen. „Hunger und Durst hatten sie trotzdem. So entstand dieses Fest“, erklärt die Wirtin.

Zentraler Bestandteil der Feierlichkeiten sind nach wie vor die Gottesdienste. Am Freitag und Samstag wird um 17.30 Uhr eine Messe zu Ehren der Heiligen Ottilia abgehalten. Außerdem finden am Sonntag um 9 Uhr und um 14 Uhr Andachten statt. Dabei kann sich jeder Besucher persönlich segnen lassen. Dafür wird die Reliquie der Heiligen Ottilia in der Kirche aufgebahrt. Außerdem finden am Donnerstagabend und am Montag um 19 Uhr zwei weitere Gottesdienste statt.

Stressige Tage für die Veranstalter

Hirthammer selbst befürchtet jedoch, dass sie auch heuer an keinem der Gottesdienste teilnehmen kann: „Wenn die Gäste da sind, habe ich zu viel zu tun. Ich werde bei einer Andacht kurz in die Kirche schauen und mir den Segen abholen.“ Ansonsten steht die 77-Jährige in der Küche und kümmert sich um die Enten. Denn traditionell serviert die Familie Hirthammer zu den Festlichkeiten Gänsebraten und Entenjung. Die Tiere wurden dafür vor 13 Wochen auf dem Hof angeliefert, dort großgezogen, gefüttert, geschlachtet und gerupft. „Jetzt liegen sie bis Donnerstag in der Gefriertruhe. Heute ist das recht einfach – früher, als es noch keine Gefriertruhe gab, mussten alle Gänse und Enten immer frisch geschlachtet werden“, sagt Hirthammer.

Obwohl das ganze Geflügel schon gerupft ist, wird das kommende Wochenende stressig für die 77-Jährige. Denn es gibt noch viel zu tun und nur wenig Schlaf für die Veranstalter. Bis in die frühen Morgenstunden wird auf ihrem Hof gefeiert. Die Hirthammers müssen deshalb lange wach bleiben, aber bereits um fünf Uhr wieder aufstehen, um das Essen für den Tag vorzubereiten. Das Kraut muss gehobelt, das Essen gekocht werden. „Es ist die stressigste Zeit im Jahr – aber man gewöhnt sich daran“, meint Hildegard Hirthammer.

Zum Trinken gibt es in diesem Jahr das Augustiner Helle. Das hängt jedoch nicht mit dem Augustiner-Kloster in Paring zusammen, sagt Hirthammer: „Das ist ein netter Zufall. Aber das Bier haben wir bestellt, weil die jungen Leute immer danach fragen. Das scheint ein Trend zu sein.“

Abgesehen von der Hektik freut sich Hirthammer schon auf die bevorstehenden Feierlichkeiten. Es sei für sie das Highlight des Jahres. „Bislang war es immer ein friedliches Fest. Ich hoffe, dass auch heuer nichts passiert“, wünscht sich Hirthammer und klopft dreimal auf den Tisch. Das erste Fass wird am Donnerstag von Herbert Blascheck, Bürgermeister aus Langquaid, auf dem Ottilienhof der Hirthammers angestochen.