Lernen
Ein Quantensprung für Schulexperimente

Zwei Riedenburger Lehrer haben ein System entwickelt, wie Lehrinhalte leichter umzusetzen sind. Davon haben auch Schüler was.

27.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Petra Kolbinger

Schulleiter Norbert Nadler, Schulrätin Nicola Moritz-Holzapfel und Bürgermeister Siegfried Lösch ließen sich von Hans-Peter Klein und Martin Schuster das Riedenburger Modell erklären, zu dem auch ein großer Schrank gehört. Foto: Kolbinger

„Nie mehr Scheu vor Natur und Technik“ lautet die Zielsetzung des Riedenburger Modells. Hinter der ausgeklügelten Methode mit dem heimatverbundenen Namen, verbirgt sich ein cleveres Konzept, das Lehrern die Scheu vor naturwissenschaftlichen Experimenten nehmen soll. Gleichzeitig soll es dabei helfen, die aktuellen Lehrpläne einfacher umzusetzen.

Denn diese setzen verstärkt aufs Experimentieren. Hinter dem Riedenburger Modell stecken zwei Lehrer: die Lehrer für Physik, Chemie und Biologie an der Grund- und Mittelschule Riedenburg, Hans-Peter Klein und Martin Schuster. Drei Jahre lang, seit 2014, haben sie die von ihnen entwickelte Methode erprobt, optimiert und weiter entwickelt.

Alles ist wohl geordnet

Das Resultat stellten die beiden nun im Beisein von Bürgermeister Siegfried Lösch, Schulrätin Nicola Moritz-Holzapfel und Rektor Norbert Nadler Pressevertretern vor. Der Kern der Sache erschloss sich dem Stadtoberhaupt schon beim ersten Blick auf die Schränke im Physiksaal. Lösch, dereinst selbst Schüler an der Grund- und Mittelschule Riedenburg, erinnerte sich „mit Grausen“ an den technischen Dienst, bestehend aus zwei Schülern, die dazu „verdonnert“ waren, für Sauberkeit und Ordnung im Physiksaal zu sorgen, was wegen suboptimaler Staufächer in den Schränken und Zeitdrucks nicht immer zufriedenstellend gelungen sei.

Ein Blick in einen der althergebrachten Physikschränke zeigte, dass auch heutige technische Dienste vor den gleichen Problemen stehen und blickdichte Türen ein Segen sein können, verbergen sie doch den Blick auf das wilde Sammelsurium dahinter. Ganz anders der Schrank, den Klein und Schuster präsentieren: Glastüren geben den Blick frei auf nach Themengebieten wohlgeordnete Aufbewahrungskästen.

Jeder davon enthält das Material für jeweils ein Schülerexperiment in fünffacher Ausführung, respektive ein Lehrerexperiment. Ein Foto des korrekten Versuchsaufbaus ermöglicht auch fachfremden Vertretungslehrern eine problemlose Durchführung praktischer Versuche. Eine didaktische Aufbereitung ergänzt das Ganze und liefert die Vorlage für die Tafelanschrift und den Hefteintrag. Natürlich fehlt auch die obligatorische Gefährdungsbeurteilung nicht.

Thema in einer Dienstbesprechung

Und – wichtig für den technischen Dienst: ein Foto zeigt, wie der Kasten am Ende der Unterrichtsstunde eingeräumt werden muss, damit auch für die nächsten Anwender ein Griff in den Schrank reicht, um ein Experiment ohne lange Sucherei und Vorbereitung durchzuführen.

„Das ist ein System vom Praktiker für den Praktiker“, sagen die beiden erfahrenen Lehrer. Dass sie ihr neues Konzept unter dem Namen „Riedenburger Modell“ zur Marktreife geführt haben, begeistert Bürgermeister Siegfried Lösch und auch Schulleiter Norbert Nadler. „Wir sind stolz auf die Riedenburger Lehrer und ihre tollen Ideen und ich wünsche dem Riedenburger Modell, dass es buchstäblich Schule macht und Einzug in viele Bildungseinrichtungen hält!“ bekräftigte Lösch. Schulrätin Moritz-Holzapfel kündigte eine Dienstbesprechung vor Ort an, bei der das Riedenburger Modell mit Kollegen unter die Lupe genommen und im Detail vorgestellt werden soll.

300 Stunden haben die beiden Lehrer in ihr Projekt investiert und mit dem Riedenburger Modell den Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern quasi revolutioniert, um bei Kollegen und Schülern mehr Begeisterung zu wecken für Physik, Chemie und Biologie. „Erkenntnisse, die man durch einen eigenen Versuch erlangt hat, bleiben gut haften“, weiß Nadler und der Schulleiter erkennt einen weiteren Vorteil in den Schülerversuchen nach dem Riedenburger Modell, bei dem die Schüler in Gruppen selber aktiv werden: „Fachliches und Soziales wird ideal kombiniert“.

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