Sanierung
Hereinspaziert – aber noch nicht überall

Knapp vor dem Kathreintanz kam die Freigabe – der Wittmannsaal darf genutzt werden. Doch die Genehmigung ist befristet.

04.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Thomas Kratzl (l.) und Matthias Mohr (r.) führten bei einem Ortstermin unsere Reporterin durch den generalsanierten Wittmannsaal. −Foto: Priller

Das schadhaft gewordene Dach des über neunzig Jahre alten Gebäudes, in dem der Wittmannsaal in Siegenburg beheimatet ist, war Grund für die großangelegte Renovierungsaktion. Das Gebäude aus dem Jahr 1928 wurde heuer nach Abschluss der Ballsaison umfassend mit einem veranschlagten Kostenvolumen von 1,8 Millionen Euro im Rahmen der Städtebauförderung generalsaniert.

Inhaber und Betreiber des Wittmannsaales ist der Hallertauer Volkstrachtenverein (HVT). Die Bauherrenschaft hatte aus fördertechnischen Gründen der Markt Siegenburg übernommen.„Am 14. März starteten offiziell die Sanierungsarbeiten. Bauzeitende war der 25. November um 8.14 Uhr.“, berichtete Matthias Mohr, der Kassier des HVT.

Warum mit dieser exakten Uhrzeit? „Zu diesem Zeitpunkt erreichte uns die Nachricht vom Landratsamt, dass wir aufsperren und den Betrieb wiederaufnehmen dürfen.“, so Mohr weiter. Während der gesamten Sanierungsphase war der 26. November, der Termin für den„Kathreintanz“,mit dem traditionell in Siegenburg die Ballsaison begonnen wird, die absolute Deadline für die Fertigstellung des Wittmannsaals.

Interimserlaubnis bis Mai 2017

Nur die sehr enge Bauzeitenplanung von Architekt Günther Naumann hätten das Riesenprojekt in dieser kurzen Zeitphase ermöglicht. „Bei der Sanierung eines Altbaus ist immer mit Unwägbarkeiten zu rechnen.“, so Thomas Kratzl, der erste Vorsitzende des HVT. Naumann und Bauleiter Thomas Lell hätten perfekt auf alle ungeplanten Überraschungen reagiert. „Wo es ging, wurden die Bauzeitpläne quasi ineinandergeschoben, um jeden Rückstand aufzufangen.“, lobte Kratzl.

Immerhin hatte man ziemlich zu Beginn der Sanierungsarbeitenmit den Folgen eines Brandes zu kämpfen. Nur so und mit der tatkräftigen Mithilfe von vielen Vereinsmitgliedern konnte das ehrgeizige Projekt im Zeitplan bleiben. „Ursprünglich sollte ja nur das Dach saniert werden.“, so Mohr. Aber da die Sanierung des Daches ein grundlegender Eingriff in die Bausubstanz ist, war von Anfang an klar, dass der Wittmannsaal dadurch seinen Bestandsschutz verliert. Um die Betriebserlaubnis wieder zu erhalten, musste alles auf den Stand der Technik gebracht werden.

Das betraf vor allem den umfassenden Brandschutz, den Sanitärbereich inklusive Personalräume, die Lüftungstechnik sowie Flucht- und Rettungswege.Gleichzeitig wurden noch notwendige Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten in Angriff genommen.Da es noch offene Fragen wegen der Rettungswege außerhalb des Gebäudes gibt, wurde eine Interimserlaubnis bis Mitte Mai 2017 erteilt. Negative Konsequenz: die neuen Übungsräume im Keller dürfen nicht genutzt werden.

Der Saal selbst wurde in seiner Charakteristik weitgehend belassen. Die Bestuhlungsstruktur ist etwas klarer, zusätzliches Mobiliar, etwa im Bereich der „Pokalwand“, wurde entfernt. „Die Farben haben wir bewusst beibehalten.“, erklärte Kratzl.

Bei einem Blick zur Decke werden die technischen Neuerungen offensichtlich: Brandmelder, Lüftungsgitter und Notbeleuchtung. Auch die Bühnentechnik wurde modernisiert. Neu ist eine Bühnenvorbeleuchtung.

Boden muss noch eingetanzt werden

Selbstverständlich wurde der Tanzboden abgeschliffen und neu eingelassen. „Der Boden gehört noch gescheit eingetanzt. Aber beim Kathreintanz hat er sich schon bewährt.“, meinte Mohr schmunzelnd. Der Saal wird mit zentral gesteuerten Radiatoren beheizt, in den Übungsräumen ist Fußbodenheizung. Geheizt wird mit Gasbrennwerttechnik.

„Der Kellerbereich des Gebäudes wurde bisher gar nicht genutzt. Den haben wir sozusagen neu erschlossen.“, so Kratzl. Hier finden sich jetzt Übungsräume für den HVT und die Siegonia. Auch die vorgeschriebenen Personalräume mit WC sind im Untergeschoss. Im Erdgeschoss gibt es nun ein behindertengerechtes WC. Die anderen Toiletten sind in den Keller verlegt worden. Überall finden sich Solnhofener Platten als Bodenbelag. Das schafft eine helle und freundliche Atmosphäre. „Außerdem ist der Belag leicht zu reinigen.“, wissen die HVTler.

In ein paar Wochen soll auch die beliebte Bar fertig sein. „Die Theke wird völlig neu. Vieles vom Gebälk wurde erneuert, aber optisch wieder angeglichen.“, so Kratzl. Der Küchenbereich inklusive Schank- und Kühltechnik wurden ebenfalls umfassend modernisiert.

Die erste Feuerprobe wurde bereits gut überstanden. Beim Besichtigungstermin war das Küchenteam unter Leitung von Christl Brunner gerade fleißig beim Vorbereiten für die Bewirtschaftung des Christkindlmarkts. „Wir sind sehr zufrieden mit unserer neuen Küche.“, ist die einhellige Meinung der Damen.

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