Einzelhandel
Naturkostladen ist in jungen Händen

Die 22-jährige Miriam Aunkofer hat das bekannte Geschäft am Alten Markt übernommen und sagt: „Mir g’fallt einfach Kelham“

06.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Miriam Aunkofer hat den Naturkostladen am Alten Markt übernommen und das Angebot erweitert. −Foto: Bachmeier-Fausten

Mit 22 Jahren als Frau den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, das ist wohl nicht alltäglich – auch in Kelheim nicht. Die 22-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau Miriam Aunkofer hat diesen Schritt nun aber in der Kelheimer Altstadt getan. Sie hat am 1. Februar den Naturkostladen am Alten Markt von Gisela Schaible (65) übernommen.

Vier Tage war das Geschäft in der vergangenen Woche geschlossen, am Freitag wurde die Ladentür von der neuen Inhaberin Miriam Aunkofer aufgesperrt. Die Zeit von Montag bis Donnerstag war genutzt worden, um zu modernisieren. Die junge Geschäftsfrau nennt die Installation eines neuen Kassen- und auch eines Warenwirtschaftssystems. „Das braucht man, man kommt heute fast nicht mehr drumherum“, sagt sie. Kunden, die am vergangenen Freitag an Miriam Aunkofers erstem Geschäftstag am Alten Markt kommen, fällt auf, dass sich dort ein bisschen etwas verändert hat, wenn sie sich umsehen. „Wir haben mehr Ware“, sagt Miriam Aunkofer.

Unterstützung durch die Mama

Die 22-jährige Kelheimerin absolvierte nach der mittleren Reife eine Ausbildung in einem Sanitätsfachgeschäft zur Einzelhandelskauffrau und arbeitete dann in diesem Beruf dort auch. Aber jetzt ist sie selbst Chefin. Und was hat den Ausschlag dazu gegeben? Sie glaube, dass „es ganz schön ist, wenn man a bissl selbstständig ist“ und – „es hat sich wirklich ergeben“. Miriam Aunkofer erwähnt, dass sich die einstige Ladeninhaberin Gisela Schaible „und meine Mama schon länger kennen“. Die Mutter habe seit 22 Jahren ein kleineres Naturkostgeschäft Am Kager an der Grenze zu Ihrlerstein gehabt, das sie in der letzten Januar-Woche aufgegeben habe ebenso wie den Verkauf von Barfußschuhen in der Wittelsbachergasse. Mama Monika unterstützt nun die Tochter in deren Betrieb in der Altstadt. Miriam Aunkofer erfährt auch von ihrem Partner Unterstützung. Das junge Paar wohnt unweit des Ladens.

Im Dezember hatte sich die 22-Jährige entschlossen, Geschäftsfrau zu werden und den Laden von Gisela Schaible zu übernehmen. Sicherlich sei dem eine Überlegungsphase vorausgegangen. Bevor sie selbst Geschäftsfrau am Alten Markt wurde, hatte Miriam Aunkofer im Januar im Naturkostladen am Alten Markt schon mitgearbeitet.

Gisela Schaible hatte vor über 27 Jahren das Naturkostgeschäft in der Altstadt gegründet. „Wir sind eine Institution in Kelheim“, sagt Gisela Schaible. Und sie fügt hinzu, dass im Sommer auch viele Touristen dorthin kämen. Wie die 65-Jährige sagt, freue sie sich, dass es gleich wieder weitergehe. Gisela Schaible bringt einen Vergleich: Der Laden sei für sie „wie ein Kind“ und so möchte sie auch, dass es ihm weiterhin gut geht“.

Für mehr Leben in der Altstadt

Miriam Aunkofer ist mit einem Naturkostgeschäft aufgewachsen. Daher ist ihr dieser Bereich auch vertraut und die Einzelhandelsbranche hat sie ja als Jugendliche von der Pike auf gelernt. Die Selbstständigkeit der 22-Jährigen in Kelheim ist auch ein klares Bekenntnis zur Altstadt. Wie die junge Frau sagt, finde sie den Alten Markt „schon gut“. Diesen kenne jeder in Kelheim. Sie ist jedoch auch der Ansicht, dass wieder „mehr Leben“ in die Kelheimer Altstadt kommen müsste. Sie erwähnt in diesem Zusammenhang, „dass es wenig Angebote für die Jugend gibt. Auch Freizeitangebote fehlten in der Altstadt a bissl.“

Die junge Frau sagt aber trotzdem, dass sie die Kelheimer Altstadt möge und sie mit dem Freund dort gerne lebe. „Mir g’fallt einfach Kelham“, so Miriam Aunkofer, die für ihren Naturkostladen auch investierte. „Den Laden hab’ ich nicht geschenkt bekommen“, betont sie. Auch das Bistro auf der circa 150 Quadratmeter großen Ladenfläche bleibt bestehen, allerdings betreibt die 22-Jährige das nicht selbst, sondern hat sich dafür eine Pächterin gesucht.

Der Umgang mit Kunden gefällt der neuen Geschäftsfrau am Alten Markt. „Sonst wäre ich nicht in den Beruf gegangen. Als Einzelhandelskauffrau darf man keine Angst vor Kunden haben.“ Als sie das sagt, ist sie auch gleich wieder gefragt beim Bedienen der Kundschaft. Schön langsam lerne sie diese kennen. Von jungen Leuten bis zu Senioren sind im Laden, in dem es von Gemüse und Obst bis zu Brot und Körperpflegeprodukten alles gibt.

Um 6 Uhr ging’s los

Die junge Geschäftsfrau hat zwei Beschäftigte, ihre Mutter Monika und die langjährige Inhaberin Gisela Schaible in Teilzeit. Und was schätzt Miriam Aunkofer persönlich an Naturkost? „Ich bin so aufgewachsen“, antwortet sie. Die Selbstständigkeit bedeutet für die junge Frau, zeitlich mehr gefordert zu sein. Der Beginn des Arbeitstages um 6 Uhr ist für sie sicherlich auch neu. Aber sie klagt deswegen keinesfalls, sondern sagt: „Sonst funktioniert es nicht. Wenn man selbstständig ist, hat man mehr Arbeit als vorher.“ Momentan habe sie wenig Freizeit. Sicherlich sei sie gespannt, was sie als Geschäftsfrau alles erwarte. Aber sie habe diesen Schritt und die Arbeit auch selbst gewählt, „sonst hätte ich den Naturkostladen nicht übernommen“.

Interview mit der langjährige Geschäftsfrau Gisela Schaible

Frau Schaible, ist es Ihnen leichtgefallen, nach über 27 Jahren Ihren Naturkostladen in jüngere Hände zu übergeben?

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Weil ich Enkelkinder habe und nie Zeit für sie hatte. Ich freue mich jetzt auch auf diesen neuen Lebensabschnitt.

Ganz verabschieden Sie sich noch nicht von dem Geschäft – oder?

Ich begleite den Naturkostladen noch ein bisschen.

Fällt es Ihnen schwer, sich von Ihren treuen Kunden zu verabschieden?

Nein, in Kelheim begegnet man sich ja immer wieder in der Stadt.

Sie haben sich mit Ihrem Geschäft in der Altstadt immer weiterentwickelt. Was war der Antrieb dafür?

Die Kundenresonanz, es hat mir immer Freude bereitet. Ich bin täglich gerne in die Arbeit gegangen. Für mich war’s der schönste Beruf und ich konnte dadurch auch einen Beitrag für die Umwelt leisten.

Sicherlich gab es Besonderes.

An die fünf Baustellenjahre, die nicht leicht waren. Wir haben’s nur den treuen Kunden zu verdanken, dass wir das so überstanden haben. Wir waren ein sehr gutes, zusammengewachsenes Team mit fünf Teilzeitkräften.

Warum haben Sie vor drei Jahren noch eine leerstehende, angrenzende Geschäftsfläche hinzugenommen?

Weil der Vermieter mich dazu animiert hatte. Wir begannen mit einem Suppenangebot. Daraus wurde ein Bistro mit einem wunderbaren Mittagessen mehrmals in der Woche.

Es hat sich also gelohnt?

Ja, die Stimmung im Laden ist noch besser geworden. Man muss eine Lücke finden. Das Bistro war eine für den wachsenden Naturkostenladen.

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