Abbruch
Vorhang auf, der Giebel fällt

Die Abbrucharbeiten in der Ulrichstraße in Abensberg geraten kurz ins Stocken – dann holt Christian Wurmer seine Wunderwaffe.

10.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr

Das Einfädeln des Abrissvorhangs zwischen die beiden Häuser war Präzisionsarbeit. Foto: Neumaier

Mit scheinbar spielender Leichtigkeit riss der Bagger Teile des Daches, Stützpfeiler oder ganze Wände aus dem ehemaligen Hampel-Haus in der Abensberger Ulrichstraße. Stück um Stück verwandelte sich das Gebäude, das ehemals ein Elektrogeschäft beheimatet hatte, unter Scheppern, Knacksen und Ächzen in einen Trümmerhaufen. Doch nach ein paar Stunden Abbrucharbeit war es am Dienstag gegen Mittag plötzlich vorbei mit der Leichtigkeit und die Abrissarbeiten stockten.

„Es wird zu gefährlich“, sagte Abbruch-Unternehmer Christian Wurmer aus Hausen. „Der Giebel könnte auf das Nachbarhaus stürzen.“ Beim Abbruch des Daches des ehemaligen Hampel-Hauses wollte der Giebel nicht so wie Wurmer es gerne gehabt hätte, zeigte mehrere deutliche Risse, und neigte sich dadurch auch in alle möglichen Richtungen. „So können wir nicht weitermachen“, sagte Wurmer, der allerdings umgehend einen Alternativplan aus dem sprichwörtlichen Hut zauberte. Er zückte sein Handy, führte zwei kurze Telefonate und sprach dann das Zauberwort: „Abrissvorhang – in einer Stunde geht es weiter“. Während seine Arbeiter wissend nickten, blickten sich die wenigen Baustellen-Zaungäste, die sich den Abbruch nicht entgehen lassen wollten und den Karmelitenplatz säumten, gegenseitig fragend an.

Die Aktion spricht sich herum

Gegen 14 Uhr hatten sich dann weit mehr Schaulustige rund um die Baustelle versammelt – die anstehende spektakuläre Aktion hatte sich wohl herumgesprochen. Und spektakulär wurde es in der Tat. Kurz nach 14 Uhr rückte ein 37 Meter-Kran der Firma Hauner aus Lengfeld an, kurz darauf folgte besagter Abrissvorhang – zusammengelegt in einem Lastwagen, die Dimensionen waren nur andeutungsweise zu erkennen. Die offenbarten sich erst, als der Vorhang aus dem Lastwagen gehoben wurde. Acht Meter in der Breite und 20 Meter Höhe misst der Vorhang, wiegt knappe fünf Tonnen.

Hergestellt hat ihn Christian Wurmer für derlei diffizile Fälle selbst, „denn sowas kriegst Du nicht von der Stange“. Sechs acht Millimeter starke Förderbandgummis hat er dafür mit Eisenbeschlägen zusammengeheftet, getragen von einem mächtigen Stahlträger. Als der Kran den Vorhang schließlich in den Abensberger Himmel hievte, stockte den Zuschauern der Atem: „Unglaublich, so etwas bekommt man eigentlich nicht zu sehen“, sagte etwa Abensbergs langjähriger stellvertretender Bürgermeister Anton Kiermeier, der zufällig an der Baustelle vorbeigekommen war.

Für Wurmer kein Hexenwerk

Für Wurmer schien das beeindruckende Schauspiel aber kein Hexenwerk. „Es ist heute beinahe windstill, da geht es sehr gut“, sagte Wurmer. „Das habe ich aber schon anders erlebt. Wenn der Wind den Vorhang packt, dann kann man ihn bei seiner Masse nicht mehr halten. Dann sind wir der Natur ausgeliefert.“ In Abensberg ging aber alles glatt. Schnell wurde der Vorhang mittels Seilen und Kran in den ein Meter breiten Spalt zwischen Hampel- und Pfaffeneder-Haus hineinmanövriert und an den noch stehenden Giebel des Abbruchhauses angelegt. „Wenn der Giebel jetzt in die falsche Richtung kippt, rutscht er am Vorhang hinunter und das Nachbarhaus nimmt keinen Schaden“, sagte Wurmer, der sogleich die Abrissarbeiten fortsetzte. Als wenige Minuten später das Dach fiel, kam sogar ein wenig Applaus auf – doch verfrüht. „Das Schwierigste steht aber immer noch“ sagte Wurmer und deutete auf den windschiefen Giebel, der immer noch nicht den Geist aufgegeben hatte. Doch ein kleiner Ruck mittels Kran am Vorhang und schon fiel der Giebel endgültig in sich zusammen. Der Rest war dann „business as usual“.

In den kommenden Tagen gehen die Abbrucharbeiten in der Ulrichstraße weiter, sollen am 22. Mai abgeschlossen sein. Dann sind die drei Häuser, „Rauch- und Kolonialwaren Forsthuber“ steht noch beinahe gänzlich, endgültig Geschichte. An ihrer Stelle errichtet Peter Pfaffeneder Neubauten mit insgesamt acht Wohneinheiten.

Sperrungen:

Abbruch: Seit 6. Mai läuft der Abbruch der Gebäude Ulrichstraße 10/12 und Karmelitenplatz 12. Deshalb ist die Ulrichstraße für den Verkehr gesperrt. Der Karmelitenplatz ist nur noch eingeschränkt anfahrbar. Die Arbeiten werden bis etwa 22. Mai andauern. Der Verkehr wird umgeleitet über Schmidgasse/Walterfingerstraße und umgekehrt.

Neubau: Anschließend wird mit dem Neubau des Gebäudekomplexes begonnen. Die Ulrichstraße wird wieder für den Kfz-Verkehr freigegeben und der Karmelitenplatz ist gesperrt. Die Verkehrseinschränkung wird voraussichtlich bis zum 23. September andauern.

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