Belastung
Wenn der Quali die letzte Chance ist

„Externe“ können die Zusatzprüfung für Mittelschüler mitmachen. Doch das will wohl überlegt sein, warnt Abensbergs Rektor.

15.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Der „Quali“ fällt in eine Zeit, in der externe Teilnehmer eigentlich auch an ihrer Stammschule stark gefordert sind. −Foto: dpa

Während in den vierten Klassen der „Übertritts-Kampf“ auf Hochtouren läuft, bereitet man sich in den Mittelschulen allmählich auf die „Quali“-Prüfungen ab Mai vor. Und auf externe Teilnehmer – meist Schülerinnen und Schüler von Gymnasien und Realschulen, die dort um ihr Fortkommen bangen. Sie hoffen, mit dem Qualifizierenden Hauptschul-Abschluss zumindest einen Schulabschluss sicher zu haben. Doch sicher ist das keineswegs, warnt der Abensberger Mittelschul-Rektor Wolfgang Brey.

Der „Quali“ ist eine „besondere Leistungsfeststellung“. Ihr können sich Mittelschüler der Jahrgangsstufe 9 freiwillig zusätzlich unterziehen, indem sie in mehreren Fächern Prüfungen (schriftlich, praktisch und mündlich) ablegen. Erreicht man mindestens eine 3,0 dabei, hat man den Quali in der Tasche. Teilnehmen können auch Jugendliche, die nicht die Mittelschule besuchen. Im Vorjahr waren es laut Staatlichem Schulamt Kelheim landkreisweit 49 Teilnehmer.

Doppelbelastung will überlegt sein

Angemeldet sind freilich vielerorts zunächst weit mehr externe Interessenten. „Wir hatten schon mal 20 Anmeldungen – von denen dann fünf tatsächlich zur Prüfung kamen“, schildert Rektor Brey. Für Schulen ein Ärgernis, weil sie die Prüfungskapazitäten gemäß den Anmeldungen planen müssen. Aber vor allem den Jugendlichen selbst rät Brey, sich die Doppelbelastung vorab gut zu überlegen: In der Regel sind es ja die, die eh schon an ihrer eigenen Schule zu kämpfen haben. „Sich parallel dazu auf den Quali vorzubereiten – das geht nicht einfach ,so nebenbei’“.

Denn die Externen müssen dieselben Prüfungen wie die Mittelschüler ablegen, und auch die von der Schule durchgeführte „Projektprüfung“ im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT) – einem Fach, das es in der Form an anderen Schularten nicht gibt. Vom Unterrichtsstoff her müssen die externen Prüflingen auch in allen anderen Mittelschul-Fächern mit Unterschieden klarkommen.

Nicht zuletzt deshalb bieten die Mittelschulen Informationen für externe Interessenten und deren Eltern an. „Man muss es wirklich wollen und auch etwas dafür tun“, das legt zum Beispiel der Neustädter Rektor Anton Zimmermann denen ans Herz, die sich an der Anton-Balster-Mittelschule zu den Quali-Prüfungen hinzugesellen wollen. Deren Zahl liegt dort alljährlich im niedrigen einstelligen Bereich – aber dafür war die Teilnahme stets „bis auf wenige Ausnahmen von Erfolg gekrönt“, berichtet Zimmermann.

Ähnliche Erfahrungen macht der Leiter des Kelheimer Donau-Gymnasiums: „Die Erfolgsquote ist sehr hoch“, aber die Teilnahmezahl eher gering, bilanziert Dr. Josef Schmid. Kein Wunder: „Wir empfehlen unseren Neunt- und mitunter Zehntklässlern die Teilnehmer nur sehr zurückhaltend“, sagt Schmid: dann nämlich, wenn der Schüler am Gymnasium sitzenzubleiben droht. Oder, schlimmer noch, schon das zweite Mal aufs Verfehlen des Klassenziels zusteuert – dann kann er am Gymnasium nicht mehr weitermachen. In dem Fall kann der Quali davor bewahren, ohne jeden Abschluss dazustehen. „Aber so lange die Hoffnung aufs Erreichen des Klassenziels besteht, ist es uns lieber, dass der Schüler für die Schulaufgaben bei uns lernt, anstatt sich zu sehr auf den ,Nebenschauplatz’ Quali zu konzentrieren“, nennt der Oberstudiendirektor die Prioritäten.

Alternativen prüfen

Rektor Brey von der Aventinus-Mittelschule zeigt Jugendlichen auch die Option auf, die neunte Klasse an der eigenen Schule zu beenden – und wenn dort das Klassenziel verfehlt wird, sich den Wechsel an die Neunte der Mittelschule zu überlegen. „So bekommt der Schüler den Unterrichtsstoff der Mittelschule mit und muss nicht versuchen, ihn sich selbst beizubringen.“ Breys Neustädter Kollege Zimmermann rät indes, einen Wechsel noch frühzeitiger in Erwägung zu ziehen. Nämlich, „wenn man an Realschule oder Gymnasium in der Achten das Klassenziel nur mit Ach und Krach erreicht“. Wer dann in die Neunte an der Mittelschule wechselt, verliert kein Schuljahr, kann sich hier voll auf den Quali konzentrieren – und hat am Ende im Idealfall einen guten Abschluss, mit dem eine Berufsausbildung ebenso offen steht wie eine weitere Schulkarriere, etwa in einem M-Zug.