Eröffnung
Alexander Herrmanns Nürnberger Lokale

Der Sternekoch bietet zeitgemäße Küche: mit Selbstbedienung im „Fränk’ness“ und mit Service eine Etage darüber im „Imperial“.

22.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr

Alexander Herrmann und sein Geschäftsführer Hubert Gronauer stehen hier im „Imperial“, an der Wand hinten das in Stein gehämmerte Gesicht. Foto: Ropohl

Ein strahlender Alexander Herrmann: Für ihn geht ein Herzenswunsch in Erfüllung. Endlich, sagt er, habe er mit seinem Team auch in Nürnberg eine feste Heimat gefunden.

Am Wochenende hat er seine beiden neuen Restaurants geladenen Gästen vorgestellt, an diesem Montag (bzw. das „Imperial“ am Dienstag) werden sie offiziell eröffnet – in allerbester Lage, mitten im Zentrum. Wer vom Hauptbahnhof in die Stadt geht, kommt direkt an dem aufwendig sanierten Gebäude in der Königstraße 70 (Ecke Luitpoldstraße) vorbei. Draußen, an der original rekonstruierten Fassade, grüßt Caritas Pirckheimer, die letzten Äbtissin des Klaraklosters, als Relief. Drinnen hat der 46-jährige TV- und Sternekoch seine Vorstellung von urbaner und zeitgemäßer Gastronomie verwirklicht. Auf zwei Etagen, 750 Quadratmetern.

Omas Küche in Streetfood-Art

Der Selbstbedienungsbereich im Erdgeschoss heißt „Fränk’ness“. Ein Fantasiewort, „zusammengesetzt aus fränkisch und freshness“, erklärt Herrmann. Ein junges Konzept, das Ehrlichkeit und Geradlinigkeit ausdrücken soll, bei der Einrichtung ebenso wie beim Essen. Herrmann: „Man sieht es, man schmeckt es.“

Die Küche konzentriere sich auf das, was Franken lieben: Brot, Schmorbraten, Gemüse – „Omas Küche in Streetfood-Art“. Aus knusprigem Brotteig entsteht eine Pizza, die sich von den gängigen Klassikern auch im Belag deutlich abhebt. Der Schmorbraten („die Leute lieben ihn“) wird im Burger serviert. Das Gemüse kommt in großen Stücken daher, saftig geschmort aus dem Ofen (mit Namen „Betty“), so dass es „sogar Männern schmeckt“. Kleine Gerichte aus hochwertigen Zutaten.

Je nach Lust und Laune können die Gäste ihr Essen am Stehtisch oder im Sitzen genießen, in stylisher Umgebung. Alles wirkt hell und luftig. Sachlicher Industrie-Look verbindet sich mit gemütlichen Ecken. Helle Eiche, Leder, Backstein. Mitten im Raum steht der Theken- und Küchenblock. Zwei Nischen stechen ins Auge. Eine ist als „Frauenzimmer“ mit sechs Plätzen ganz in Rosa eingerichtet, die andere als viersitziges „Herrengedeck“ mit braun-grüner Hirschgeweih-Deko.

Oben, im ersten Stock, hat das „Imperial“ Einzug gehalten. So hieß schon das Lokal, das im Jahr 1901 dort eröffnet worden ist. „Casual Fine Dining“ lautet das Konzept: „Eine Küche, die grundsätzlich Sterne-Charakter hat, serviert in einer lockeren Atmosphäre“, sagt Herrmann. „Hier kannst Du Dich fallen lassen!“ Rausgerissen aus dem Alltag, bei Lounge-Musik, einen schönen Abend verbringen.

Den Einrichtungsstil bezeichnet Herrmann als „minimalistische Opulenz“. Wiederum echte, ehrliche Materialien. Bequeme Sessel, die Tischplatten mit dunklem Leder bespannt. „Weiße Tischdecken machen hier keinen Sinn. Da könnte der Gast das Gefühl haben, falsch gekleidet zu sein.“ Er solle sich richtig wohl fühlen können, daher dürfe der Raum nichts von ihm verlangen. „Die Umgebung muss sich dem Gast unterordnen.“ Darin liege die Kunst. Kunst auch an der Wand. Die Blicke auf sich zieht ein riesiges Bild des Portugiesen Vhils: schwarzer Stein, weiß verputzt, und dann als Motiv ein sinnliches Damengesicht hereingehämmert.

Eine Bar namens „Klara und Beate“

Die Bar am Eingangsbereich hat den Namen „Klara und Beate“ bekommen – weil man von einer Seite auf die Klarkirche und von der anderen auf einen Beate-Uhse-Laden schaut.

Im offenen Küchenblock zaubert das Team von Gesamt-Küchenchef Michael Seitz „geradlinige, sehr aufs Wesentliche konzentrierte Gerichte“. Hier spiegelt sich Herrmanns große Liebe zur japanischen Küche wider, eine Küche, die sich aufs Nötigste beschränkt: „Das nimmt Dich sofort mit, weil Du die drei bis vier Aromen kennst.“

Natürlich kann Alexander Herrmann nicht jeden Tag selbst in der Küche stehen. Aber er hält die Fäden in der Hand. Und er kann sich auf sein Team verlassen. „Du brauchst starke Partner an Deiner Seite“. Gemeinsam haben er und seine Leute den ganz speziellen kulinarischen Stil der beiden Restaurants entwickelt. Ein Prozess, der sich hinzog. „Eineinhalb Jahre haben wir gemacht und getan, alle an einem Strang gezogen.“ Das schweißt zusammen. Immer wieder wurde experimentiert und probiert. „Mal saßen wir bis nachts um 2 Uhr in Frankfurt mit unserem Koch Mickey zusammen und haben 30 Pizzen getestet“, erzählt Herrmann und schwärmt: „Es ist ein großes Geschenk, Leute im Team zu wissen, die etwas bewirken können.“

Das bieten die beiden neuen Lokale:

Ohne die geht es nicht. Mit denen, die in Nürnberg verantwortliche Positionen einnehmen, arbeitet Herrmann schon lange zusammen. Küchenchef Michael Seitz war zehn Jahre lang bei ihm in Wirsberg, Geschäftsführer Hubert Gronauer hat als Palazzo-Restaurantleiter das Vertrauen des Sternekochs gewonnen.

Stuck-Säulen aus dem Jahr 1907

Fast genau zweieinhalb Jahre sind seit jenem Tag vergangen, als Herrmann die Immobilie in der Königstraße zum ersten Mal besichtigt hat. Der Hausbesitzer, Siegfried Valentin aus Roth, plante eine Neuausrichtung. Unten befand sich damals das Café einer Bäckerei-Kette, darüber Büros. „Es war ein Sonntagabend“, erinnert sich Herrmann, „draußen war die Hölle los“. Ein toller Ort für Hermanns gastronomische Ideen.

Doch zunächst stand die Kernsanierung des im Jahr 1900 errichteten Gebäudes an. Valentin und Herrmann holten sich den Gastro-Experten Tim Plasse und Innenarchitektin Yvonne Klemke ins Boot. Wände wurden herausgerissen, Sichtmauerwerk und original Stuck-Marmorsäulen von 1907 freigelegt, neueste Technik eingebaut. Eine Millionen-Investition. Jetzt, wo alles den Erwartungen entspricht ist, strahlt auch Siegfried Valentin. „Ich bin überglücklich. Aber für so ein Projekt braucht man Menschen wie Alexander Herrmann, Menschen, die mit Leidenschaft dabei sind.“

Die Öffnungszeiten

Das „Fränk’ness“ hat Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag und Samstag von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Das „Imperial“ kann Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr besucht werden.