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Franken sollen Dirndl lieben lernen

Mit dem Dirndl ins Wasser springen: Mit der „Dirndl-Flug-WM“ will Patrick Kraft die Tracht in Franken endlich etablieren.

21.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr

Bei einem Testspringen am Mittwoch haben einige Frauen schon den Sprung ins Wasser gewagt. Fotos: Pelke

Der Franke ist bekanntlich skeptisch. Selbst bei der Kleiderwahl macht sich die vornehme Zurückhaltung bemerkbar. Während sich die Alt-Bayern freiwillig in die Lederhosen zwängen, fremdelt der Franke mit dem „Tradi-Outfit“ bekanntlich noch „aweng“.

Patrick Kraft, selbst ernannter „Trachten-Pionier“ aus Nürnberg, will diese modische Zurückhaltung seiner „Landsleute“ mit einer Gaudi-Veranstaltung beenden und die Neu-Bayern nördlich der Donau von den modischen Qualitäten der altbayerischen Garderobe endlich überzeugen.

Dazu veranstaltet der Agenturleiter eine „Dirndl-Flug-WM“, bei der mehr oder weniger bekannte Kandidaten mit Rock und Bluse vom Drei-Meter-Brett ins Wasser hüpfen müssen. Etwas Erotik ist auch dabei.

Auch wenn die nassen Dirndl nicht das Wichtigste sein sollen. Hauptsache sei der Spaß, verspricht Kraft und berichtet, dass die Dirndl-WM mit Blasmusik und Weißwürsten eröffnet wird. „Es wird eine Riesengaudi“, sagt Kraft beim „Testspringen“ am Mittwoch und verweist auf die Zusagen von mehr oder weniger prominenten Teilnehmern, die möglichst lustig am 30. Juli aus drei Metern im Dirndl ins Wasser springen müssen.

Promis sind am Start

Peter Althof ist beispielsweise mit dabei, der einst Boxer wie Henry Maske als Sicherheitsfachmann zum Ring begleiten durfte. Alexander Herzog hüpft auch ins Wasser und wird wahrscheinlich eine noch bessere Figur abgeben als bei der TV-Sendung „Traumfrau gesucht“. Ohne „fesche Dirndl“ findet die WM freilich nicht statt. Frischgebackene Schönheitsköniginnen aus Franken wie die frischgebackene Miss Fürth werden gleich reihenweise vom Brett ins Wasser springen.

Bei einem „Testspringen“ am Mittwoch haben auch andere Schönheiten aus Franken wie Vanessa Wegmann und Playboy-Playmate Lea Götz den „Dirndl-Jump“ ins Wasser gewagt. „Der Sprung war sehr erfrischend, weil mir im Dirndl so heiß war“, hat Lea nach ihrem ersten Sprung gesagt. Zum Baden würde sich das Gewand allerdings nur bedingt eignen. „Man braucht ein hübsches Höschen, weil der Rock leider sofort nach oben schwimmt“, sagt Lea und posiert für die Fotografen mit Dirndl und WM-Pokal.

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Das Fliegen im Trachtengewand habe eine große Tradition, verteidigt Patrick Kraft die Ernsthaftigkeit seiner Veranstaltung. Die Dirndl-Weltmeisterschaft sei eben „nicht nur eine spinnerte Idee aus Nürnberg“. Angeblich habe eine Bäuerin aus dem Allgäu das „Dirndlfliegen“ erfunden. In Österreich erzähle man sich, dass die Damen einer Sonntagsgesellschaft ihre Bikinis vergessen hatten und kurzerhand mit Rock und Bluse ins Wasser hüpften. Kraft gibt trotz dem Verweis auf die Tradition ganz offen zu, dass er mit der Veranstaltung die Franken von den modischen Qualitäten der alpenländischen Trachtenkleidung überzeugen will. Eine Trachtenfirma unterstütze nicht zuletzt deshalb die fränkische Dirndl-Flug-WM als Sponsor. „Wir sind drauf und dran zum fränkischen Mekka der Dirndl-Flieger zu werden“, behauptet Kraft wohl etwas großspurig.

Wenig Resonanz bei Premiere

Die stolzen Franken brauchen sich bislang jedenfalls noch nicht allzu sehr vor einer „Trachten-Invasion“ fürchten. Von einer Dirndl-Kolonisierung scheint derzeit auch noch keine Rede sein zu können. „Die Zahl der Zuschauer bei der Premieren-WM im letzten Jahr war ausbaufähig“, gibt Kraft unumwunden zu.

Jörg Gavallér, Vorstand des Sportvereines „Bayern 07“, der das WM-Becken zur Verfügung stellt, wird deutlicher: „Im letzten Jahr war noch nicht viel los. Trotzdem können wir die Publicity als privates Freibad gut gebrauchen“, sagt Gavallér und erklärt, dass der Verein zum Unterhalt des Bades keine städtischen Gelder bekomme und deshalb Werbung gut gebrauchen könne. Die mediale Aufmerksamkeit „sei super“ freut sich Gavallér während im Hintergrund die vielen Fotografen beim „Testspringen“ am Mittwoch ununterbrochen auf den Auslöser drücken. Selbst wenn die Franken noch etwas fremdeln mit dem Dirndl-Fliegen.

Wer die Gaudi-WM gewinnen will, der müsse laut Kraft eine Jury mit spektakulären Sprüngen überzeugen. Kopfsprünge seien allerdings aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Dem Sieger winkt als Preis übrigens – nein, kein Dirndl - eine Flugreise.