Streitfrage
Mega-Monatsmiete für Augustinerhof

Kostet das Deutsche Museum den Freistaat zu viel Geld? Das weltberühmte Technikmuseum aus der Landeshauptstadt wehrt sich.

16.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr

Die Opposition im Landtag hat die hohen Mietkosten für die geplante Zweigstelle des Technikmuseums in der Frankenmetropole kritisiert. Die Schlüssel zur fünfstöckigen Neubau-Mietwohnung für das Museum sollen dann gegen Ende 2019 übergeben werden. Foto: Pelke

Wirbel um das geplante Deutsche Museum in Nürnberg: Die Opposition im Landtag hat die hohen Mietkosten für die geplante Zweigstelle des Technikmuseums in der Frankenmetropole kritisiert. Über 230 000 Euro sollen allein die monatlichen Mietkosten mit Betriebsnebenkosten betragen. Die reinen Mietausgaben würden laut Museum jährlich rund 2,5 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten in Höhe von rund 280 000 Euro.

Zusätzlich spendiert der Freistaat der fränkischen Dependance des weltberühmten Hauses eine Anschubfinanzierung in Höhe von rund 27,5 Millionen Euro. „Ich frage mich schon, ob man da nicht besser eine Immobilie gekauft oder selbst gebaut hätte“, gab die SPD-Landtagsabgeordnete aus Nürnberg, Helga Schmitt-Bussinger, bei einer Sitzung des Wissenschaftsausschusses kürzlich im Maximilianeum zu bedenken.

Bei der feierlichen Unterzeichnung der Museumsverträge vor sechs Wochen in Nürnberg hatte Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) noch betont, dass man über die Höhe des Mietvertrages für die rund 5000 Quadratmeter im derzeit im Bau befindlichen „Augustinerhof“ stillschweigen vereinbart habe. Söder sagte lediglich, dass die Laufzeit des Mietvertrages genau 25 Jahre betragen solle.

Science Fiction und Innovation

Bei einer monatlichen Miete in Höhe von 230 000 Euro macht das unter dem Strich genau 69 Millionen Euro, die der Freistaat für die Unterbringung der geplanten Ausstellung mit dem Titel „Von Science Fiction zu Innovation“ nun in den nächsten 25 Jahren berappen muss.

Genauso viel hätte der Neubau des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg gekostet, kritisierte Schmitt-Bussinger die Millionenmiete für den „Augustinerhof“, der von dem Nürnberger Immobilienunternehmer Gerd Schmelzer nach den Plänen von Architekt Volker Staab derzeit beim Hauptmarkt direkt an der Pegnitz errichtet wird.

Pikant ist an der Geschichte nicht nur die Höhe der nun öffentlich gewordenen Mietkosten. Pikant ist auch, dass mit Gerd Schmelzer ausgerechnet der Ehemann einer prominenten CSU-Parteifreundin des Finanz- und Heimatministers, der amtierenden Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, Julia Lehner, die Millionenmiete vom Freistaat kassiert. „Zweck des Museums darf nicht sein, dem Investor den Augustinerhof vom Freistaat ‚versilbern‘ zu lassen“, kritisierte die SPD-Abgeordnete, Helga Schmitt-Bussigner, kürzlich im Landtag indirekt den Immobilienunternehmer, der das Grundstück in der Altstadt zwischen Augustiner- , Karl- und Winklerstraße im Jahr 2008 bei einer Zwangsversteigerung erstanden hat.

Das Deutsche Museum verteidigt dagegen die Entscheidung zur Miete. „Ein Kauf war für uns nie eine Option“, sagte der Sprecher des Deutschen Museums, Gerrit Faust, gegenüber unserem Medienhaus auf Anfrage. Hintergrund sei, dass der Freistaat schon aus rechtlichen Gründen kein Gebäude für das Technikmuseum habe kaufen dürfen.

„Auch bauen darf der Freistaat nicht für uns – wir sind ja keine staatliche Institution, sondern eine selbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts“, betonte der Museumssprecher weiter. Die „einmalige Gelegenheit, die uns die Staatsregierung bot“ wollte das Museum trotzdem „natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen“.

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„Eine einmalige Chance“

Bereits bei der Vorstellung der Museumspläne im Augustinerhof vor einem Jahr hatte Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, in Nürnberg betont: „Das ist eine großartige, einmalige Chance – und wir werden sie nutzen.“ Die Idee zur Dependance eines Deutschen Museums im Herzen der Frankenmetropole hatten Söder und Heckl nach eigenem Bekunden einst beim Stammtisch gemeinsam ausgeheckt.

Die Schlüssel zur fünfstöckigen Neubau-Mietwohnung für das Museum sollen dann gegen Ende 2019 übergeben werden. Für den Aufbau der Ausstellung, der Labors und der nötigen technischen Infrastruktur veranschlagt das Deutsche Museum insgesamt noch weitere neun Monate.

Bereits im Jahr 2020 soll „die Vision von einem Deutschen Museum Nürnberg“ dann Wirklichkeit werden, versprechen die Museumsleute aus München.

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