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Defekte Lagune bleibt das Sorgenkind

Eine Million Besucher und viele Projekte umgesetzt – der Nürnberger Tiergarten ist mit 2016 zufrieden. Doch es bleibt ein Problem.

19.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr
Derzeit können Besucher die Delfine im Tiergarten Nürnberg nur im alten Delfinarium sehen. Über der Lagune ist eine wärmende Traglufthalle gespannt, die die Sicht auf die schwimmenden Säuger versperrt. −Foto: Fotos: Pelke

Traumhaft präsentiert sich der Tiergarten im Winter. Zwischen dem Schnee stehen die Tiere in der Sonne. „Sogar den Giraffen gefällt der Winter“, sagt Helmut Mägdefrau. „Zum Frühstück fressen sie sogar Schnee“, berichtet der Zoo-Vizedirektor weiter. Derweil liegen die ostasiatischen Hirsche faul in der Sonne. Auch die Antilopen lassen sich die Wintersonne auf den Pelz brennen. Nur die Zebras scheinen sich zu fragen, was das weiße Zeug auf dem Boden soll.

Die Delfine bekommen hingegen wenig vom Schnee mit. „Unsere Großen Tümmler können Wassertemperatur um die vier Grad eigentlich locker wegstecken“, erklärt der stellvertretende Tiergarten-Direktor. Schließlich würden die schwimmenden Säuger auch in der freier Wildbahn bis nach Norwegen durchs eiskalte Meer schwimmen.

Warme Traglufthalle für die Delfine

Bei Moby und seinen sechs Freunden wolle der Tiergarten allerdings besondere Vorsicht walten lassen. Alle Tiere seien Nachkommen von Tümmlern aus der Karibik. Die könnten sich unter Umständen schneller einen Schnupfen holen als Artgenossen, die kältere Gefilde genetisch gewohnt sind. „Um auf Nummer Sicher zu gehen, haben wir die wärmende Traglufthalle über die Lagune gespannt.“ Das Publikum kann die Delfine deshalb derzeit nur im alten Delfinarium hautnah während der Vorführungen erleben.

Diemaroden Becken der Lagunebereiten dem Tiergarten dagegen große Sorgen. Die Kuh ist in diesem Fall wohl noch lange nicht vom Eis. „Ein Gesamtplan für die Gesamtsanierung steht immer noch nicht fest“, sagte Tiergarten-Direktor Dag Encke am Donnerstag auf Nachfrage. „Aufgrund der Komplexität der notwendigen Baumaßnahmen gibt es noch keinen Zeitplan.“ Die Kosten sowie die Dauer der geplanten Sanierung stünden ebenfalls noch nicht fest.

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Vor Gericht streitet die Stadt Nürnberg derzeit mit Baufirmen, die für die Baumängel der 2011 eröffneten Lagune verantwortlich sein sollen. Die juristische Auseinandersetzung könne sich noch über viele Jahre hinziehen, sagte Encke. Direkt nach der Eröffnung hatte sich herausgestellt, dass die Becken bei normalem Wasserstand über eine Beckenfuge Wasser verlieren. Um das Leck zu schließen, wurde daraufhin der Wasserspiegel abgesenkt. Im letzten Jahr sei die Lücke am Beckenrand provisorisch geflickt worden. Eine Dauerlösung ist das freilich nicht.

Regelmäßig sah sich der Tiergarten auch im letzten Jahr demProtest von Tierschützernausgesetzt. Besonders Delfinfreunde machten dem Zoo immer wieder schwere Vorwürfe. Encke betont, dass er sich weiterhin nicht von Delfin-Schützern in die Knie zwingen lassen wolle. „Wir betreiben eine gute Tierhaltung. Wir glauben, dass es den Delfinen bei uns gut geht“, ist sich der Zoodirektor sicher. „So lange es uns gibt, gibt es Delfine.“

Besucherzahlen leicht rückläufig

Optimistisch blickt der Tiergarten Nürnberg auch aufgrund der Besucherzahlen in die Zukunft. Im letzten Jahr haben erneut über eine Million Besucher den Zoo besucht. Allerdings seien im Vergleich zum Vorjahr rund drei Prozent weniger Besucher gekommen. Vize-Direktor Mägdefrau machte dafür am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz das schlechte Wetter besonders im April und Juni verantwortlich. „Dies konnte in den übrigen Monaten nicht ausgeglichen werden.“

Dagegen seien die geplanten Baumaßnahmen nach Plan verlaufen. Für 1,2 Million Euro habe man das alte Ausweichbecken für die Delfine auf Vordermann gebracht. Die Becken können für die Aufzucht verwendet werden. Während der geplanten Sanierung der Delfinlagune könnten die renovierte Delfinhalle ebenfalls gute Dienste leisten.

Helmut Mägdefrau, der stellvertretende Zoodirektor im Nürnberger Tiergarten, zur Zukunft der Delfinhaltung und den Problemen mit der maroden Delfinlagune in Nürnberg.

Zum Wohl der Bartgeier sei die Voliere fertiggestellt und die Anlage für die Totenkopfäffchen saniert worden. Beide Baumaßnahmen seien vom Verein der Tiergartenfreunde jeweils mit 100 000 Euro unterstützt worden. Noch nicht abgeschlossen ist der Umbau des alten Flusspferdehauses. Zukünftig sollen sich hier die Wüstentiere heimisch fühlen.

Wohl fühlen sich auch die wenigen menschlichen Besucher an diesem herrlichen Wintertag im Tiergarten. „Wir sind einer der schönsten Landschaftszoos in ganz Europa. Im Winter sind viele Tiere auch einfach besonders witzig“, findet Helmut Mägdefrau und lacht.

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