Wachstum
250 Bauwillige und nur 50 Parzellen

Ende 2019 könnten die Grundstücke im Markt Regenstauf baureif sein. Jetzt wird es ein Auswahlverfahren geben.

03.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Sabine Norgall

Am Ende der Bebauung Grasiger Weg 3 soll sich das neue Baugebiet (braune Fläche oben links im Bild) anschließen. Die Luftaufnahme ist bereits fünf Jahre alt. Die meisten der Baulücken, die dort noch zu sehen sind, sind heute längst bebaut. Foto: Markt Regenstauf

Der Markt Regenstauf boomt. Kaum ist ein Grundstück, ein Haus oder eine Wohnung auf dem Markt, ist es auch schon wieder verkauft. Preise, die vor wenigen Jahren noch als utopisch gegolten hätten, werden dafür längst bezahlt.

Im Frühjahr dieses Jahres gelang es der Marktverwaltung nach jahrelangen Verhandlungen, ein künftiges Baugebiet für rund 50 Häuser zu erwerben. Auf diese Nachricht hatten viele Interessenten gewartet. Kaum machte sie die Runde, schon häuften sich die Anfragen im Rathaus. Dabei entstand auch das Gerücht, für das kleine neue Baugebiet soll es rund 450 Interessenten geben. Diese Zahl ist laut Bürgermeister Siegfried Böhringer deutlich überzogen. Aber rund 250 Interessenten, also fünfmal so viele wie voraussichtliche Grundstücke, sind es dennoch.

Zeitlicher Bauzwang

Insgesamt gibt es im Regenstaufer Rathaus derzeit 360 Anfragen nach Baugrundstücken. Circa 100, schätzt die Liegenschaftsverwaltung, dürfe man davon wohl abziehen. Viele Anfragen stünden schon seit Jahren, da habe sich der eine oder andere Bewerber wohl längst anderweitig umgesehen. Auch Anfragen von Bauträgern und Investoren sind in die Zahl von 360 eingerechnet. Diese dürften nach 2019, wenn die 50 neuen Bauparzellen bebaut werden können, kaum zum Zuge kommen. Ein Auswahlverfahren, sagt der Bürgermeister, muss es bei dem großen Interesse auf jeden Fall geben. Wie das genau ausschauen wird, darüber muss der Marktrat noch entscheiden. Die Vergabe der Bauplätze wird aber in jedem Fall an einen Bauzwang gekoppelt sein, das heißt, die Grundstücke müssen zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt bebaut sein.

„Der Markt Regenstauf kauft kein Bauland zu überhöhten Preisen. Wir wollen jungen Familien bezahlbares Bauland anbieten können.“Bürgermeister Siegfried Böhringer

Für die Vergabe der Grundstücke spielt es im übrigen keine Rolle, ob man sich schon vor Jahren für ein Grundstück beworben hat, oder das erst 2019 tut. Bürgermeister Böhringer: „Wenn es so weit ist, kommen alle Bewerber in einen Topf.“ Siegfried Böhringer hofft, dass die Grundstücke zu einem Preis zwischen 200 und 250 Euro pro Quadratmeter verkauft werden können. Für eine Familie, die bauen wolle, mache bei einer Grundstücksgröße von angenommenen 600 Quadratmetern ein Preisunterschied von 50 Euro pro Quadratmeter viel aus, sagt Böhringer: „Für 30 000 Euro, da baue ich schon einen Keller.“

Der offizielle Bodenrichtwert für den Ortskern von Regenstauf liegt momentan bei 250 bis 300 Euro pro Quadratmeter, für den Bereich Grasiger Weg bei 200 Euro. Zum Vergleich: In Lappersdorf etwa beginnen laut Bodenrichtwerttabelle die Baulandpreise bei 315 Euro für den Quadratmeter. Diese Preisangaben stammen allerdings noch aus dem Jahr 2014. Derzeit wartet auch Christoph Hüttl, Mitarbeiter in der Marktverwaltung, auf die neue, aktualisierte Ausgabe. Darin, ist er sicher, werde sich auch die Preissteigerung der vergangenen Jahre abbilden. Der Markt Regenstauf, sagt der Bürgermeister, ist auch weiterhin auf der Suche nach Bauland. Allerdings, schränkt er ein, kaufe man nicht zu überhöhten Preisen.

Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichte die Marktverwaltung eine Erhebung, wie viele Grundstückseigentümer, auf deren Parzellen auf den ersten Blick Baurecht besteht, bereit wären, diese zu verkaufen.384 Eigentümer wurden angeschrieben, davon antworteten 195. 81 Prozent davon wollen ihr Grundstück nicht verkaufen. Diesen Nachweis brauchte der Markt auch für die Regierung der Oberpfalz, um überhaupt neues Bauland ausweisen zu dürfen.

Wie viel Wachstum ist gewünscht?

Für wichtig hält Siegfried Böhringer bei der Nachfrage nach Bauland allerdings auch die Frage: Wieweit will Regenstauf eigentlich wachsen? Böhringer: „Regenstauf will sicherlich keine 25 000 Einwohner. Um unsere Infrastruktur halten zu können, wären 15 000 bis 16 000 auf Dauer wichtig.“ Mehr Einwohner könnten Probleme etwa bei der Wasserversorgung, bei der Abwasserentsorgung oder auch bei der Verkehrsbelastung bringen, die Regenstauf so gar nicht verkraften kann.

Andere Kommunen in der Oberpfalz, sagt der Bürgermeister, unterstützten junge Familien, die nicht auf der Suche nach neuem Bauland sind, sondern statt dessen alte Häuser sanieren wollen, mit einem bestimmten Betrag. So ein Programm entspreche aber nicht der aktuellen Marktsituation am Ort. Man brauche den Kauf von alten Häusern nicht fördern, wenn diese, so wie jetzt, sofort gekauft würden, sobald sie auf dem Markt sind.

Christoph Hüttl ergänzt: Regenstauf ist attraktiv, als eigener Wirtschaftsstandort und durch die Nähe zu Regensburg. Außerdem habe der Ort eine Infrastruktur, die ihn für Familien, die sich ansiedeln wollen, sehr interessant mache.

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