Politik
Bremse fürs Baugebiet Birkenfeld

Das Landratsamt spielt bei den Planungen für das neue Wohnbaugebiet in Neutraubling nicht mit. Es wird länger dauern.

31.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

Der aufgelöste Stall des Reitbetriebs Birkenfeld – hier soll das neue Baugebiet An der Reitbahn entstehen. Der Teil der Koppeln, der am nächsten am neuen Stadtpark liegt, soll Grünfläche bleiben. Foto: Hafner

Mit einer veränderten Sachlage im Wohnbaugebiet „Birkenfeld – An der Reitbahn“ (offizielle neue Bezeichnung) mussten sich die Stadträte bei der Sitzung am vergangenen Donnerstagabend auseinandersetzen. Es geht um die Bebauung des Areals des aufgelösten Pferdebetriebs Daxer/Rösler im Neutraublinger Osten. Vor einem Jahr war das grundsätzliche Konzept zur Bebauungsdichte und Erschließung abgesegnet worden. Seither haben sich neue Problemstellungen ergeben. Landschaftsarchitekt Günther Spörl führte diese Probleme aus, die eine Änderung des Bebauungsplans im Parallelverfahren mit der 8. Änderung des Flächennutzungsplans zur Folge hatten.

Räte waren nicht „amused“„Es hat sich leider herausgestellt, dass unser landwirtschaftlicher Nachbar im Süden mehr Schutzansprüche hinsichtlich Lärm- und Geruchsbelästigung ausgelöst hat. Er betreibt eine Getreidetrocknungsanlage, deren Gebläse in der Erntezeit oft auch nachts läuft und das Getreide auf den Speicher bläst, außerdem gibt es wegen privater Pferdehaltung dort einen Misthaufen. Das ursprünglich beschleunigte Verfahren wird nun zum Regelverfahren zurückkehren, darauf drängt das Landratsamt.“

Es sei eine intensive Schallprüfung durchgeführt worden. „Daher gibt es eine zwei Meter hohe Mauer entlang der Südgrenze des Baugebiets. Obwohl sie kaum schallreduzierende Wirkung hat, weil das Gebläse höher liegt, wurde sie vom Landratsamt dringend angeraten, um wenigstens den Geruch der Mistlege zu mildern.“ Zusätzlich seien schallschutzaktive bauliche Maßnahmen an den fünf direkt angrenzenden Häusern notwendig, die auch etwas mehr Abstand zum landwirtschaftlichen Betrieb halten müssten. Als bauliche Maßnahmen seien zu nennen: Die Fenster nach Süden dürften nicht zu öffnen sein bzw. es dürften an dieser Seite keine Aufenthalts- und Schlafräume eingerichtet werden.

„Da bin ich aber gespannt, wo die Leute ihre Terrassen hinbauen, wenn man auf der Südseite kein Wohnzimmer machen und nicht mal Fenster öffnen darf“, warf Ulrich Brossmann ein – wie viele andere Räte sichtlich ‚not amused‘ über die neue Sachlage. „Ich bin selbst direkter Nachbar dieser Gebläseanlage und bin mir sicher, dass eine zwei Meter hohe Mauer noch nicht mal minimale schallreduzierende Wirkung hat.“ Hermann Achmann legte nach: „Und mir erschließt sich nicht, wie diese kleine Mauer Geruchsschutz bringen soll.“ So ein Misthaufen dampfe schließlich und wer wisse, ob da nicht mal mehr Pferde stehen würden als nur die aktuellen zwei Privatpferde. Auf eine Ausweitung der Pferdehaltung deute nichts hin, beruhigte Kiechle. Und eine mögliche gewerbliche Betreibung eines Reitbetriebs in zehn oder zwanzig Jahren sei äußerst fraglich wegen der restlichen dichten Bebauung ringsum, erklärten die Architekten.

„Birkenfeld wird kein Dorf bleiben“Harald Stadler meinte: „Wir sollen dort also eine Mauer bauen, die unserer Meinung nach weder viel für den Lärmschutz noch gegen die Geruchsbelästigung bringt. Da frage ich mich schon, warum? Wir wissen alle, dass es immer wieder Leute gibt, die aufs Land ziehen und dann gegen den Nachbarsgockel klagen. Sowas steht hier doch dann auch zu befürchten.“ Bürgermeister Kiechle entgegnete. „Man kann Emissionsduldungsklauseln in die Verträge einbauen. Und Birkenfeld wird auf Dauer kein Dorf bleiben. Dafür haben auch die Anwohner selbst gesorgt, die durch den Bau eines zweiten Hauses auf ihren Grundstücken den Raum verdichtet haben.“ Zum Thema Raumverdichtung bemängelte Willy Falk die 14 relativ kleinen Parzellen mit 400 bis 450 Quadratmetern Grund. Ergebnis: 12 Ja- zu 9 Gegenstimmen.

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