Biografie
Der Fischn Hans war immer zufrieden

Im August ist das Frauenzeller Original gestorben. Eine Ausstellung über den glücklichen Menschen hat er nicht mehr erlebt.

27.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Resi Beiderbeck

Der Fischn Hans war ein glücklicher Mensch, am 6. August ist er gestorben.Foto: Stefan Winkelhöfer

Fünf Jahre lang hat Stefan Winkelhöfer aus Bernhardswald den „Fischn Hans“, einen genügsamen Kleinbauern aus Frauenzell, immer wieder mit seiner Kamera begleiten dürfen. „Es war ein Geschenk für mich und ich bin dankbar für diese Zeit mit dem Hans“, sagt Kulturfotograf Winkelhöfer, der nicht nur sein Geschick als Fotograf, sondern auch viel Herzblut einbrachte.

Am 6. August ist der „Fischn Hans“ gestorben. Am 30. September wird ihm zu Ehren in Regensburg im Leeren Beutel eine Ausstellung eröffnet. Es werden 35 Fotografien gezeigt, die Winkelhöfer aufgenommen und in einem Buch verarbeitet hat. „Hans – Eine kleine Geschichte vom Glück“ (ISBN-10: 3960180284, Dr. Morsbach Verlag) heißt es. Es beleuchtet das bescheidene Leben eines liebenswürdigen Zeitgenossen ungeschönt und aufmerksam. „Hans“ steht für Johann Steinkirchner, den zeitlebens in der ganzen Umgebung jeder als „Fischn Hans“ kannte. Ihn als Frauenzeller Original und Synonym für Beständigkeit zu bezeichnen, ist gewiss nicht übertrieben. Unverwüstlich ging er jahraus jahrein seinem Tagwerk nach, und das mit bewundernswerter Ausdauer, denn das Kleinbauerntum forderte vollen Einsatz.

„Sachl“ aus einer anderen Zeit

Freundlich, ehrlich und friedlich meisterte er sein Leben in dem kleinen „Sachl“, das direkt an der Klostermauer liegt und aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. Der Vater starb sehr früh. So hieß es, in der kleinen Landwirtschaft von klein auf fest anpacken. Es folgte eine Zeit als Rossknecht und Bulldoggfahrer im Donautal. Von Unfällen und Krankheiten blieb der Hans nicht verschont. Trotzdem war er immer frohgemut, zu einem Ratsch aufgelegt und nie war seine Haustür verschlossen. Luxus kannte und wollte er nicht, denn, was braucht der Mensch schon zum Leben? Gar nicht viel, wenn man es genau bedenkt. „Ich bin glücklich, wenn ich und meine Tiere im Stall gesund sind“ wird Johann Steinkirchner im Buch zitiert.

20 Jahre lang trug er bei Beerdigungen die Totenfahne. Und als sich heuer der Sommer zur Ernte richtete, sagte er selber der Welt Lebewohl. Die Frauenzeller trugen ihn zu Grabe und richteten ihm „a scheene Leich´“ aus.

Im Dorf, in der Pfarrei und bei den Vereinen war der Fischn Hans beliebt, denn er war eine Persönlichkeit mit Charme, Schlagfertigkeit und Humor. Zahlreiche Dorfvereine führten seinen Namen länger als 50 Jahre im Mitgliedsbuch. Und wenn bei Versammlungen eine gute Viertelstunde nach dem eigentlich angesetzten Beginn der Fischn Hans den Saal betrat, dann wussten alle: „Eitz kimma ofanga“. Er war ein fleißiger Kirchgänger, ein großer Marienverehrer und ein wohlwollender Mitbürger, der das öffentliche Geschehen mit Interesse verfolgte.

Das Buch hat er noch gesehen

Mit seinem Hanomag, Baujahr 1954, zuckelte er gemächlich übers Land. Sein Haus hatte keine Zentralheizung, gekocht hat er am Holzofen. In seiner Anspruchslosigkeit war er reicher als mancher wohlhabende Zeitgenosse, denn er war immer zufrieden: „Wos i brauch, des hob i und wos i net hob, des brauch i net“, pflegte er zu sagen.

82 Jahre ist er alt geworden, die ihm gewidmete Ausstellung durfte er nicht mehr erleben. Aber das Buch hat ihm Stefan Winkelhöfer noch zeigen können, eine Woche vor seinem Tod. Der Fotograf erinnert sich genau an Johann Steinkirchners letzten Satz: „Kimmst amol wieda, aber wennst wieder kimmst, bin i eh nimmer do.“