Jahreswechsel
Walhalla: Verbot bremst Silvester-Gaudi

Erstmals sind am Donaustaufer Ruhmestempel Raketen tabu. Der Verwalter lässt auch die Zufahrtsstraße sperren.

26.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:19 Uhr
bettina Mehltretter

Beim Jubiläum erleuchtete die Walhalla in allen Farben. An Silvester wird es anders aussehen – Raketen sind tabu.Foto: Weigel/dpa

Hunderte drängen jedes Jahr am Silvesterabend zur Walhalla hinauf. Sie trinken Sekt und Bier, schießen Raketen in den Himmel und werfen Böller. Verlassen sie den Bräuberg, bleiben Unmengen an Müll zurück. Jetzt will Bertin Schels, seit Anfang 2016 der Walhalla-Verwalter, diese Feierei eindämmen. Dabei geht es ihm nicht grundsätzlich um die Menschenmassen in Donaustauf sondern darum, dass seine Leute am Neujahrsmorgen Müllberge wegräumen müssen. Außerdem sorgt sich der Verwalter um die feiernden, möglicherweise betrunkenen Menschen auf den 358 Stufen des Ruhmestempels. „Diese Verantwortung übernehme ich nicht“, sagt Schels. „Die Sicherheit der Menschen ist mir sehr wichtig.“

Anderswo wirken die Verbote

Wie sich die beiden Verbote auf die Situation an der Walhalla auswirken könnten, zeigt ein Blick nach Kelheim: Dort hat die Verwaltung der Befreiungshalle, die Schels ebenfalls leitet, schon vor Jahren die Zufahrt sperren lassen und Fans von Raketen verbannt. In trockenen Nächten waren zuvor noch 400 bis 500 Menschen auf den Michelsberg gefahren und gewandert. Sie hatten Unmengen an Müll und Feuerwerksreste hinterlassen, zuletzt elf bis zwölf Schubkarren voll.

Besonders hartnäckig hatten sich Reste von Raketen und Krachern wegräumen lassen, vor allem dann, wenn sie im nassen Gras klebten. Einmal hatte ein Mann mit einer Signalpistole Pyrotechnik mitten in eine Menschenmenge geballert – und Gott sei Dank, so Schels, nicht getroffen. Heute feiern nur noch 30 bis 50 Besucher an der Befreiungshalle. „Sie kommen über den Fußweg. Ihren Sekt bringen sie im Rucksack mit“, weiß der Verwalter. Die Stimmung sei friedlich und fröhlich. Am nächsten Morgen seien die Abfallkörbe zwar weiter proppevoll – aber daneben werfe kaum einer seinen Müll noch.

Schels kann nicht einschätzen, wie viele Menschen diesmal am letzten Abend des Jahres noch über den Fußweg zur Walhalla kommen werden, um von den Stufen aus den Blick aufs Umland zu genießen. „Wenn dort 200 Leute friedlich feiern würden, wäre das schön“, sagt er. Bestenfalls würden die auch noch ihren Müll wieder mitnehmen.„Jedes Jahr verletzen sich Menschen und Tiere an den Scherben aus der Silvesternacht“, teilt die Bayerische Schlösserverwaltung mit.

Regenstaufer blicken in die Ferne

Besonders viele Menschen dürften auch heuer wieder auf dem Regenstaufer Schlossberg ins neue Jahr feiern. Das Café dort veranstaltet neben einer Silvesterparty (ausgebucht) ein kleines Feuerwerk auf seiner Terrasse. Und vom Parkplatz am Kriegerdenkmal gibt es – bei schönem Wetter – einen guten Blick auf das Feuerwerk in Regenstauf und Regensburg. In den vergangenen Jahren haben viele dort auch selbst ihre Raketen in den Himmel gejagt. Eine offizielle Bewirtungsstelle gibt es nicht. Trotzdem kommen Hunderte, um gemeinsam zu feiern.

Wie es Tieren mit der Böllerei geht, lesen Sie hier.

Für die Regenstaufer Polizei ist der Schlossberg aber üblicherweise kein besonderer Silvester-Einsatzschwerpunkt, sagt Polizeihauptkommissar Rainer Spangler. Die Menschen feiern friedlich. Das bestätigt auch Bürgermeister Siegfried Böhringer: „Wir hatten noch nie Probleme.“ Nur der Müll bleibt am Ende – nicht nur am Schlossberg, sondern auch an der Regenbrücke und am Eisernen Steg in Diesenbach, wohin viele zum Feiern kommen. Auf ihren Dreck hat ein Mitarbeiter des Winterdiensts, der ohnehin in Rufbereitschaft ist, ein Auge. Notfalls alarmiert der einen Kollegen, falls er Hilfe bei größeren Müllmengen braucht.

Bis zum Jahreswechsel 2014/2015 hat auch Brennberg an Silvester zu den Top drei der kostenfrei zugänglichen Partyplätzen im Landkreis gehört. Bis zu 500 kamen jedes Jahr zum „Burgsilvester“. Doch dann haben Gemeinde und Spitalgenossenschaft vor den oft widrigen Witterungsbedingungen und dem großen Arbeitsaufwand kapituliert. Jede Tasse, jeder Teller, jeder Heizpilz musste nach oben transportiert werden. Silvester 2018/2019, verspricht Bürgermeisterin Irmgard Sauerer, soll aber wieder gemeinsam ins neue Jahr gerutscht werden: diesmal am und im Spital, dem ehemaligen Armenhaus. Die Burg ist trotzdem auch heuer in der Silvesternacht zugänglich. Bis zu 50 Leute dürften wieder nach oben steigen, schätzt Sauerer. Bei schönem Wetter ist sogar das Feuerwerk in Straubing zu sehen.

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