Karriere
Wie der Bauernbub Minister wurde

Konrad Wolf aus Schönach im Kreis Regensburg machte Karriere in der Wissenschaft. Jetzt sitzt er im Kabinett von Malu Dreyer.

24.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Walter Schießl

Der Präsident der Hochschule Kaiserslautern, Konrad Wolf (54), soll Wissenschaftsminister werden. Stefanie Hubig (47, SPD), die ebenfalls in Regensburg studierte, ist als Bildungsministerin vorgesehen,

Die Karriere, die der Landwirtssohn Konrad Wolf aus dem kleinen Ort Schönach an der Landkreisgrenze an den Tag gelegt hat, ist einzigartig. Der 54-Jährige, der auf dem zweiten Bildungsweg in Regensburg sein Abitur machte, wurde Experimentalphysiker und übernahm 2009 die Leitung der Hochschule in Kaiserslautern. Jetzt wurde der Schönacher gar zum Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur im Kabinett der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, berufen.

Konrad Wolf kam am 4. Januar 1962 in Sünching auf die Welt. Er war ein Nachzügler, denn seine Eltern hatten schon zwei Kinder, Hildegard und Alfred, zwölf und sieben Jahre älter als er. Der Vater betrieb eine kleine Landwirtschaft, die Mutter war Hausfrau und arbeitete bei Siemens im Akkord. Die Familie lebte in einem kleinen Anwesen in der Dorfstraße 35. Dort lebt sein Bruder Alfred noch heute.

Man kann kreativ sein

Konrad Wolf lernte nach dem Besuch der Hauptschule und der Realschule im Betrieb des Schwagers in Dürnhart von 1978 bis 1981 den Beruf des Elektrikers. „Das hat mir schon gefallen“, sagt der heutige Minister. „Seine Neugier wurde dadurch wohl geweckt“, erinnert sich der Bruder Alfred, der bis 2013 in der Maschinenfabrik Reinhausen in Regensburg beschäftigt war. Konrad Wolf entschloss sich im Alter von 19 Jahren, die Berufsoberschule in Regensburg zu absolvieren. Unterbrochen wurde die Karriereleiter durch den Grundwehrdienst, den der junge Mann in der Regensburger Nibelungenkaserne bestritt.

1984 schrieb er sich an der Universität Regensburg ein, wo er das Studium der Physik gewählt hatte. Sechs Jahre später avancierte der Schönacher zum Wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Fakultät für Physik der Universität Regensburg am Institut für Festkörperphysik. Diese Stelle endete mit der Doktorarbeit, die der Oberpfälzer mit 32 Jahren über Materialien im Halbleiterwesen geschrieben hatte.

Ein Jahr später trat der Schönacher eine Stelle am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (MPI-IPP) in Garching/München (Röntgenanalytik) an, ehe er 1995 an das Fraunhofer Institut nach Dresden wechselte. Dort beschäftigte er sich mit mikro-elektronischen Schaltungen und Systemen im Bereich Technologieentwicklung für Halbleiterbauelemente. 1998 wechselte er zu den Infineon Technologies (ehemals Siemens-Halbleiter) im Bereich Technologieentwicklung für Halbleiterbauelemente in Dresden und München. 2001 schließlich erhielt er eine Professur an der Fachhochschule Kaiserslautern, wo er 2007 zum Vizepräsidenten und 2009 zum Präsidenten der Fachhochschule (seit September 2014 Hochschule) Kaiserslautern aufstieg.

„Der Grund“, so sagt er heute, „war, dass mir die Arbeit mit den Studenten sehr gut gefiel.“ Im Bereich der Wissenschaft könne man unglaublich kreativ sein, sagt er. Aus diesen Grund habe er seinen bisherigen Weg eben in Richtung Hochschule gewählt. Bereut hatte er das bislang noch keine Sekunde.

Die Berufung in das Amt des Ministers war für Konrad Wolf selbst eine gehörige Überraschung. „Ich hatte mit Politik bislang nichts am Hut und gehörte auch keiner Partei an“, erzählt er, wenngleich sein Herz auf der SPD-Linie schlage.

„Ich laufe seit Jahren schon dreimal in der Woche zehn Kilometer, das gibt mir den Ausgleich, den ich brauche.“Konrad Wolf

„Deren Ziele kann ich natürlich schon unterstützen“, sagt er.Malu Dreyer, die als Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz wiedergewählt wurde, habe er natürlich schon von verschiedenen Veranstaltungen und Terminen her gekannt.„Als Präsident einer Hochschule hat man immer mal mit der Politik zu tun, da gebe es schon oft Überschneidungen und Berührungspunkte“, sagt der Minister, der in Zweibrücken verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Ob er künftig noch alle zwei Monate zur Mutter, die im Altenheim in Sünching lebt, heimfahren können wird, das stehe noch in den Sternen. „Die Termine werden nicht weniger werden“, sagt der Überraschungsmann aus dem Dreyer‘schen Kabinett. Aber seine Hobbys, so sagt er, das Joggen und die Gartenarbeit werde er so gut es geht, weiterbetreiben. „Ich laufe seit Jahren schon dreimal in der Woche zehn Kilometer, das gibt mir den Ausgleich, den ich brauche“, sagt er. In den letzten Jahren gewann Konrad Wolf der Gartenarbeit immer mehr ab. „Da kommt wohl das Blut aus der Landwirtschaft etwas durch“, lacht er.

Reden über Regensburg

Mit Stefanie Hubig sitzt eine weitere Frau als Ministerin für Bildung im Kabinett von Rheinland-Pfalz, die ebenfalls mit Regensburg verbunden ist.Die 47-Jährige, die aus Frankfurt am Main stammt, hatte in der Domstadt nach ihrem Abitur Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg studiert und 1993 das erste Staatsexamen bestanden, 1995 folgte das zweite Staatsexamen. Hubig, die der SPD angehört, war nach einer Tätigkeit als Richterin und Staatsanwältin in Ingolstadt an das Bundesjustizministerium gewechselt. 2014 folgte sie erneut dem Ruf nach Berlin und arbeitete dort als Staatssekretärin und Amtschefin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.

„Ab und zu“, so sagt ihr aus Schönach stammender Minister-Kollege „werden wir sicher über Regensburg und die schöne Zeit dort reden“. Dann werde man in Mainz in alten Erinnerungen schwelgen.

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