Wirtschaft
Eine Weltneuheit aus der Tüftler-Stadt

Erfinder Zippel gab den Anstoß: Die Reinigungs-Anlage aus Neutraubling ist energiesparend und prüft jedes Werkstück exakt.

25.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
Michael Jaumann
Die Beschäftigten von „Zippel Member of Sugino“ sind stolz auf ihre Weltneuheit. Die erste in Neutraubling zusammengebaute „CIC one“ ist in wenigen Tagen auf der Fachmesse „parts2clean“ in Stuttgart zu sehen. −Foto: Jaumann

Günther Zippel ist stolz auf seinen Vater. In einem Alter, in dem Günther Zippel senior längst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen könnte, habe sich der frühere Chef der Maschinenfabrik Zippel erneut als „Visionär“ erwiesen, schwärmt sein Sohn.

Obwohl der Neutraublinger Spezialist für industrielle Waschanlagen schon bisher dafür bekannt war, seine Maschinen ressourcenschonend und energiesparend auszurichten, war Erfinder Zippel überzeugt, dass Reinigungsmaschinen mit noch weniger Wasser als bisher auskommen müssten. Die Vision des 71-Jährigen: „Energiesparen und etwas liefern, das noch nie da war“.

Nach dreijähriger Entwicklungsarbeit zusammen mit Partnern präsentiert das Team des vor zwei Jahren vom japanischen Unternehmen Sugino übernommenen Neutraublinger Maschinenbauers jetzt mit der modularen Anlage „CIC one“ nichts weniger als einen „Quantensprung“ gegenüber den bisherigen Anlagen, wie es Zippel junior formuliert.

Der Trick mit dem trockenen Dampf

Der „Clou“ beim „Cleaning Inspection Center“, wie das Kürzel CIC in der Langfassung heißt, ist laut Zippel „trockener Dampf“ und das „Zuckerl“ ein Modul, das jedes gereinigte Bauteil foto-optisch auf unzulässige Fremdpartikel überprüfen kann. Bisher hätten die gereinigten Bauteile nur stichprobenartig überprüft werden können.

Das 1968 gegründete Unternehmen Zippel steht für industrielle Waschmaschinen. Motorblöcke, Schiffsmotoren, Flugzeugteile – es gibt kein Teil, das Zippel nicht waschen könnte, ist die erklärte Firmenphilosophie. Bei industriellen Waschanlagen gelten die Neutraublinger als Weltmarkführer. Mit immer neuen Erfindungen und Patenten will man dort den Wettbewerbsvorsprung sichern.

Prozesssicher im gleichen Takt reinigen und zertifiziert kontrollieren – „das gab es bisher nicht“, versichert Günther Zippel junior, der wie sein Bruder Armin und Vater Günther auch nach demVerkauf der Firmaunter japanischer Regie an der Unternehmensleitung beteiligt ist. „CIC one“wird für Bauteile von 40 bis 120 Zentimeter Größe gebaut und kann nach den Wünschen der Kunden als Modulsystem zusammengestellt werden, das von der Vorreinigung über die Entgratung bis hin zur Feinreinigung und der abschließenden Überprüfung die Bedürfnisse der industriellen Kunden erfüllen kann.

In allen Modulen ist eine spezielle Achsensteuerung eingebaut, mit der ein Bauteil im 360-Grad-Bereich in allen drei Dimensionen bearbeitet werden kann. Bauteil und das robotergeführte Werkzeug werden stufenlos zueinander bewegt. Roboter übernehmen auch den Transport von Kammer zu Kammer.

Eine spezielle Entgratung bewirkt, dass auf teure Hochdruckreinigung mit Wasser und Zusätzen verzichtet werden kann. Mit der Trocknung durch den sogenannten Trockendampf lässt sich die kostspielige und aufwendige Trocknung mittels Heißluft und Vakuumtrocknung ersetzen. Die Energieeinsparung gegenüber gleichwertigen Reinigungsanlagen liegt nach den Firmenangaben bei 70 Prozent.

Neun Zehntel weniger Wasser

Die Waschflüssigkeit kann wegen des speziellen Absaugverfahrens bis zu einem Jahr in der Kammer verbleiben und immer wieder verwendet werden. Die Qualität des Waschmediums wird dabei mittels eines speziellen Durchflussmessers ständig kontrolliert Die Frischwasserzufuhr lässt sich mit der neuen Anlage auf ein Zehntel des bisherigen Volumens senken, heißt es in den Angaben des Unternehmens. „Wasser wird knapper“, sagt Günther Zippel junior dazu. Auch mit dieser Ressource gelte es also sparsam umzugehen.

Das abschließende foto-optische Prüfmodul arbeitet im gleichen Takt wie die vorhergehenden Module. Sollte dort noch ein lose haftendes oder verklemmtes Spänchen entdeckt werden, macht ein spezielles Strahl- und Absaugsystem das beanstandete Produkt endgültig rein.

Das „CIC one“ wird als Kooperationsgemeinschaft von vier Partnern unter Federführung von Zippel gebaut. Die Endmontage und der Vertrieb ist Zippel vorbehalten. Ein Modul von „CIC one“ war kürzlich bereits auf der Hannover-Messe zu sehen.

Eine bei Zippel nun zusammengebaute Anlage mit vier Modulen hat inzwischen Neutraubling verlassen und ist unterwegs zur Messe „parts2clean“ in Stuttgart. Bei der Messe für Fachbesucher trifft sich von 31. Mai bis 2. Juni, was in der industriellen Teile- und Oberflächenreinigung Rang und Namen hat.

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