Trauer
Altbürgermeister Leo Graß ist tot

Der geschätzte Kommunalpolitiker aus Obertraubling verstarb am Dienstag mit 88 Jahren. Er war auch als Gstanzlsänger bekannt.

25.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
Leo Graß (links), hier gratuliert der damalige Landrat Herbert Mirbeth zum 85. Geburtstag im Jahr 2013. −Foto: Archiv/P. Luft

Leo Graß ist tot. Der Altbürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Obertraubling verstarb am Dienstag mit 88 Jahren. Der gebürtige Obertraublinger war ein weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannter Kommunalpolitiker – und Schreinermeister. Er hinterlässt seine Ehefrau Hildegard, zwei Kinder mit Familien sowie sieben Enkelkinder. Aussegnung mit anschließendem Sterberosenkranz ist am Mittwoch, 25. Mai, um 17.45 Uhr in Obertraubling. Requiem mit anschließender Beerdigung findet am Freitag, 27. Mai, um 14.30 Uhr in St. Georg in Obertraubling statt.

Geboren am 17. Februar 1928 in Obertraubling erlernte der Jubilar nach der Volksschule das Schreinerhandwerk im Betrieb seines Vaters Rudolf Graß. Die Schrecken des II. Weltkriegs erlebte er ebenso mit. Kurz vor Ende des Krieges wurde er noch zum Waffendienst einberufen, kam in amerikanische Gefangenschaft nach Bad Kreuznach und kehrte erst im Oktober 1945 zu den Eltern zurück.

Als Gstanzlsänger bekannt geworden

Bald lernte Graß seine Frau Hildegard, geborene Schuh in Niedertraubling kennen, die mit ihren Eltern 1946 aus dem Sudetenland vertrieben wurde. Nach zehn Jahren Probezeit wurde am 4. Juli 1956 der Bund der Ehe geschlossen. Gemeinsam arbeiteten die beiden von früh bis spät in der Schreinerei des Vaters Rudolf mit, dessen Werkstatt der Jubilar 1959 übernahm. Aus der Ehe gingen Tochter Karin und Sohn Rudolf hervor.

Bekannt wurde der Jubilar 1976, als er sich an seine Jugendzeit erinnerte und als Gstanzlsänger anfing. Leo Graß fühlte sich sichtlich wohl auf den Bühnen, ob als bayerischer „Riedenburger“ in Afrika, Amerika, Österreich oder in heimischen Gefilden. Er derbleckte wie der bekannte Roider Jackl auf Festen so manche Verfehlungen der Politiker und sonstiger Obrigkeiten.

Ab 1978 im Gemeinderat

Noch nicht genug der Arbeit, übernahm der Jubilar 1976 auch den Vorsitz des am 17. Februar 1890 gegründeten Krieger-, Soldaten- und Reservistenvereins, den er 25 Jahre lang mit großem Idealismus führte. Unter seiner Regie wurde 1981 das 90-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe gefeiert, dem 1991 das „Hundertjährige“ folgte. In Eigeninitiative ließ er auch seine geliebte Kriegergedächtniskapelle bei der Pfarrkirche renovieren, der auch noch täglich sein Augenmerk gilt. Dass dem Verein seine ganze Liebe und Verpflichtung galt, beweist nachweisbar die „Graß-Dynastie“. In der Krieger-Chronik der letzten 123 Jahre sind sein Großvater Schreinermeister Georg Graß von 1913 bis 1928, Vater Rudolf Graß (1928 bis 1953) und der Jubilar Leo Graß von 1976 bis 2001 als Vorstände verzeichnet. Diese Verpflichtung legte der Jubilar auch im Jahre 1978 nicht nieder, als er über die „Freien Wähler“ in den Gemeinderat und sofort zum 2. Bürgermeister gewählt wurde.

Im Frühjahr 1981, nach dem Tode des 1. Bürgermeisters Hermann Zierer, wurde Graß zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. 18 Jahre führte der Jubilar die Geschicke der Großgemeinde und baute diese zur Vorstadtgemeinde mit einer funktionierenden Infrastruktur aus. Mit Unterstützung seiner politischen Freunde und Weggefährten sorgte er für Belange und Lösungen in den einzelnen Ortsteilen.

Der Bau des Sportzentrums mit Mehrzweckhalle, der Rathausumbau mit Neugestaltung des Rathausplatzes, Neubau der B 15, Ausbau der Staatsstraße 2111, Erweiterung der gemeindlichen Abwasserbeseitigung, Durchführung verschiedener Dorferneuerungsmaßnahmen und die Umsetzung neuer Baugebiete, um die jungen Obertraublinger in ihrer Heimat zu halten, waren Eckpunkte der Arbeit von Graß.

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