Feuerwehr
Bettina Sperl „steht ihren Mann“

24-jährige Versuchsingenieurin ist stellvertretende Kommandantin in Geisling. Erstmals ist eine Frau an der Spitze der Wehr.

16.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr
Hans Biederer

Seit drei Monaten ist Bettina Sperl stellvertretende Feuerwehrkommandantin und übt das verantwortungsvolle Amt engagiert, souverän, mit viel Sachverstand und der ihr eigenen Ruhe aus. Fotos: Biederer

Sie ist jung, selbstbewusst und weiß genau, was sie will. Seit drei Monaten ist Bettina Sperl stellvertretende Feuerwehrkommandantin in Geisling und übt das verantwortungsvolle Amt engagiert, souverän, mit viel Sachverstand und der ihr eigenen Ruhe aus.

So wie die 24-Jährige vereinen 26000 Frauen in Bayern bereits ihren Alltag und den Dienst bei der Feuerwehr in eindrucksvoller Weise und leisten ihren Beitrag für das Gemeinwohl –retten, löschen, bergen und schützen mit ihren ganz speziellen Fähigkeiten und Talenten. Dass aber Frauen im aktiven Feuerwehrdienst an vorderster Front bei den Einsätzen die Kommandos geben, ist noch nicht alltäglich. Im Gespräch mit unserem Medienhaus erzählt die Versuchsingenieurin über ihre Beweggründe und ihre Ziele.

„Seit dem 14. Lebensjahr fasziniert mich die Tätigkeit bei der Feuerwehr. Mir haben die Übungen und Leistungsabzeichen schon immer sehr viel Spaß gemacht. Immer wieder eine höhere Stufe zu erklimmen, war toll“, erzählt Bettina Sperl im Gespräch mit unserem Medienhaus.

Nach der Volljährigkeit absolvierte sie neben den Standardausbildungen die Truppmannausbildung, den Funklehrgang und vor kurzem den Atemschutzlehrgang. „Dieser wird heutzutage immer wichtiger. Wir haben in Geisling zwar keine eigene Atemschutzausrüstung, aber es hat sich bei Bränden schon gezeigt, dass die Anzahl der Atemschutzträger bei der Stützpunktwehr manchmal nicht ausreicht. Die kleineren Ortsfeuerwehren können hier mit ausgebildeten Einsatzkräften unterstützen“, meint sie.

Ein Miteinander ist wichtig

Bettina Sperl hat keinerlei Befürchtungen, dass sie als Frau bei den Einsätzen nicht respektiert wird: „Ich arbeite beruflich ausnahmslos mit Männern zusammen. Auch hier heißt es, sich durchzusetzen. Sowohl dort als auch bei der Feuerwehr werde ich mit meinen Entscheidungen akzeptiert“, versichert sie. „Schließlich ist am Einsatzort ein Miteinander wichtig.“

Auch in der noch sehr männerdominierten Führungsriege kann sie nur von positiven Erfahrungen berichten: „Erst vor ein paar Tagen war ich die einzige Frau bei der Kommandantenversammlung. Ich wurde aber herzlich in dieser Runde aufgenommen“, bricht sie eine Lanze für ihre männlichen Kollegen.

Um für den Ernstfall bestens gewappnet zu sein, nimmt sie in Kürze an den erforderlichen Seminaren teil. „Bei einer größeren Übung hatte ich vor kurzem schon die Einsatzleitung inne“, sagt sie. Gerne will sie anfangs von erfahrenen Einsatzkräften wertvolle Hinweise und Anregungen annehmen.

In ihrer weiteren Freizeit liebt die Geislingerin eher die Ruhe, die sie stets auch ausstrahlt. „Wenn ich als Aquaristikerin meine Aquarien mit ganz seltenen Zierfischen betrachte, vergesse ich den Trubel und kann total entspannen“, berichtet sie.

Das Alarmwesen straffen

Als Ziel hat sie sich gesetzt, die Jugend und vor allem auch junge Mädchen für den Feuerwehrdienst zu begeistern. „Denn bislang gibt es nur drei aktive Damen bei uns in der Wehr“, erzählte sie. Anpacken möchte Bettina Sperl auch die Straffung des Alarmwesens.

Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer kann sich die Feuerwehren ohne Frauen nicht mehr vorstellen: „Zum einen muss die Tagesalarmbereitschaft bewerkstelligt werden. Dies ist in manchen Feuerwehren nur noch mithilfe von Frauen zu gewährleisten. Denn auf viele aktive männliche Einsatzkräfte kann man aufgrund ihrer Berufstätigkeit tagsüber nicht zurückgreifen“, erklärte der Kreisbrandrat. Scheuerer stellt ganz klar heraus, dassFrauen genauso in der Lage sind, den aktiven Feuerwehrdienst zu leisten wie die Männer.

Die oberste Führungskraft im Landkreis Regensburg informiert, dass der Landkreis Regensburg schon immer führend war, wenn es darum ging, Frauen in den Feuerwehrdienst einzubeziehen. „Seit 1972 gibt es Frauen bei der Feuerwehr. Die Feuerwehr in Traidendorf in der Gemeinde Kallmünz war die zweite Feuerwehr in Bayern, die eine Feuerwehrdamenlöschgruppe gegründet hatte“, weiß Scheuerer.