Umstellung
Golfplatz-Betreiber setzt auf Natur

Martin Horlacher will seine Anlage bei Sinzing künftig ökologisch bewirtschaften. Saftiges Grün wird es nicht mehr geben.

02.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
„Diese Ungräser will keiner haben“: Martin Horlacher zeigt auf seinem Golfplatz bei Sinzing die Bereiche, wo unerwünschte Rispengräser vertrocknet sind. Hier werden nun Stück für Stück widerstandsfähige neue Gräser angesät. −Foto: Kreissl

Die Greenkeeper auf vielen Golfplätzen in Bayern atmen auf. Nach wochenlanger Trockenheit und Temperaturen von weit jenseits der 30 Grad, ist zuletzt wieder üppig Regen auf den grünen Rasen gefallen. Doch was andernorts für so manche Sorgenfalten bei den Golfplatzbetreibern sorgte, kam für Martin Horlacher genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn der Eigentümer des Golf- und Yachtclubs Gut Minoritenhof bei Sinzing ist jetzt jede Menge Gras los, das auf seiner Anlage keine Zukunft mehr hat.

„Wir müssen einen Wandel vollziehen“, sagt Horlacher und fühlt sich darin von der Situation in den vergangenen Wochen bestärkt. Denn nach eigenen Angaben hat er trotz der großen Trockenheit nicht mehr Wasser für die Anlage benötigt als sonst auch. Der Grund dafür sind die neuen ökologischen Grassorten, auf die der Sinzinger Golfplatzbetreiber in zunehmendem Maße umsteigt. Die tiefwurzelnden Gräser brauchen weniger Wasser, weniger Dünger und kaum noch Pflanzenschutzmittel. Vor allem Trockenheit verträgt dieser Rasen besser als sein flachwurzelndes Pendant, das am Minoritenhof in den vergangenen Wochen zum großen Teil vertrocknet ist.

„Ein Ungras, das keiner haben will“, nennt Horlacher vor allem das einjährige Rispengras, dass sich seinen Beobachtungen zufolge auf so manchen Golfplätzen besonders wohlfühle. Als Grund dafür hat er einen „Teufelskreislauf“ ausgemacht. Denn der Wettlauf um möglichst saftig grüne Rasenflächen auf den Anlagen verlange immer mehr Dünger und auch Wassereinsatz. Damit entstehen auf dem Platz aber beste Bedingungen für das Rispengras, das dann zunehmend die guten Gräser verdränge, was wiederum neuerlichen Dünger und oft genug auch Pestizideinsatz erfordere. Letzteres werde aber in Deutschland immer schwieriger, weil die Vorschriften dafür zuletzt immer mehr verschärft worden seien.

Auf guter Oberfläche spielen

Doch Horlacher hat die Reißleine gezogen. „Golfer wollen nicht auf grüner Farbe spielen, sondern auf einer guten Oberfläche“, ist der Sinzinger Golfplatz-Betreiber überzeugt. Ein „treues Grün“ heißt das in der Sprache der Golfer und bedeutet nichts anderes, als dass der weiße Ball auf dem Platz möglichst berechenbar bleibt und sein Verhalten nach der Landung sowie seine Rollwege nicht zur reinen Glückssache werden. Das ist nach Ansicht des Sinzingers auch auf einem Rasen möglich, der nicht ganz so grün ist.

Die besten Golfprofis der Welt waren freilich bei den US Open in Chambers Bay im Bundesstaat Washington vor wenigen Wochen noch geteilter Meinung. Von „unspielbar“ bis zu Vergleichen mit Brokkoli und Blumenkohl reichte dabei die Kritik der Spitzenspieler an den Greens von Chambers Bay, eben weil die Bälle ihrer Meinung nach nicht ganz treu liefen. Allerdings benötigt die Anlage in Chambers Bay, die auf eher genügsame Grassorten setzt, auch deutlich weniger Wasser als saftig grüne Plätze wie beispielsweise im Golfer-Mekka Augusta. Deshalb ist Cambers Bay durchaus ein Vorbild für Martin Horlacher.

Auch sein Rasen ist derzeit optisch kein Aushängeschild. Dessen ist sich der Golfplatz-Betreiber sehr wohl bewusst. Denn im Grün finden sich vielerorts mehr oder weniger große braune Stellen überall dort, wo die Trockenheit den Ungräsern den Garaus gemacht hat. Die Sportler sind hier nicht mehr auf einem saftig-kräftigen Grün unterwegs, sondern auf einem eher hellgrünen Untergrund, der durchaus ins Bräunliche wechseln kann. Allerdings nicht mehr lange. Denn Stück für Stück werden jetzt die neuen widerstandsfähige Gräser angesät, die nicht nur mit der Trockenheit besser zurechtkommen sollen, sondern auch weniger Dünger und weniger Pflege brauchen.

Umstellung dauert zwei Jahre

Genau das ist auch der Ansatz, der Martin Horlacher umtreibt. „Wir müssen mehr mit der Natur arbeiten“, betont er. Deshalb ist es seiner Meinung nach auch auf Golfplätzen besser, möglichst wenig in den Naturhaushalt einzugreifen. Das ist zum einen erst einmal ziemlich teuer – und zum anderen auch nicht so schnell umzusetzen. Horlacher rechnet, dass die Umstellungsphase auf seiner Anlage wohl insgesamt zwei Jahre in Anspruch nehmen – und zumindest zeitweise auch nicht ohne Qualitätseinbußen zu bewältigen sein wird.

Aber der Sinzinger Golfplatz-Betreiber ist überzeugt, dass letztendlich auch unter den Golfern ein Umdenken einsetzt. „Man muss nicht unbedingt auf einem giftgrünen Rasen spielen“, bringt er die Einstellung auf den Punkt, von der er hofft, dass sie sich auch unter den Sportlern durchsetzt. „Wir müssen endlich weg von diesem Image, dass dieser wunderschöne Sport nicht auch ökologisch sein kann“, betont Horlacher.