Diskussion
Streit um Trauungen auf der Burg

In der Verwaltungsgemeinschaft ist die Personaldecke dünn. In Wolfsegg kann nicht mehr jeden Samstag geheiratet werden.

25.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr

Rund 50 Brautpaare heiraten im Jahr standesamtlich auf der Wolfsegger Burg. Foto: Andreas Schenkel

Für viele Menschen ist es der schönste Tag in ihrem Leben, zumindest ist es aber ein ganz besonderer. Da soll natürlich alles passen. Das gilt immer mehr auch für die standesamtliche Trauung, vor allem dann, wenn für das Brautpaar eine kirchliche Hochzeit nicht in Frage kommt. Deshalb sind besondere Orte für Trauungen schwer im Trend. Einer davon ist die Wolfsegger Burg. Rund 50 Brautpaare geben sich dort im Schnitt übers Jahr hinweg das Ja-Wort. Künftig wird das allerdings nur noch während der Woche und am ersten Samstag im Monat möglich sein.

Dass Heiratswillige dort überhaupt noch weiterhin den Bund fürs Leben schließen können, war in den letzten Wochen gar nicht so klar – und hat für einige Verstimmungen zwischen Pielenhofen und Wolfsegg geführt. Die beiden Kommunen sind in einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) zusammengeschlossen. Das heißt, für beide Gemeinden gibt eine Verwaltungseinheit, die in Wolfsegg ihren Sitz hat. Teil dieser Verwaltung ist auch das Standesamt, das für die Trauungen auf der Burg zuständig ist.

Da sich viele Heiratswillige das Ja-Wort vorzugsweise an einem Samstag geben wollen, bringt das eine enorme zusätzliche Belastung für die Standesbeamten. Zudem kommen etwa zwei Drittel der Brautpaare nicht aus der VG. Zwischen 400 und 500 Stunden müssen die Gemeindebediensteten im Jahr für das Standesamt aufwenden, hat Verwaltungsleiter Peter Sterl ausgerechnet. Was in der Vergangenheit noch zu verkraften war, ist für die knapp sieben Stellen zählende Verwaltung mittlerweile nur noch unter erheblichen Anstrengungen zu verkraften.

Aufgaben sind mehr geworden

Denn dort sind zuletzt die Aufgaben geradezu sprunghaft mehr geworden. Das Haushaltsvolumen in beiden Kommunen hat sich in den letzten drei Jahren vervierfacht. All das muss von der Verwaltung umgesetzt werden, die auch so schon mit einem erheblichen Personalengpass zu kämpfen hat. Hier sollte die Auslagerung des Standesamts an den Markt Lappersdorf Entlastung schaffen.

Doch diese Lösung liegt den Wolfseggern schwer im Magen. Denn auf der Wolfsegger Burg wären Trauungen dann zwar grundsätzlich weiter möglich, allerdings nur noch durch Bürgermeister Wolfgang Pirzer oder seine Stellvertreter. „Das ist zu viel“, betont Pirzer.

Der Wolfsegger Bürgermeister gesteht, dass bei diesem Thema zwei Seelen in seiner Brust schlagen. Einerseits sieht er durchaus die Entlastung, die die Verlagerung für die Verwaltung bringen würde. Andererseits hat er aber auch das neue Burgkonzept im Blic , in dem die Trauungen nach dem Willen des Burg-Kuratoriums weiterhin eine große Rolle spielen sollen. „Schließlich ist die Burg unser Aushängeschild“, betont Pirzer. Zudem werde der Personalengpass mit der Abgabe des Standesamtes nicht behoben – schon gar nicht kurzfristig. Denn die Lösung könne erst ab 1. Januar 2018 greifen. „Das Standesamt wegzugeben ist viel leichter, als es später wieder zurückzubekommen, warnt Gemeinderätin Maria Scheid.

Damit liegt sie nicht falsch. Das bestätigt der Köferinger Bürgermeister Armin Dirschl. Köfering hat das Standesamt vor Jahren an die Gemeinde Obertraubling abgegeben. Obwohl die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert, gab es aus den Reihen der Bürger zuletzt Stimmen, die das Standesamt wieder gerne in Köfering sehen würden. Die Gemeinde ist nun gerade dabei, die Kosten dafür zu ermitteln. Doch schon jetzt ist klar, dass es ohne personelle Verstärkung wohl nicht gehen wird. „Denn wir sind sehr schlank aufgestellt“, erklärt Dirschl. Dazu kommen die Kosten für einen zusätzlichen Arbeitsplatz im Rathaus, für die nötige Software und für die regelmäßigen Schulungen der Standesbeamten. „Das ist wahrscheinlich zu teuer“, glaubt Dirschl, der Zweifel hat, dass sich die Gemeinde das leisten kann.

Längst kein Thema mehr ist die Verlagerung des Standesamts in Pettendorf. Seit 2009 sind die Standesbeamten in Lappersdorf für diese Aufgaben zuständig. Pettendorf zahlt dafür einen Betrag, der sich am Arbeitsaufkommen orientiert. Im Jahr 2016 waren das gut 8000 Euro. „Die Zusammenarbeit läuft perfekt“, sagt Bürgermeister Eduard Obermeier. Den größten Vorteil sieht er darin, dass in Pettendorf nun nicht mehr die fachlichen Kompetenzen in der Verwaltung vorhanden sein müssen. Denn für die zum Teil komplexe Arbeit des Standesamts mussten zwei bis drei Mitarbeiter dauerhaft ausgebildet werden.

„Eine absolute Spezialaufgabe“

Genau hier setzt die Argumentation der Pielenhofener Gemeinderäte an. „Das Standesamt ist eine absolute Spezialaufgabe“, erklärt Rudolf Gruber. Deshalb gibt es nach Ansicht von Bürgermeister Reinhold Ferstl für eine kleine Verwaltungsgemeinschaft keinen Grund, das Amt zu behalten. „Das ist für uns schwer verständlich und kurzsichtig“, betont Ferstl. Für ihn geht es auch darum, das angesichts der angespannten Personalsituation möglicherweise eine Notfallbesetzung des Standesamts nicht mehr gewährleistet werden kann.

Mittlerweile sind alle Argumente ausgetauscht. Zusammengekommen sind die Vertreter der beiden Kommunen aber nicht. Dieses Patt zementiert nun die Verhältnisse – und freut so manches Brautpaar. Denn das Standesamt bleibt weiterhin in Wolfsegg und ermöglicht Trauungen auf der Burg. Wer dort allerdings samstags heiraten will, muss sich jetzt frühzeitig um einen Termin kümmern. Getraut wird dort künftig nur noch am ersten Samstag im Monat zwischen 10 und 13 Uhr.

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