Interview
Langguth: Tat keinem Milieu zuzuordnen

Einer Frau aus Zeitlarn wird vorgeworfen, ihr Kind so vernachlässigt zu haben, dass es starb. Ein Experteninterview.

22.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Prof. Dr. med. Berthold Langguth, Chefarzt in der Zentralen Aufnahme und der Psychiatrischen Institutsambulanz sowie im Zentrum für Allgemeinpsychiatrie der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg. Foto: medbo

Warum vernachlässigen Mütter ihre Neugeborenen?

Das kann vielerlei Gründe haben. Eine Möglichkeit ist, dass jemand im Rahmen einer psychischen Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, sich um sein Kind zu kümmern, und auch nicht in der Lage ist, andere um Hilfe zu bitten.

Welche Rolle spielt das persönliche Umfeld solcher Frauen?

Derartiges Fehlverhalten kann in jedem sozialen Milieu vorkommen. Aber je enger die sozialen Beziehungen sind, desto größer sind natürlich die Chancen, dass ein derartiges Verhalten auffällt und Unterstützung von außen erfolgt.

Woran scheitert es dann?

Oft kommt es vor, dass sich betroffene Personen von Familienangehörigen, Nachbarn und Freunden immer weiter isolieren, sodass dann auch kein Umfeld mehr vorhanden ist, das helfen kann.

Bereuen diese Mütter später, was sie getan haben?

Das ist pauschal schwer zu beantworten. Wenn es sich um ein Fehlverhalten im Rahmen einer Krankheit handelt, dann werden betroffene Personen dies später – im gesunden Zustand – sicher bedauern.

Hier lesen Sie unseren aktuellen Text über den Kindstod in Zeitlarn.