Tiere
Gnadenhof rettet vor dem Metzger

Ein Verein nimmt in Bernhardswald Tiere auf, wenn sie nicht mehr versorgt werden können. Helfer und Spender werden gesucht.

13.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:49 Uhr
Peter Luft
Sogar ein Dutzend Hausschweine genießt derzeit auf dem Gnadenhof in Bernhardswald seinen Lebensabend. −Foto: Fotos: Peter Luft

Jetzt gibt es auch in Bernhardswald einen Gnadenhof für Kleintiere. Es ist ein Ort, am dem Tiere ihren Lebensabend in angepasster Umgebung lebenswert verbringen können.

1. Vorsitzender Manfred Schilling und 2. Vorsitzende Ulla Lindemann betreuen seit sechs Monaten in der Bayerwaldstraße 1b den „Verein Kleintiergnadenhof“. Der Verein ist vor zehn Jahren in Nittenau gegründet worden. Das zehnjährige Jubiläum feiern die Mitglieder und Aktiven des eingetragenen Vereins mit dem Umzug in den Landkreis Regensburg.

Aufgenommen werden auf dem Kleintiergnadenhof in Not geratene Tiere. Das kann vorkommen, wenn Herrchen oder Frauchen krank werden oder gar sterben und Verwandte das Haustier nicht aufnehmen können oder wollen.

Ein Wohlfühlkonzert

Hunde bellen, Katzen miauen, Hühner gackern, der Gockel kräht, Gänse und Enten schnattern, Schafe blöken, Ziegen meckern, Hasen femeln, Schweine grunzen und die Meerschweinchen scharren. Im Freilauf-Gehege wird der Besucher mit diesem Wohlfühlkonzert der Tiere begrüßt.

Von Manfred Schilling und Ulla Lindemann werden Besucher an der Gartentür freundlich per Handschlag begrüßt. „Schön, dass uns die MZ besucht. Wir sind nämlich umgezogen und hier neu, also noch nicht so gut bekannt hier. Für eine Bleibe ist hier von Nittenau über Neukirchen-Balbini der dritte, sesshafte Platz. Ich hätte nie geglaubt, dass es einmal so viele Tiere werden. Angefangen habe ich mit zehn Katzen. Und es wurden immer mehr“, erinnert Ulla Lindemann. „Da kam uns die Idee, wir könnten gleich einen Verein gründen. Und bis wir g’schaut ham, hatten wir 60 Tiere“, ergänzt Manfred Schilling.

„Wir sind wie ein Altenheim, aber keine Pension. Eigentlich ist es mit Kleintieren losgegangen. Jetzt haben wir auch Schafe und Ziegen. Wir haben so manchen Stallhasen vor dem Schlachten gerettet. Wegen der Katzen können wir aber keine Vögel aufnehmen", erzählt Schilling. Man müsse alten Tieren gegenüber zutraulich sein und sie fürsorglich mögen. „Da muss man schon mal einem Schwein beim Aufstehen hochhelfen.“ Leider gibt es auf dem Gnadenhof auch Grenzen: „Wir können nicht alle Tiere aufnehmen. Wir tun mit Hingabe unser Möglichstes. Wir vermitteln auch Tiere weiter“, erzählt Manfred Schilling.

„Für unseren Gnadenhof sind wir auf Spenden angewiesen. Wir erhalten keine staatliche Hilfe. Wir bräuchten mehr Mitglieder. Es gibt handwerklich am Hof viel zu tun“, so der gebürtige Schwabe. Er muss jeden Tag frisches Futter beschaffen. Für Obst und Gemüse geben Fruchthöfe und Supermärkte dankend viel ab. Und vom Bäcker gibt es altes Brot und Semmeln.

Tiere werden auch weitervermittelt

„Wir vermitteln auch Tiere und geben sie in gute Hände. Ein guter Platz ist mir wichtig. Ich schau mir die Leute zuvor an. Für das Tier muss es schon passen“, darauf legt Ulla Lindemann großen Wert. Sie wirbt für den Verein mit Info-Ständen. „Oft können Frauchen und Herrchen ihre Haustiere nicht mehr selber versorgen, können mit ihnen nicht mehr Gassi gehen. Problematisch wird es für Tierhalte oft auch, wenn die Tiere nicht mehr stubenrein sind. Oder es werden Hunde ausgesetzt. Manchmal sind Eltern auch überfordert, ein Haustier zu halten. Oder es steht ein Umzug ins Haus, berichten die beiden Vorstände über Gründe, warum Tiere abgegeben werden müssen..

„In der kurzen Zeit hier in Bernhardswald wächst die Besucherzahl“, berichten Schilling und Lindemann. Bei Kindern ist der Gnadenhof auch als Streichelzoo beliebt geworden. „Wir kommen mit den Nachbarn gut aus. Wir wollen auch nicht stören. Wir achten auf Ruhe“, erzählt Ulla Lindemann. „Die Tiere werden einfach so alt, weil sie bei uns stressfrei leben. Es ist für sie ein entspanntes Lebensgefühl. Wenn ein Hund nicht rennen will, dann eben nicht. Wir müssen oft auch Zähne ziehen“, erzählt Manfred Schilling von seiner Tierliebe.

Auf Mittelbayerische Maps finden Sie Kleintiergnadenhöfe, Tierschutzvereine und Tierpensionen in Regensburg und der Region: