Kultur
Martina Schwarzmann mag das Zeltfestival

„Die Stimmung kommt mitten auf der Bühne an“, sagt die Kabarettistin über die Lappersdorfer Veranstaltungsreihe.

01.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Konzentriert: Martina Schwarzmann beim Soundcheck im Lappersdorfer Festivalzelt Foto: Seidl

Hinter dem Zelt herrscht Campingplatz-Flair. Tische, Stühle, Bierbank und ein großer Grill stehen locker verteilt zwischen Garderobe- und Materialcontainern. Sogar ein kleiner aufblasbarer Swimmingpool ziert das Backstage-Areal des Lappersdorfer Zeltfestivals. Krasser könnte der Unterschied zu den muffigen Räumen und Gängen von Konzerthallen nicht sein.

„Die Künstler genießen das“, sagt Alex Bolland lächelnd. „Wir grillen für sie, wenn es schön ist, sitzen alle im Freien und bei Bedarf haben wir auch einen geschützten Essplatz.“ Zum 9. Mal organisiert er mit seiner Kulturagentur das Festival an der Regendorfer Straße – und jedes Jahr wird noch irgendeine Kleinigkeit verbessert. Bolland: „Bei der Premiere hatten wir einen einzigen Container, jetzt sind es vier, das ist hier mittlerweile eine richtige kleine Stadt.“

Kurz nach 18 Uhr trifft Martina Schwarzmann ein. Die oberbayerische Kabarettistin begrüßt Bolland und seine Leute wie alte Bekannte. „Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich hier schon gespielt habe, viermal mindestens“, räumt sie schmunzelnd ein. Die familiäre Atmosphäre in Lappersdorf sei etwas Besonderes, „und das Grillen, das ist super, vor allem bei dem Wetter“.

Zehn Minuten später sitzt Martina Schwarzmann für den Soundcheck auf der Bühne – Gesang, Gitarre, keine große Sache. Doch beim Abmischen gibt es Probleme, ein Mikrofoneingang fällt aus. „Martina, vielleicht machst kurz Pause“, empfiehlt der Techniker am Mischpult, während er sich auf Fehlersuche macht. In 90 Minuten soll ihr Auftritt beginnen. Macht einen so etwas nervös? „Nein, Lampenfieber habe ich nie, vielleicht vor der Premiere eines neuen Programms. Nach rund 1800 Auftritten wär das doch auch blöd. Da kann nichts mehr passieren.“ Ein paar Minuten später funktioniert die Technik wieder, der Sound passt – Zeit, den Bolland-Grillservice in Anspruch zu nehmen.

„Im Bierzelt, da sind alle drin“

Sie trete eigentlich überall gerne auf, sagt Martina Schwarzmann. Jetzt im Sommer, ist für sie hauptsächlich Bierzelt-Saison. „Das tolle am Bierzelt ist, da sind alle drin, Alte, Junge, einfache Leute und andere ...“ Aber irgendwann sei es auch wieder in einer Stadthalle schön, „wenn’s nicht nach Hendl stinkt“. An Lappersdorf gefällt Schwarzmann das Zelt-Flair mit der kreisförmigen Bestuhlung besonders. „Das ist ein bisschen wie im Zirkus Krone. Die Stimmung kommt mitten auf der Bühne an.“

Diese Besonderheit bestätigt auch Bolland. „Die Energie ist hier einfach anders.“ Die Besucher seien entspannter als bei einem Auftritt in einem geschlossenen Raum. „Vielleicht liegt das ja an Kindheitserinnerungen, die fast jeder an einen Zirkus hat.“ Dazu kämen die arena-artige Bestuhlung und die niedrige Bühne. „Durch diese Nähe pushen sich Publikum und Künstler gegenseitig.“ Das sei schon am Beifall zu spüren. „Der Konstantin Wecker hat 2009 gesagt, hier ist der Begrüßungsapplaus stärker als woanders der Schlussapplaus.“

Diese Atmosphäre basiert auch auf einer guten Organisation. 15 bis 20 Leute hat Bolland an einem ausverkauften Abend im Einsatz. Die meisten sind schon seit Jahren dabei. „Wir sind ein sehr familiäres Team.“ Vermutlich überträgt sich das auf die Künstler, die beim Zeltfestival auftreten. Auch mit denen gebe es äußerst selten Probleme, erklärt Bolland. Ob Konstantin Wecker, Gerhard Polt oder Al Di Meola – „gerade die vermeintlichen Stars sind sehr handsam.“

Peter Cornelius war schwierig

Schlechte Erfahrungen hat Bolland lediglich mit Peter Cornelius gemacht. „Das Konzert war zwar schön, aber ihm und seiner Frau konnte man nichts recht machen.“ So sei es unmöglich gewesen, in Regensburg ein Hotel zu finden, das ihren Ansprüchen genügte.

Um Viertel vor acht kommt Martina Schwarzmann fertig gestylt und angezogen aus der Garderobe. Selbst als sich der Konzertbeginn um einige Minuten verschiebt – etliche Konzertbesucher verfolgen das dramatische Finale des Jahn-Relegationsspiels noch am Handy mit – wirkt die 38-Jährige noch tiefenentspannt. Mit dem Schlusspfiff in München entert Alex Bolland die Bühne und kündigt die Kabarettistin an.

Martina Schwarzmann hat das Publikum im ausverkauften Festivalzelt von der ersten Minute an im Griff. Nur eine Sache kann die Oberbayerin, bei einem der letzten Auftritte mit ihrem aktuellen Programm „Gscheid gfreid“ ein wenig aus der Ruhe bringen: die Lappersdorfer Mücken. „Das sind so winzige Biester hier. So etwas gibt es bei mir daheim nicht.“