Kabarett
Schwarzmann füllte ein Zelt mit Lachen

Sie erzählte im Plauderton – wie immer a bisserl naiv, a bisserl ungeniert – und fesselte in Beratzhausen 1000 Gäste.

07.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr

Martina Schwarzmann begeisterte in Beratzhausen Foto: Kroboth

„Gscheid gfreit“ hat sich die Kabarettistin Martina Schwarzmann am Donnerstag im Beratzhausener Festzelt, wo es an dem Abend so „gmütlich, kuschlig, warm“ war. Fürsorglich verspricht sie: „I schau scho, dass net so lustig wird, dann miasst’s net so schwitzn.“ Aber wer schwitzt nicht gern, wenn er von der Schwarzmann das wahre Leben serviert bekommt – den Alltag mit Kindern und Träumen, den Höhen und Tiefen, umgeben von Verwandten und anderen Mitmenschen.

Das Bierzelt ist mit 1000 Besuchern so voll wie selten, besetzt bis auf den letzten Platz in den hintersten Reihen. Die Lachoffensive als Veranstalter sorgt mit offenen Zeltwänden für Durchzug. Und der Festwirt hat mit kalten Speisen und großen Brezen den Geschmack der Gäste getroffen – dazu das süffige Festbier vom Neumarkter Lammsbräu.

Von unerwünschten Freundinnen

„Schee, dass do seits!“, ruft Martina Schwarzmann ihren Fans entgegen und erzählt freimütig, dass sie ihr Blumenkleidchen auf dem Flohmarkt erstanden hat – „so a Glück!“ Anders schaut’s da bei der Verwandtschaft aus, „die sucht man sich net aus, die is scho do“. Der Mensch wird in die Familie hineingeboren – so wie die drei Kinder der Künstlerin, die im Alter von eins, fünf und sechs Jahren schon früh morgens „auf hundert laufen“. Mit ihrem Nachwuchs hat die Schwarzmann auch viele neue Freundinnen gefunden – „die i gar net wollte!“ Frauen, deren Wohnungen stets pikobello aufgeräumt sind, jahreszeitlich dekoriert – die sogar ihre Unterhosen bügeln: „Ich kauf’ mir solche, die glatt sind, wenn ich sie anzieh‘.“

Auf der Gitarre begleitet sich die Kabarettistin zu ihrem nächsten Lied, mit dem sie feststellt: „Multi-Tasking is a Scheißdreck!“ In ihrem unvergleichlichen Plauderton – a bisserl naiv, a bisserl ungeniert – erzählt sie von ihren Träumen, etwa Tretbootfahren auf dem Ammersee oder Sex am Lagerfeuer. „Und i träum davon, dass allen Volksvertretern bei jeder Lüge die Zunge anschwillt.“ Mit diesem kurzen Schwenk in die Politik kehrt Schwarzmann zurück zu ihren Kindern, die daheim das Haus „zuabasteln“.

Dann klappert’s in der Festzeltküche – „poliert da jemand s’Bsteck?“, horcht die 38-jährige Komödiantin in den Raum. „Bei Arbeitsgeräuschen aus der Küche werd i total unentspannt“, verrät sie und macht deutlich: „Des moan i ernst!“

Spätestens jetzt ist auch dem Küchenpersonal klar, dass diese Passage nicht zum Programm gehört. Ob es der Aufforderung Schwarzmanns gefolgt ist – „könnt ihr des vielleicht draußen polieren? – bleibt offen. Aber Ärger oder gar Unruhe im Publikum hat sie damit unterbunden. Martina Schwarzmann schafft es tatsächlich, ein volles Zelt über zwei Stunden zu fesseln. Wer will schon die „Ballade vom lila Auto“ verpassen oder das Gedicht „Mit Gott um die Welt“?

„Wo d’Leich no obeschwoabt wird“

In der Pause konnten sich die Gäste mit CDs oder der Geschirrtuch-Kollektion („Mia glangts, dass i woas, dass i kannt, wenn i woin dad“) eindecken. Die Künstlerin nutzte derweil die Zeit zum Anruf daheim beim Ehemann, damit der nicht vergißt, den Hühnerstall zuzumachen, erfährt das Publikum im zweiten Teil dieses Kabarettabends. Dahoam ist Martina Schwarzmann dort, „wo wird“. Sie selber wünscht sich auf ihrem Grab mal statt Blumen eine Zucchinipflanze, damit man sieht, wie lange schon keiner mehr da war – und „damit’s no was zu holen gibt“.

„Heit dua i moi nix“, stimmt Martina ein weiteres Lied an und räumt ein, dass sich selbst Fredl Fesl gewundert habe, wie sie auf die gleiche Melodie immer wieder neue Texte findet. Eigentlich sei sie ja „von Natur aus faul“, gesteht die Künstlerin – „aber i kimm ja net dazua!“ Sie fordert mehr Toleranz zwischen Dicken und Dünnen – „… nicht diskriminiern, entscheidend is, was drin is im Hirn …“

Zum Glück der begeisterten Publikumsschar hat Martina Schwarzmann nach ihrem dritten Kind inzwischen „abgestillt, drum pressierts mir nimma so“. Sie erzählt von ihrem Mann, dem Landwirt und ihrer Ausbildung zur Köchin. Ist froh, dass sie mittlerweile „von hint und von vorn gleich oid“ ausschaut und verabschiedet sich mit einem ruhigen Lied: „Iatz bin i miad, iatz mog i mei Ruah!“

Doch vor der Ruhe unterschrieb Martina Schwarzmann noch zig Autogrammkarten, setzte ihr Konterfei auf Geschirrtücher und unterhielt sich mit ihren Fans.