Gastronomie
Trotz Ankündigung: Lokal bleibt zu

Marienthal bleibt vorerst geschlossen. Die Brauerei Bischofshof stand parat, doch die Nachlassregelung ist noch offen.

26.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Sabine Norgall

Auch wenn das Plakat noch hängt: Eine Wiedereröffnung der Ausflugsgaststätte wird es demnächst nicht geben. Statt einer Verpachtung, wie geplant, könnte demnächst der Verkauf anstehen. Foto: Norgall

Vergangene Woche in Marienthal: In dem großen, schattigen Biergarten blühen die Kastanien. Doch dort, wo sich sonst an jedem sonnigen Tag die Ausflügler drängten, steht keine Bank, kein Stuhl. In der Mitte des verlassenen Biergartens ist ein Grüngutcontainer abgestellt, jemand hat begonnen, den Wildwuchs zu lichten. Seit dem 1. November ist das Wirtshaus geschlossen. Am Zaun der Traditionswirtschaft hängt ein großes Banner, das auf eine baldige Wiedereröffnung hinweist. Doch dazu wird es, zumindest vorerst, nicht kommen.

Bei der Brauerei Bischofshof stand man seit Jahresbeginn in den Startlöchern, hoffte auf einen Pachtvertrag. Schon zu Ostern wollte man die Gaststätte wieder beleben. Als der erste Termin scheiterte, ging man von Pfingsten aus. Auch ein erfahrener Pächter stand parat. Doch jetzt musste Thomas Neiswirth, Pressesprecher der Brauerei, absagen. Der Pachtvertrag, der fast schon sicher schien, ist momentan gescheitert. Als Grund dafür nennt Neiswirth eine Entscheidung des Nachlassgerichts. Seitens der Brauerei sieht man das Scheitern mit großem Bedauern. Seit das Schild von der Neueröffnung am Zaun des Biergartens hing, gab es immer wieder Anrufe. „Die Leute hätten am liebsten gleich reserviert“, sagt Neiswirth. Die rege Nachfrage unterstreiche die Bedeutung des Lokals. Die Brauerei ist auch weiterhin an der Wirtshaus Marienthal interessiert: „Das ist eine tolle Ausflugsgaststätte, ein Schmankerl.“

160 Jahre im Familienbesitz

Über 160 Jahre war die Ausflugsgaststätte im Besitz der Familie Wittman. Der ehemalige Wirt, Max Wittmann, hatte sich zuletzt selbst aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, die Gaststätte war verpachtet. Nach dem Tod von Max Wittmann im Dezember 2015 wurde der Regensburger Rechtsanwalt Markus Würtenberger zum Nachlasspfleger bestimmt. Er vertritt, so erläutert er es im Gespräch mit unserem Medienhaus, die sogenannten „unbekannten Erben“. Seine Aufgabe ist es, deren Erbe zu sichern.

Nachdem sich die Verpachtung der Wirtschaft jetzt im Zuge der Nachlassregelung zerschlagen hat, soll zeitnah geprüft werden, ob sie verkauft werden kann. Wie schnell das geht und ob die Gaststätte eventuell noch in dieser Sommersaison wiedereröffnet werden kann, diese Fragen sind laut Rechtsanwalt Würtenberger noch völlig offen.

Im Bereich Tourismus ist die Gaststätte Marienthal ein Aushängeschild für die Marktgemeinde Regenstauf, sagt Bürgermeister Siegfried Böhringer. Für viele Radler sei die Gaststätte ein beliebtes Ziel oder ein Zwischenstopp bei ihrem Ausflug ins Regental. Der Zeltplatz, der zum Besitz gehört, werde von Bootswanderern immer gerne angesteuert.

Anfragen gehen im Rathaus ein

Weil Interessenten momentan nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, gehen viele Anfragen bei der Marktgemeinde ein. Da handelt es sich um Einzelanfragen von Ausflüglern, aber auch Betriebe oder Busunternehmen fragen immer wieder mal an, ob denn der Betriebsausflug oder der Busstopp in Marienthal möglich sei. Bislang muss die Gemeinde allen Anrufern immer absagen, weil man auch im Rathaus nichts genaues weiß.

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Auch Nittenaus Bürgermeister Karl Bley ist enttäuscht, dass der Wirtshausbetrieb in Marienthal momentan nicht weitergeht. Auch von Nittenau aus sei das Wirtshaus stets ein beliebter Anlaufpunkt gewesen, dessen Anziehungskraft, wenn es nicht bald weitergehe, womöglich verebben könnte. Bley nannte Marienthal ein „Kleinod im Regental“. Die Einkehr dort sei auch bei den Nittenauer Geisterwanderungen zur Burgruine Stockenfels immer ein beliebter Schlusspunkt gewesen.

Bürgermeister Karl Bley hat für die Überquerung des Regens in Marienthal im Rahmen des Oberpfälzer-Seenland-Projekts zwei Holzzillen bestellt, die in den nächsten Tagen geliefert werden sollen. Wenn es allerdings keinen Wirt in Marienthal gebe, der die Zillen bisher immer betrieben habe, müsse man sich darüber Gedanken machen, wer in diesem Sommer die Wanderer über den Regen bringt, sagt Bley.