MZ-Serie
Auch nach dem EM-Aus bleibt der Stolz

24 Länder, 24 Rezepte: Wir stellen typische Gerichte der EM-Nationen vor. Diesmal: Fidan Haliti präsentiert „Fli“.

30.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:52 Uhr
Im Nationaltrikot seines Lieblingsspielers Lorik Cana präsentiert Fidan Haliti ein Stück des albanischen Gerichts „Fli“. −Foto: Neumayer

Im roten Trikot der albanischen Nationalmannschaft kommt Fidan Haliti in die Redaktion. Er trägt die Nummer „5“ auf dem Rücken, denn sein absoluter Lieblingsspieler heißt Lorik Cana. Der Kapitän des albanischen Teams trägt diese Nummer. „Er ist bei uns ein Volksheld“, sagt Haliti, der das albanische Gericht „Fli“ vorstellt. Seine Mama hat es am Tag zuvor zubereitet, er hat ein Stück zum Probieren mitgebracht. „Zuerst muss man die Zutaten zu einem Teig verrühren“, erklärt er. Der Teig solle etwas dickflüssiger als beim Crêpes sein: „Dann hat er die richtige Konsistenz.“

Der Kosovo-Albaner gibt allerdings zu, dass seine Mama für das Kochen zuständig ist. „Mein Koch-Talent ist sehr gering“, lacht der 23-Jährige. Immerhin kann er sich selbst Nudeln oder Eier kochen, wenn die Mama mal verhindert ist.

Sehr zeitaufwendig, aber lecker

Für die Füllung des Gerichts „Fli“ hat seine Mutter die Zutaten vermischt und mit Salz abgeschmeckt. In eine eingefettete Backofenform wird der Teig dann löffelweise strahlenförmig vom Rand zur Mitte gestrichen. So soll eine Sonne entstehen. „Auf die freien Flächen wird dann mit einem Löffel die Füllung gestrichen, so dass der ganze Boden bedeckt ist“, erklärt Haliti.

Früher wurde das Gericht im Freien auf einer offenen Feuerstelle zubereitet, erzählt der Verkaufsberater eines Neumarkter Autohauses: „Damals hatte man im Kosovo nicht die großen Möglichkeiten.“ Heute bereitet seine Mutter das Gericht im Backofen zu. Allerdings ist die Zubereitung sehr zeitaufwendig. „In der Regel braucht man da zwei bis drei Stunden“, sagt Haliti. Deshalb kommt „Fli“ auch nicht jeden Tag auf den Essenstisch der Halitis: „Wenn wir es dann aber essen, ist es schon etwas Besonderes.“ Er kenne niemanden, dem dieses Gericht nicht schmecken würden, sagt der 23-Jährige.

Nachdem die erste Schicht in der Form ist, kommt sie bei 250 Grad Celsius (Oberhitze) in den Backofen und wird nur wenige Minuten gebacken. „Solange, bis der Teig bräunlich ist“, erklärt Haliti. Dann folgt die zweite Füllung – allerdings wird der Teig dort aufgestrichen, wo beim ersten Mal die Füllung war. Die freien Felder werden dann wieder mit der Füllung bestrichen. „Das ganze Prozedere wird solange gemacht, bis das Gericht die gewünschte Höhe erreicht hat“, sagt der Fan von Bayern München.

Früher hat er selbst noch Fußball gespielt: „Beim ASV Neumarkt und bei Neumarkt Süd.“ Doch dann musste der Neumarkter in Nürnberg zur Schule und gab das Fußballspielen auf. In Albanien ist der Fußball die beliebteste Sportart, sagt er. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf das Turnier gewesen. „Es lief dann aber ein bisschen blöd“, bedauert Haliti. Als Tabellendritter sind die Albaner nach der Vorrunde ausgeschieden.

Autokorso nach dem Sieg

„Aber nach dem Sieg gegen Rumänien war in Nürnberg die Hölle los“, erzählt Haliti. Die Spiele hat er entweder zu Hause mit der Familie oder mit Freunden in Nürnberger Bars geschaut. Beim Autokorso nach dem Spiel gegen die Rumänengab es kein Halten mehr gegeben: „Einer hat auf ein Polizei-Auto eine albanische Flagge gelegt.“

Aber Haliti hat zu diesem Zeitpunkt schon geahnt, dass es trotzdem nicht reichen würde für das Achtelfinale. Die Wahrscheinlichkeit sei zwar da gewesen, aber wirklich daran geglaubt habe er nicht: „Dass es Portugal noch irgendwie schafft, war klar.“ Ein bisschen enttäuscht war er nach dem Ausscheiden schon – aber der Stolz überwiegt. „Alle Albaner sind stolz auf ihr Land – egal, ob das bei der EM ist oder nicht“, sagt Haliti. Jetzt drücke er den Deutschen die Daumen: „Wenn sie Italien schlagen, dann werden sie Europameister.“

Wenn „Fli“ fertig gebacken ist, wird das Gericht warm serviert. „Ich esse es gern mit Schafskäse“, verrät Haliti. Viele mögen dazu aber auch Marmelade, Joghurt oder einen Schoko-Aufstrich: „Es ist einfach ein Gericht, das jeder gern isst.“

Zutaten für „Fli“

für den Teig: 1kg Weizenmehl, 1l Wasser, 1 EL Salz, 1 Stück Butter für die Form, für die Füllung: 400g Sahne, 2 Becher Schmand, 100g zerlassene Butter, 200g Naturjoghurt, 2 EL Salz

Die MZ-Lokalredaktionen beleuchten in einer gemeinsamen Serie die Nationalgerichte der EM-Teilnehmerländer.Hier geht es zu unserem Spezial.