Musik
Bei den Spiders an der Gitarre

Willie Duncan ist mit der Spider Murphy Gang viel unterwegs. Leben möchte er nirgendwo anders als in Regensburg und Umgebung.

22.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr
Angelika Lukesch

Willie Duncan ist Gitarrist der Spider Murphy Gang. Er lebt seit drei Jahren in Wolfsegg. Vorher wohnte er viele Jahre lang in Regensburg.

Am äußersten nördlichen Rand von Wolfsegg versteckt sich ein leuchtend blaues Haus. Es ist an der östlichen Seite vollständig umgeben von Wald, an der westlichen und südlichen Seite grenzt das Grundstück an die bestehende Bebauung. Hier lebt seit drei Jahren Willie Duncan, nachdem er vorher 37 Jahre lang in Regensburg gelebt hatte.

Willie Duncan ist ein berühmter Mann. Als Gitarrist der legendären Spider Murphy Gang hat er die Welt gesehen, vor 70 000 Zuschauern gespielt und erst vor wenigen Tagen zusammen mit den anderen Gang-Mitgliedern den oberbayerischen Kulturpreis erhalten.

Das Jahr 1977, in dem Elvis Presley starb, war für Willie Duncan ein besonderes Jahr. In diesem Jahr betrat der Schotte, der in Iserlohn geboren wurde (Duncans Eltern stammen aus Aberdeen. Sein Vater war beim Militär und in Iserlohn stationiert) zum ersten Mal bayerischen Boden. Der junge Musiker hatte damals eine Anzeige aufgegeben: „Englischer Gitarrist sucht Band“ und er bekam ein Angebot aus Regensburg.

Die bayerische Einsamkeit

Aus Marburg kommend fuhr er in seinem R5 auf der Autobahn Richtung Regensburg. „Als ich dann Richtung Regensburg abgebogen bin, war das ganz komisch. Denn die Autobahn war völlig leer und außer mir ist sonst keiner mehr abgebogen“, erinnert sich Duncan lächelnd. Ihm sei etwas mulmig geworden, denn dort, wo er herkam, seien überall viele Leute, viele Autos und viel Trubel gewesen.

Diese bayerische Einsamkeit seinerzeit war ihm völlig neu. Außerdem, erzählt Duncan weiter, sei am Tag vorher der Tatort mit dem Titel „Rattenfänger“ gelaufen. In diesem Krimi sei eine Geschichte über eine bayerische Rockband erzählt worden, in der außerdem kolportiert wurde, dass die Bayern „die Langhaarigen hassen. Ich hatte damals sehr lange Haare und tatsächlich ein bisschen Furcht vor den Bayern“, grinst Duncan bei der Erinnerung daran. „Hier war einfach alles leer auf den Straßen und ich hatte keine Ahnung, was hier los ist!“

Den Woche-Preis abgeräumt

Letztendlich kam Willie Duncan im Alter von 22 Jahren jedoch heil in Regensburg an und begann Musik zu machen. Seine Band „Buzzard“ war in den fünf Jahren zwischen 1977 und 1982 ein absoluter Knaller in Regensburg. „Wir haben alle Leute das Fürchten gelehrt“, erinnert sich Duncan und zeigt Bilder aus der damaligen Zeit. Lauter langhaarige Rocker sind darauf zu sehen, darunter Willie Duncan mit einer wirklich beachtlichen Haarmähne und der charmanten Zahnlücke, mit der auch heute noch jedes Lächeln in Duncans Gesicht einen Charmepunkt mehr erhält.

Sehen Sie hier einen Auftritt der Spider Murphy Gang im Jahr 1989:

Duncans Band „Buzzard“ gewann den Wettbewerb der Regensburger Wochenzeitung „Die Woche“ und damit die goldene Triangel. Willie Duncan machte jedoch nicht nur mit seiner Band „Buzzard“ Musik, sondern auch mit dem „Duo Duncan“, mit „Duncan, Smith and the Machine“ und mit „The Willie Duncan Band“. 1985 gewann er mit „Buzzard“ einen Wettbewerb, den Günter Behrle ausgesetzt hatte und bei dem ein Plattenvertrag winkte. „Den haben wir jedoch nie bekommen, das ärgert mich heute noch“, sagt Duncan. Übrigens hätte die „Doris“ bei eben diesem Wettbewerb den fünften Platz errungen. Später wurde „Doris“ zu Nicki, dem allseits bekannten bayerischen Cowgirl. Mit der Band „Duncan, Smith and the Machine“ heizte Duncan den Regensburgern Mitte der achtziger Jahre ein. „Wir spielten 300 Tage im Jahr live im Irish Harp und im Dubliner. Die Regensburger liebten damals den irischen Lebensstil mit Whisky und Live Musik in einem Pub!“

„Ich wollte nie mehr von hier weg“

In Bayern, genau gesagt in und um Regensburg, fand Willie Duncan eine Heimat, die er sich selbst erwählte. „Ich wusste damals in kurzer Zeit: Das ist das, wo ich sein will. Ich wollte nie wieder von hier weg“, erzählt der Gitarrist und betont, dass sich daran im Laufe der 40 Jahre, die er nun in Bayern wohnt, nichts geändert habe.

„Wir hatten so viel Spaß zusammen und die Spiders sagten: Ohne dich gehen wir nirgendwohin.“Willie Duncan

Noch während seiner eigenen hauptberuflichen Rockstar-Zeit hatte er schon Kontakt zur Spider Murphy Gang. „Anfang Oktober 1982 hat mich mein Manager, der die Willie Duncan Band, aber auch die Spider Murphy Gang betreute, gefragt, ob ich nicht bei den Spiders mitarbeiten wolle. Zunächst gar nicht als Gitarrist, sondern als Tour Manager, als der, der das Catering besorgt, als Chauffeur, als alles. Das habe ich dann auch nebenberuflich gemacht. Vor allem die Arbeit als Tourmanager war sehr stressig“, erzählt Duncan.

Dies sei die turbulente Zeit gewesen, als der Hit „Skandal im Sperrbezirk“ alle Charts dominierte und die Spider Murphy Gang überall angesagt war. Neben der Arbeit entstand zwischen Willie Duncan und den Band- Mitgliedern der Spider Murphy Gang eine echte Freundschaft. „Wir hatten so viel Spaß zusammen und die Spiders sagten: Ohne dich gehen wir nirgendwohin.“

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Der Gitarrist schottischen Ursprungs mit bayrischer Wahlheimat galt den Spiders als „Entstresser“ und als ein Mensch, der Entspannung herbeiführen konnte. Hinzu kam, dass Duncan zu jener Zeit ein eigenes kleines Tonstudio in Regensburg-Stadtamhof am Gries hatte. Am Gries wohnte Duncan siebzehn Jahre lang. „In diesem Studio habe ich die Demos für die Spider Murphy Gang gemacht, das war in der Zeit, als sie „Ich grüße alle und den Rest der Welt“ und „FFB“ gesungen haben“, erzählt der Gitarrist.

Irgendwann, im Jahr 1988, stieß Willie Duncan auch als Gitarrist zu den Spiders. „Ich habe seit 1988 auch mitgespielt, deswegen klingen die späteren Aufnahmen auch anders als die vorherigen. Barny spielt mehr die Rock’n’Roll-Gitarre, ich mehr die modernere.“

Seit 35 Jahren ist Willie Duncan mit der Spider Murphy Gang unterwegs. Sie spielten in riesigen Hallen, in megagroßen Zelten und in Arenen. Vor wenigen Leuten und zigtausenden. Der Effekt, sagt Willie Duncan, sei immer dasselbe. „Wir schlagen auf der Gitarre die ersten paar Takte an und schon sind die Leute in Stimmung.“

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