Erfinder
Biostahl kommt aus dem Labor

Forscher Thomas Scheibel hat eine Faser aus Spinnfadenprotein erfunden und Adidas macht Schuhe daraus.

02.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr

Faszinierende Spinnenseide: Prof. Thomas Scheibel, der aus Regensburg kommt, präsentierte seinen Bio-Steel. Foto: altrofoto.de

Prof. Thomas Scheibel ist nicht nur ein weltweit anerkannter Wissenschaftler, sondern unterhält auch wunderbar. Zum Vortrag über Spinnenseide amJubiläumsabend des Werner-von-Siemens-Gymnasiumsbrachte er zwei Spinnendamen mit und hinterfragte auf humorvolle Weise den Spiderman-Mythos. Auf einer Großleinwand konnten die mehr als 300 Besucher in der Aula seine Ergebnisse verfolgen. Der 48-Jährige, ein gebürtiger Regensburger, leitet den Lehrstuhl Biomaterialien an der Uni Bayreuth.

Scheibel ist es gelungen, eine Faser aus Spinnenseidenprotein herzustellen. Er nennt sie „Bio-Steel“, also Biostahl, weil sie so belastbar ist wie echte Spinnenseide. Und diese übertrifft von der Dehnbarkeit und Tragfähigkeit her die Carbonfaser, die im Auto- und Flugzeugbau verwendet wird, und das stärkste Nylon. Sie ist hypoallergen, bakteriostatisch, entzündungshemmend und fördert die Wundheilung – ein wahrer Wunderstoff also.

Die von Scheibel gegründete Firma AMSilk hat den industriellen Prozess entwickelt, um Spinnenseide in großem Stil biotechnologisch zu produzieren. Im „Siemens“ hat der Forscher die Nutzungsvielfalt präsentiert. Im Winter kommt ein Adidas-Schuh in die Läden, der – bis auf die Sohle – aus Scheibels in Garn umgewandelter Superfaser besteht. „Wir sind weltweit die Einzigen, die das Rezept kennen“, sagte der 48-Jährige. Sein Team arbeitet an weiteren Nutzungsmöglichkeiten des Ökostoffs: als Pflaster, Brustimplantat, Hautgel oder 3D-Druckertinte zur Herstellung von Ersatzgewebe.