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Der letzte Regensburger Möbelhändler

„Einrichtung Zankl“ trauert um den Seniorchef. Doch das Familienunternehmen wird sich gegen die Branchen-Riesen behaupten.

21.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr
Helmut Wanner

Helmut Renner mit seiner Enkelin Julia. Sie ist heute 19 und trägt die Fackel weiter. Foto: Renner

Helmut Renner ist ein Beweis dafür, dass sich Qualität bewährt. Sein Betrieb, den er unter dem Namen Zankl aufgebaut hat, ist das letzte alteingesessene Regensburger Einrichtungshaus. Es floriert. Nun trägt es Trauerflor.

Die Tage um den 13. September bezeichnet Christina Renner als schicksalshafte Tage in ihrem Leben. „Der 13. September war unser Hochzeitstag, am 14. September haben wir kirchlich geheiratet und am 15. September ist mein Mann gestorben.“ Renner starb an der Lungenkrankheit COPD, die durch Schlagerstar Roland Kaiser bekannt wurde. Das Requiem findet am Freitag um 10.30 Uhr in der Alten Kapelle statt. Christina Renner findet Trost im Gedanken, „dass wir durch das Geschäft in 54 Jahren länger zusammen waren als andere Paare.“

Seit 1889 immer familiär bedient

Helmut Renner wurde am 12. Mai 1944 geboren. Er war sieben Jahre alt, als er den Vater verlor. Fritz Renner war Auktionator. Er handelte mit alten und neuen Möbeln. Renner starb bei der Möbelauslieferung. Es war ein tragischer Verkehrsunfall.

Den Servicegedanken im Herzen

Theresia Renner stand plötzlich mit ihrem einzigen Helmut alleine da. Sie heiratete wenige Jahre später Ignaz Zankl, den Mann, der dem Geschäft den Namen gab. Das Paar hatte selbst keine Kinder. Der Zankl Opa hat das Geschäft für den Stiefsohn erhalten. Er wurde 96 Jahre alt. Helmut Renner lernte bei der Regensburger Firma Myrtha den Schreinerberuf und stieg dann in die Firma ein.

Nach der Heirat zogen die „Möbler“ in die Erhardigasse. In der Nachbarschaft des Kirchensteueramts wurde es bald zu eng. Man kaufte 1977 das markante Eckgebäude in der Luitpoldstraße. Das wurde für die nächsten 34 Jahre der Dreh- und Angelpunkt der „Wohnkultur Zankl“. Wenn man die Fotos der Anzeige von 1977 sieht, springt der Wandel ins Auge. Damals warb Zankl mit der Eckbank „Eiche massiv“ und einem Butzenscheiben-Büfett: das Leitbild der Küchenkultur.

1997 erfuhr die Zankl-Geschichte das Update des Generationenwechsels. Die Söhne erfanden sich neu und zogen in das imposante Gebäude in der Sedanstraße 18. Gerade haben sie es zu einem knapp 3000 Quadratmeter großen Showroom ausgebaut. Stefan und Andreas bieten dort eine neuartige Welt an Design und Interieur. Die Kunden kommen aus einem Einzugsbereich von 120 Kilometern. So trotzt Zankl als Familienbetrieb im 128. Jahr erfolgreich der Konkurrenz der großflächigen Mitbewerber.

Auf einem Familienfoto hält Renner ein Mädchen auf dem Arm. Es ist Julia, die das Unternehmen irgendwann weiterführen wird. „Die 19-Jährige absolviert gerade ein work&study-Studium bei einem befreundeten Münchner Unternehmen“, sagt ihr stolzer Vater, Stefan Renner.

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